„Blablaba“ auf Tür zum DamenkloGleichstellungsbeauftragte kritisiert Kölner Brauhaus
Köln – Wenn Gäste des vor dem Lockdown sanierten und vor kurzem wiedereröffneten Brauhauses „Em Kölsche Boor“ die Toilette aufsuchen, kann es zu einem kurzen Zucken kommen. Wo vielerorts ein schlichtes „H“ und ein „D“ oder ein Herren- und Damen-Piktogramm den Geschlechtern den Weg weisen, trifft der „Boor“ eine weitere, und zwar pikante Unterscheidung: ein „Bla“ hier, ganz viele „Blas“ dort.
Für den WC-Gag gab es jetzt eine Rüge, und das sozusagen amtlich. Die städtische Gleichstellungsbeauftragte Bettina Mötting kritisiert das „Blablaba“ auf der Tür der Damentoilette der Gaststätte am Eigelstein als „diskriminierend“. Altherrenwitz-Niveau im Jahre 2021?
Dem „Express“ sagte Mötting: „Ich finde es schade, dass sich Gastronomen und Gastronominnen heutzutage keine kreativeren Lösungen für den Toilettenbereich einfallen lassen und demnach auf altbekannte Klischees und Stereotype zurückgreifen. Ich würde mir wünschen, dass sich die Gesellschaft allmählich von diesen platten Geschlechterklischees verabschiedet.“
Wissenschaftliche Evidenz für den höheren Redeanteil von Frauen fehlt
Mötting, Leiterin des „Amtes für Gleichstellung von Frauen und Männern“, betont, dass dem Klischee zudem „jegliche empirische Grundlage“ fehle. Es sei eine Legende, dass Frauen mehr reden würden als Männer.
„Wissenschaftlich gibt es keinerlei Evidenz dafür, dass Frauen mehr sprechen als Männer. Letztlich ist die Frage nach dem Sprechanteil eine individuelle Typfrage und keine Frage des Geschlechts“, sagte Mötting. „Die Reduzierung und Pauschalisierung auf Letzteres ist aus meiner Sicht nicht nur diskriminierend gegenüber Frauen, sondern auch Männern gegenüber, haben diese doch auch mehr zu sagen als „bla“.
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Gender-Zoff vom Feinsten. Jedenfalls kommt ein selbstbewusstes Kontra von der Brauhausgeschäftsführung – die hat eine Frau inne: Melanie Schwartz (38), Chefin der Traditionsbrauerei „Zur Malzmühle“, die 2020 den „Boor“ übernahm. Mit wissenschaftlichen Studien habe die Geschichte „ja überhaupt nichts zu tun“ gehabt, betont sie. „Wir fanden das einen Gag, die Überspitzung eines Klischees – zum Schmunzeln.“ Man müsse nicht alles zu ernst nehmen.
Brauhaus lange Zeit in Frauenhand
Im Unternehmen hätten im übrigen Frauen seit jeher viel zu sagen gehabt: „Ich bin die fünfte Generation der Familie. Leider war es immer so, dass die Männer früh gestorben sind, und die Frauen dann das Unternehmen weitergeführt haben. Mein Vater ist der erste, der diese Tradition glücklicherweise gebrochen hat, der lebt noch, ich bin auch die erste Tochter, die es gab, sonst gab es immer Söhne.“
Als das Brauhaus im Mai 2020 nach einer Komplettsanierung wieder eröffnete, bekam es Zuspruch von anderer höchster Stelle. Der Domkapitular und Innenstadt-Pfarrer Dominik Meiering segnete die neuen Räumlichkeiten, die Geschäftsführer, das Personal und die ersten Gäste mit Weihwasser ein. (red)