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„Erschreckend kläglich“ – Köln lässt Solidarität für Israel bisher vermissen

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Lesezeit 2 Minuten
Eine israelische Flagge an der Fassade des Kölner Rathauses

Eine israelische Flagge an der Fassade des Kölner Rathauses

Auch Köln sollte Solidarität mit Israel deutlich machen, findet unser Autor.

In Köln wird viel und oft demonstriert. Und das manchmal durchaus eindrucksvoll. Gerade, wenn es um Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit geht, hat es die Stadt seit der ersten „Arsch huh“-Demo 1992 mit rund 100.000 Teilnehmenden zu bundesweiter Bekanntschaft gebracht – als verlässliche Bastion gegen jede Form von Rassismus.

Umso bedrückender wirkt daher das öffentliche Schweigen, das seit den brutalen Terrorangriffen der Hamas auf Israel über der Stadt liegt. Seit mehr als zwei Wochen gibt es zwar immer wieder pro-israelische Mahnwachen oder kleinere Kundgebungen. Ein klares, deutliches und vor allem vernehmbares Signal der Solidarität mit Israel aber ist in Köln bisher ausgeblieben. Das wirkt gerade angesichts der eindrucksvollen Großkundgebung vom Wochenende in Berlin erschreckend kläglich.

Vorstand der Kölner Synagogengemeinde wünscht sich sichtbaren Ausdruck der Solidarität

Abraham Lehrer, Vorstand der Kölner Synagogengemeinde, bekannte unlängst, dass er zwar viel Solidarität spüre, sich aber auch einen sichtbaren Ausdruck dieses Rückhalts wünsche. Genau das ist aber bisher in Köln ausgeblieben. Die verschiedenen Aktionsbündnisse, sonst so rührig und erfolgreich auch in der kurzfristigen Mobilisierung der Kölnerinnen und Kölner, sind still und untätig, die Parteien ebenso. Dabei ist doch eines unbestritten: Wer seine Solidarität mit den jüdischen Opfern des Hamas-Terrors zeigt, darf dennoch kritisch sein gegenüber der Politik Israels, darf auch die Sorgen über die Folgen des unausweichlichen Gegenschlags im Gazastreifen artikulieren.

Zunächst und vor allem aber gilt auch in Köln, was Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin gesagt hat: Der Schutz jüdischen Lebens ist in Deutschland nicht nur Staatsaufgabe, sondern auch Bürgerpflicht. Dies deutlich zu demonstrieren, stünde Köln sehr gut zu Gesicht.