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Kommentar zum Kölner Dom-HotelUnwürdige Eigentümer an ehrwürdigem Ort

Lesezeit 3 Minuten
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Das Kölner Dom-Hotel (hier eine Aufnahme aus 2006) steht seit vielen Jahren leer. 

Köln – Dort, wo Köln seinesgleichen sucht, zeigt es Spuren einer Vernachlässigung, die an Verkommenheit grenzt. Gegenüber der weltberühmten gotischen Kathedrale gammelt seit nunmehr vier Jahren das leer stehende Dom-Hotel vor sich hin. Der einst prachtvolle Bau aus der Kaiserzeit ist in einem so jämmerlichen Zustand, dass die Eigentümerin, die Bayerische Versorgungskammer, nach Jahren betulichen Besinnens nun sogar einen Teilabriss in Erwägung zieht.

Als ginge es um irgendeine Hütte auf irgendeiner Kuhwiese; als hätte man alle Zeit der Welt; und als schuldete ein Investor niemandem Rechenschaft für den Umgang mit einer von ihm erworbenen Immobilie. Es gibt auch die andere Seite der Verantwortung: einer Öffentlichkeit gegenüber, die mit Entscheidungen leben muss, die das Stadtbild prägen.

Das Dom-Hotel war zuletzt weit davon entfernt, eine Zierde zu sein. Sein Niedergang war über die Jahre mitzuerleben. So erinnert sich etwa Konrad Adenauer, der Vorsitzende des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins. Aber das Hotel funktionierte, es war ein Treffpunkt, und vor allem strahlte es Leben aus, was man sich an diesem privilegierten Platz wünscht, vis-à-vis des Weltkulturerbes.

Eine einzige Enttäuschung

Der gegenwärtige Zustand sei eine einzige Enttäuschung, sagt Adenauer. Vor zwei Jahren noch wurden Kritiker beruhigt, alles sei in Ordnung, es werde alsbald Zug in die Renovierung kommen. Dem wolkigen Gerede steht die Wirklichkeit entgegen. Frühestens im Sommer 2019 werde das Hotel wiedereröffnet, heißt es jetzt von Investorenseite. Im Klartext: Es dauert mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit länger. Einer wertvollen Immobilie an ehrwürdigem Platz wäre ein würdiger Eigentümer zu wünschen, nicht bloß ein zahlungskräftiger Käufer.

Es gibt die Theorie, wonach eine zerbrochene Scheibe in einem leer stehenden Haus sofort repariert werden sollte, damit nicht weitere Zerstörungen bis zur völligen Verwahrlosung folgen. In einem weiteren Sinn wird das Dom-Hotel so zur steinernen Mahnung für die ungelösten Fragen der Historischen Mitte. Wie geht es weiter mit dem Römisch-Germanischen Museum, das wegen einer Komplettsanierung zeitweise schließen muss?

Was tritt an die Stelle des Kurienhauses, dessen Abriss eigentlich beschlossene Sache ist? Was geschieht mit dem alten Verwaltungsgebäude – heute beschönigend „Solution Space“ genannt –, das ebenfalls dem Dom gegenüberliegt? Und was geschieht mit den angrenzenden Gebäuderiegeln? Gibt es einen Zeit- und einen Gestaltungsplan? Wenn ja – wer kennt sie?

Probleme im Zentrum Kölns

Im Grunde werden hier, im Zentrum Kölns, die Probleme einer Stadt ansichtig, die mitunter wie in Trance zu agieren scheint. Anders ist es kaum zu erklären, dass sich keine ordnende Hand rührt, dass niemand mit Investoren spricht oder Pläne so zu koordinieren versucht, dass sie sich nicht wieder Jahre und Jahrzehnte hinziehen.

Verwaltungsspitzen und Oberbürgermeister (oder Oberbürgermeisterinnen) haben Gestaltungsmöglichkeiten. Sie können Prozesse beschleunigen, Gespräche anberaumen, auf Verbindlichkeit pochen und versuchen, all das zu synchronisieren, was an Aufgaben zu bewältigen ist. Die Planungen sollten aufeinander abgestimmt sein. Sonst wird ein eben fertiggestelltes Projekt gleich wieder zur neuen Baustelle.

Und wo alles Organisieren nicht hilft, kann eine Stadtspitze immer noch die Trumpfkarte „Öffentlichkeit“ spielen. Köln braucht Investoren, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Aber an erster Stelle braucht die Stadt eine Führung, die handelt, statt die Dinge treiben zu lassen. Besonders da, wo Köln am meisten Köln ist: rund um den Dom.