Die Serie „Krank Berlin“ vom Streamingdienst Apple TV+ spielt in einer chaotischen und überfüllten Notaufnahme.
„Total roh und archaisch“Kölner spielen Hauptrollen in neuer Krankenhaus-Dramaserie

Die Kölner Slavko Popadić und Haley Louise Jones spielen Hauptrollen in der neuen Serie „Krank Berlin“.
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Neben Polizeiwachen gehören Krankenhäuser wohl zu den beliebtesten Spielorten deutscher Produktionen. Diese neue Krankenhausserie unterscheidet sich aber stark vom üblichen Vorabendprogramm: Am 26. Februar startet bei dem Streamingdienst Apple TV+ „Krank Berlin“. Die Serie spielt in der Notaufnahme eines überfüllten und chaotischen Berliner Krankenhauses und die Fälle, mit denen das medizinische Personal dort konfrontiert wird, sind nichts für schwache Nerven.
In den Hauptrollen von „Krank Berlin“ sind zwei Kölner Schauspieler zu sehen: Haley Louise Jones spielt in der achtteiligen Dramaserie Dr. Suzanna Parker, die neue Chefin der Notaufnahme. Und Slavko Popadić tritt in der Rolle des hartgesottenen und ihr anfangs sehr abgeneigten Dr. Ben Weber auf.

Viel los in der Notaufnahme: Haley Louise Jones (l.) als Dr. Suzanna Parker in der Serie „Krank Berlin“.
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Als Vorbereitung auf ihre Rollen hatten sie nicht nur ein Training mit einem echten Arzt, der ihnen etwa gezeigt hat, wie man einen Zugang legt, sondern durften auch ein „Praktikum“ am Eduardus-Krankenhaus in Köln-Deutz machen, erzählen die Schauspieler beim Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Wir durften dort mit einem Großteil des Personals und mit den beiden Leiterinnen der Notaufnahme sprechen. Die haben uns erlaubt, da wirklich nah ranzugehen. Das war sehr wertvoll für den Dreh später“, sagt Jones.
Intimacy-Koordinatorin für emotional schwierige Szenen
Eine der größten Herausforderungen bei der Produktion war dann laut der Kölnerin tatsächlich etwas, was erstmal banal klingt: Nicht zu rennen. Denn das ist in Notaufnahmen nicht erlaubt. „Das war gegen jeden Impuls, mich in diesem Chaos, in dieser Lautstärke und dem Alarm, der da die ganze Zeit herrscht, immer wieder daran zu erinnern: Nein, du spielst eine Ärztin, du gehst zügig, aber du rennst nicht.“
Die Serie hielt aber auch emotional einige Herausforderungen für die Schauspielerinnen und Schauspieler bereit. So wird etwa eine Totgeburt sehr eindrücklich gezeigt. „Das war für mich ehrlich gesagt mit einer der heftigsten Momente“, sagt Popadić. Auch Jones kann sich gut an die Stimmung erinnern: „Wenn ich daran denke, kriege ich jetzt noch eine Gänsehaut. Da war so eine Schwere und Betroffenheit im Raum.“ Genau dafür sei eine Intimacy-Koordinatorin am Set gewesen. „Das spricht auch für dieses Projekt und die Macherinnen und Macher. Die haben verstanden, dass Intimacy-Koordination nicht nur für Sex-Szenen gebraucht wird, sondern auch für solche, die emotional derart fordernd sind.“

Slavko Popadić als Ben Weber in der Serie „Krank Berlin“.
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Das, was die Serie für den Zuschauer zwischenzeitlich sehr anstrengend macht – das hohe Erzähl-Tempo, das gewollte Durcheinander, die sehr eindeutige Darstellung von Gewalt, Drogen und Leid – macht „Krank Berlin“ für die Hauptdarsteller so besonders: „Die Serie erzählt das total roh und archaisch. Sie zeigt den Dreck und die Missstände und es geht nicht nur um den Krankenhausalltag an sich, sondern um das Personal, das andere heilen will und dabei selbst krank wird“, sagt Popadić.
Im Gegensatz zu anderen Krankenhausserien würden die Ärzte nicht als Helden in weißen Kitteln dargestellt werden, sondern als Menschen, die auch mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben. „Ich habe das Gefühl, man kriegt eine sehr reale, ehrliche Abbildung vom Ist-Zustand. Es ist immer noch Fiktion, aber da sind viele wahre Elemente dabei“, sagt Jones.
Der Dreh dieser Serie, insbesondere aber die Vorbereitung, bei der Jones und Popadić mit vielen Ärztinnen und Ärzten gesprochen haben, habe ihre Sicht auf das deutsche Gesundheitswesen verändert. „Ich wusste nicht, dass die Umstände in Notaufnahmen so extrem sind, dass die so überfüllt und unterbesetzt sind. Wie sehr diese Menschen dort strugglen und trotzdem weiter dafür kämpfen und sich kümmern, das verdient einen Riesenrespekt“, sagt Popadić. Nachdrücklich beeindruckt habe Jones aber, wie die Menschen, mit denen sie reden konnten, auch für diesen Beruf brennen: „Zu sehen, wie deren Augen glitzern und zu hören, warum sie das machen und wie sich das anfühlt, wenn man jemanden nach Hause schicken kann, weil man weiß, man hat dieser Person gerade geholfen. Es passieren wahnsinnig viele Dinge, die nicht schön sind, aber alle arbeiten aus einem Grund da: Leben zu retten. Und das war für mich ein unheimlich wichtiger Schlüssel für die Rolle.“