Kritik aus EhrenfeldSportanlage soll mit Kölner Grüngürtel verbunden werden
Ehrenfeld/Lindenthal – „Sportstadt zu sein muss, man leben, das geht nicht vor dem Fernseher“, für den Sportwissenschaftler Professor Robin Kähler hat das Prädikat, mit dem sich Köln gern schmückt, nichts damit zu tun, dass Wettbewerbe hiesiger Sportvereine möglichst oft im Fernsehen gezeigt werden. Unter seiner Federführung entstand in den zurückliegenden zwei Jahren ein Gutachten zur Sportentwicklungsplanung für die nächsten 15 Jahre. Schon in diesem Haushaltsjahr wurden 2,65 Millionen Euro zur Umsetzung von Maßnahmen, die in diesem Gutachten vorgeschlagen werden, veranschlagt.
Kählers Credo: Der öffentliche Raum ist immer auch Sportraum. Es zieht sich wie ein roter Faden durch das 156 Seiten starke Gutachten. „Es ist kein Gutachten, das den Ausbau der Sportstätten empfiehlt, sondern wir verfolgen einen integrativen Ansatz“, erklärte Kähler, der damit für die Mitautoren die Professoren Lutz Thieme und Hans Peter Brandl-Bredenbeck sowie Markus Fischer sprach. Damit dies gelingt, soll der Sport künftig in zentrale Stadtentwicklungsprojekte einbezogen werden. Ämterübergreifende Projektkonferenzen sollen bei der Umsetzung helfen.
Wie übergreifend die Planung sein kann, zeigt das Modellprojekt Innerer Grüngürtel, das jetzt den Bezirksvertretungen Ehrenfeld, Innenstadt und Lindenthal näher vorgestellt wurde. Konkret geht es darum den Bereich entlang der Inneren Kanalstraße zwischen Gleisdreieck und Aachener Weiher zu optimieren, um vorhandene Sportangebote mit neuem zu kombinieren. Zum Modellgebiet gehören die Bezirkssportanlage Ehrenfeld Prälat-Ludwig-Wolker zwischen der Everhard- und der Inneren Kanalstraße sowie der Sportplatz des Gymnasiums Kreuzgasse. Außerdem die frei nutzbaren Sportbereiche zwischen Venloer- und Vogelsanger Straße.
„Das ist der richtige Ansatz”
Die Weiterentwicklung der schon vorhandenen sportlich genutzten Räume wird sowohl aus der Perspektive einer Freiraum-, Sport- und Schulentwicklungsplanung als auch aus der Perspektive der Menschen, die im Umfeld des Planungsgebietes leben, Sport treiben oder sich bewegen wollen, betrachtet. „Das ist der richtige Ansatz“, lobte Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister für die Innenstadt. Ihm gefallen, dass das Gutachten, die Bereiche Natur, Kultur und Freizeitsport einschließe. Auch in der Bezirksvertretung Lindenthal gab es Zustimmung.
Die Bezirksvertretung Ehrenfeld hatte indes einige kritische Anmerkungen. Neben den Anregungen, Aschenplätze in Kunstrasenspielfelder umzuwandeln und bessere Infrastrukturen für Schul- und den Vereinssport zu schaffen, findet sich auch der Vorschlag, die Prälat-Wolker-Sportanlage mit dem Inneren Grüngürtel zu verbinden. Dazu soll eine Fuß- und Radwegbrücke über die Innere Kanalstraße gebaut werden. In der Bezirksvertretung Ehrenfeld gab es dafür aber nicht ungeteilte Zustimmung. Die Politiker setzten sich nämlich für eine Ampelanlage ein, die etwa in Höhe des Fernmeldeturms „Colonius“ ein Überqueren der Inneren Kanalstraße ermöglichen soll. Nun befürchteten sie, dass diese Forderung nicht erfüllt wird und stattdessen das lange Warten auf eine Brücke beginne, für die es noch gar keine Planungen gibt.
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Gänzlich abgelehnt wird die Brücke von der Bürgerinitiative „Innergrün Ehrenfeld“, die sich dafür einsetzt, dass aus der Bezirkssportanlage ein öffentlicher Spiel- und Sportpark wird. „Das stellt ein unnötiges topographisches Hindernis dar, das vor allem von Lastenrädern, Rädern mit Anhänger sowie Menschen, die mit Rollatoren oder Rollstühlen unterwegs sind, nur mühsam zu überwinden ist“, sagte Initiativsprecher Rainer Kiel. „Die von Ihnen beschlossene Ampel wird auf jeden Fall noch in diesem Jahr kommen“, versicherte Hendrik Colmer vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik gegenüber den Bezirksvertretern. Er warnte aber davor, den Vorschlag einer Brücke gänzlich zu begraben. Als positives Beispiel nannte er die Überquerung der Äußeren Kanalstraße, die dort zwei Parkanlagen verbindet und rege genutzt werde.
Denkmalgeschützter Baumbestand
Eine weitere Kritik der Bürgerinitiative bezieht sich darauf, dass in dem Gutachten überhaupt nicht auf den denkmalgeschützten Baumbestand in der Sportanlage eingegangen wird. „Der Umbau der Bezirkssportanlage könnte zu einem Pilotprojekt für eine ökologisch nachhaltige, Ressourcen schonende und dem Klimawandel angepasste Gestaltung einer Sportanlage werden“, so Rainer Kiel. Zwar wird im Gutachten eine „angepasste Berücksichtigung“ des von der Initiative vorgelegten Planungskonzeptes erwähnt, jedoch nicht in welchem Umfang. Ökologie steht indes nicht im Vordergrund des Gutachtens. Eher am Rand bemerkte Professor Robin Kähler, dass die Sportanlage bei Dunkelheit Gefühle der Unsicherheit hervorrufe. Dem könne man abhelfen, indem die Sträucher entfernt werden, damit die Wege von außen besser einsehbar werden.
Im Gutachten wird davon ausgegangen, dass eine weitere Beteiligung der Bürger nicht notwendig sei, da es schon einen Workshop-Prozess gab, an dem Vereinsvertreter, die Stadtverwaltung, Politiker und die Anwohnerinitiative beteiligt waren. Die Ehrenfelder SPD-Vertreterin Katrin Bucher kündigte jedoch an, dass man weiterhin auf eine Beteiligung der Bürger bestehen werde. Konkrete Planungen werden von der Stadtverwaltung erarbeitet und den betreffenden Bezirksvertretungen zur Entscheidung vorgelegt.