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„KVB früher und heute“Wie die Ära der Buchstaben-Bahnen endgültig endete

Lesezeit 2 Minuten
1958: Eine Straßenbahn der Linie P ist auf der Siegburger Straße unterhalb der im Bau befindlichen Severinsbrücke unterwegs.

1958: Eine Straßenbahn der Linie P ist auf der Siegburger Straße unterhalb der im Bau befindlichen Severinsbrücke unterwegs.

Die Kölner Vorortbahnen wurden einst mit Buchstaben benannt. Erst 1969 endete die Ära.

Die Zeit der Severinsbrücke bricht allmählich an, als im Jahr 1958 das historische Foto entsteht. Sie befindet sich gerade im Bau und wird ein Jahr später Deutz mit dem Severinsviertel verbinden. Das erste komplett neue Brückenbauwerk in Köln nach dem Zweiten Weltkrieg soll den innerstädtischen Verkehr deutlich entlasten.

Die Zeit der Vorortbahnen neigt sich währenddessen ihrem Ende entgegen. Unterhalb der noch nicht fertiggestellten Brücke ist eine Bahn der Linie P auf der Siegburger Straße in Richtung Porz beziehungsweise Zündorf unterwegs. Vorortbahnen hatte es in Köln seit 1904 gegeben. Während die Straßenbahnen den innerstädtischen Verkehr bedienten, sollten sie Köln mit umliegenden Städten und Gemeinden wie Mülheim, Bergisch Gladbach oder Lövenich verbinden. „Es gab keine Stadtlinie, die in die Vororte gefahren ist“, sagt Andreas Gálffy vom Verein „Historische Straßenbahn Köln“.

Schneller, größer und komfortabler

Die neuen Verbindungen erschließen Wohngebiete, bringen die Kölner zu Ausflugszielen, transportieren Arbeiter und Schüler. Die ersten 30 Triebwagen für Vorortbahnen lieferten zwischen 1903 und 1908 die Waggonfabriken „Van der Zypen & Charlier“ und „Herbrand“ aus. Laut Chronik der Kölner Verkehrs-Betriebe waren sie schneller, größer und komfortabler als die üblichen Straßenbahnen. Auch ihre crèmefarbene Lackierung unterschied sie von den anfangs dunkelgrünen und olivfarbenen Fahrzeugen, die ausschließlich auf Kölner Stadtgebiet eingesetzt wurden.

Blick auf die Severinsbrücke mit den Kranhäusern im Hintergrund.

Blick auf die Severinsbrücke mit den Kranhäusern im Hintergrund.

Straßenbahnen haben Ziffern, Vorortbahnen Buchstaben. So lernten es die Kölner. Zunächst bestimmte die Reihenfolge der Inbetriebnahme einer Vorortlinie, welcher Buchstabe einer Bahn zugeordnet wurde. Ab 1933 war der Zielort ausschlaggebend. Die Linie F beispielsweise fuhr nach Frechen, die S nach Schlebusch, die O nach Opladen. Aus der Linie E wurde die P Richtung Porz. Das P blieb allerdings auch bestehen, als sie später bis nach Zündorf verlängert wurde.

1969 war die Ära endgültig vorbei

Auf dem Foto ist laut Andreas Gálffy die letzte Fahrzeugserie zu sehen, die für Vorortbahnen eingesetzt wurde. „Man hat die Vorortlinien nach und nach in das Stadtnetz eingegliedert“, sagt der Experte. Stattdessen entstanden neue Durchmesserlinien, die die gesamte Stadt durchfuhren, wo die Vorortbahnen im Stadtzentrum endeten. Da ein separater Fahrzeugpark nun nicht mehr nötig war, sanken auch die Betriebskosten.

Bei der Linie P war es am 12. Juni 1967 so weit. Sie wurde ab diesem Tag von der Linie 7 zwischen Junkersdorf und Porz-Zündorf ersetzt. Als am 6. Oktober 1969 auch die Linie F nach Frechen abgelöst wurde, war die Ära der Buchstaben-Bahnen endgültig vorbei. Da war die Severinsbrücke schon zehn Jahre alt.