Leck bei Shell-Raffinerie in Köln-GodorfBUND: „Ein solches Ausmaß ist erschreckend“
Köln – Die Empörung über einen Öl-Austritt bei Shell in Godorf ist groß – erinnert der Vorfall doch an ein ähnliches Geschehen 2012. Damals war eine Million Liter Kerosin unbemerkt ausgetreten. Es dauerte mehr als sechs Jahre, bis 17000 Leitungen saniert waren. Der größte Teil des „Kerosinsees“ klebt immer noch in Sand und Kies und kann nicht abgepumpt werden. Den Rest sollen jetzt Bakterien erledigen, die das Kerosin zersetzen. Das könnte bis zu 25 Jahre dauern.
Nun also sind bis zu 450.000 Liter eines Vorproduktes für Dieselöl aus einem korrodierten Rohr ausgelaufen. Wie lange die Sanierung des Bodens dauern wird, ist unklar. Und auch, wann das Problem begonnen hat. Anfang April hatte Shell – allerdings nur sehr verklausuliert und deshalb kaum beachtet – auf seiner Website über einen „Produktaustritt“ berichtet.
Shell-Sprecher: „Gutachter sollten erst einmal ihre Arbeit machen“
Mitte Mai kam dann die erste Pressemitteilung, in der schon von Sanierungsarbeiten die Rede war. Vom Ausmaß des Schadens war aber keine Rede. „Wir haben aus gutem Grund keine Zahl genannt, um die Gutachter erst einmal ihre Arbeit machen zu lassen. Wir wollten eine belastbare Zahl“, sagte Shell-Sprecher Mauritz Faenger-Montag. Die Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde und zwei externe Gutachter seien im April eingeschaltet gewesen. In der Tat sei es aber so, dass Shell „den zeitlichen Verlauf, wie lange die Korrosion an dem Rohr schon vorgelegen hat, nicht genau eingrenzen kann“.
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Paul Kröfges, Wasserexperte beim BUND, findet den Vorgang „ungeheuerlich“. Er hatte im Mai auf Nachfrage bei Shell erfahren, dass die beschädigte Leitung bereits im August 2019 stillgelegt worden sei, nachdem man an ihr Öl gefunden hatte. „Die riesige Menge muss also schon vor August ausgetreten sein.“Rafael Struwe (SPD), Vorsitzender des Umweltausschusses des Stadtrats, sagt in einer ersten Stellungnahme: „Shell ist jetzt in der Pflicht, die Menschen vor Ort umfassend zu informieren. Es muss alles getan werden, um Schaden von Menschen und Umwelt abzuwenden.“
Niklas Schmickler, Kommunalpolitiker der FDP Köln-Süd, sagt: „Shell gefährdet seit Jahren Umwelt und Gesundheit der Bürger in den benachbarten Stadtteilen. So kann es nicht weitergehen. Shell muss endlich Konsequenzen und mehr Druck von Seiten der Stadt spüren.“