Rondorf – Zu Beginn der Veranstaltung verteilte Claus-Christoph Hoppe, Mitglied der Werksleitung der Rheinland Raffinerie, zwei Karten unter den Besuchern des Infoabends zum Thema Sicherheit. „Damit bestimmen wir zuerst, wer im Notfall für die Erste Hilfe zuständig ist und wer die Feuerwehr und Behörden informiert“, so Hoppe.
Eine der wichtigsten Sicherheitsvorschriften überhaupt. „Wenn die Rollen im Notfall noch nicht festgelegt sind, gehen bei der Abstimmung schnell vier bis sechs Minuten verloren.“ Wertvolle Zeit, die im Notfall nicht bleibt. „Bei uns im Werk ist das eine Standard-Prozedur. Es ist immer klar, wer im Notfall welche Maßnahmen einleitet“, erklärt Hoppe. Das allgemeine Ziel sei, die Anzahl der Störfälle so gering zu halten wie nur möglich.
Größte Rohöl-Raffinerie Deutschlands
Eine ambitionierte Aufgabe. Denn die Rheinland-Raffinerie der Shell ist die größte Rohölraffinerie in ganz Deutschland. Rund 17 Millionen Tonnen Rohöl werden in Wesseling und Godorf pro Jahr verarbeitet. Dabei wird in der Produktion mit teils hochexplosiven, sensiblen Stoffen und komplexen Apparaturen gearbeitet – Sicherheit habe daher bei den Arbeitsprozessen immer höchste Priorität, erklärten die Vertreter von Shell den besorgten Anwohnern. Und die sind durchaus kritisch eingestellt. Die Explosion eines Festdachtanks mit dem chemischen Stoff Toluol im Jahr 2014 und die Geruchs- und Lärmbelästigung, die das Werk in der Umgebung verursacht, haben die Bevölkerung in den letzten Jahren verunsichert.
Besonders die Fackel des Betriebs, die in etwa 160 Metern Höhe auf dem Kamin über der Anlage angebracht ist, sorgt für Unwohlsein. „Teilweise schlagen da Flammen von 20 Metern Höhe heraus und es gibt riesige schwarze Rauchschwaden“, so einer der Besucher. „Da fragt man sich schon, ob das, was da rausgepustet wird, wirklich unbedenklich für die Gesundheit sein kann.“ Doch Hoppe, der mit seiner Familie selbst am Grenzzaun zum Werk lebt, beschwichtigt: „Die Zahlen aus den umliegenden Krankenhäusern zeigen keinen Grund zur Beunruhigung. Hinsichtlich der Schadstoffbelastungen und Erkrankungen sind keine Auffälligkeiten zu erkennen.“ Zudem sei die Fackel, die dem Druckausgleich im Produktionsprozess dient, nur optisch beeindruckend. „Die Verbrennungen über die Flamme laufen kontrolliert ab und hinterlassen so gut wie keine Rückstände.“
Ängste abbauen
Um solche Unsicherheiten auszuräumen hat Monika Roß-Belkner vom CDU-Ortsverband zum Dialog mit den Vertretern der Rheinland Raffinerie eingeladen. „Wir wollen Ängste abbauen und den Nachbarn die Prozesse im Werk transparenter machen“, so Roß-Belkner. Dazu präsentierten die beiden Vertreter von Shell den rund 20 Besuchern das Sicherheitskonzept der Anlage und erläuterten, welche Verhaltensmuster für den Notfall bereitliegen. Mauritz Faenger-Montag, Chef der Kommunikationsabteilung bei der Rheinland Raffinerie, erhofft sich ebenfalls mehr Transparenz durch die Gespräche.
„Den Nachbarn Blicke hinter den Werkszaun zu ermöglichen, ist für uns enorm wichtig“, erklärt er. „In der Wesselinger Fußgängerzone bieten wir dazu auch seit Januar 2016 das «Nachbarschaftsbüro der Industrie» an. Dort können sich Bürger melden, wenn sie Fragen oder Sorgen bezüglich der Rheinland- Raffinerie haben.“
Shell sorgt für Transparenz
Trotz vieler kritischer Nachfragen der Anwohner kam das Format gut an. „Wenn man einen Nachbarn mit so viel wirtschaftlicher Kraft, aber auch Gefahrenpotenzial hat, möchte man natürlich informiert werden“, so Besucher Kristian Beara. „Neben den neuen Informationen hat mich heute auch die Transparenz überzeugt.“ Die Veranstaltung möchte die Organisatorin nun alle zwei Jahre durchführen. „Damit auch neue Anwohner sich mit der Thematik gut aufgehoben fühlen“, so Roß-Belkner.