Gabriele Germund ist wütend und ratlos. Die Glascontainer vor ihrem Haus sollten schon längst versetzt werden. Bislang tat sich nichts.
Nerven liegen blankKölnerin plagen schlaflose Nächte wegen Glascontainern vor dem Haus
Das laute Klirren von zerberstendem Glas begleitet Gabriele Germund und ihren Mann abends beim Fernsehen, morgens beim Aufstehen, weckt sie manchmal früh oder auch nachts. Seit das Wohngebiet Park Linné vor der Tür der Germunds hochgezogen wurde, steht direkt gegenüber von ihrem Haus an der Linnicher Straße 45 ein Altglascontainer.
Kölner Stadtverwaltung hält Lärmbelästigung für „ortsüblich, wohntypisch und sozialadäquat“
Sehr viele Menschen nutzen ihn, werfen Flaschen sehr früh am Morgen auf dem Weg zur Arbeit hinein, fahren an Sonn- und Feiertagen mit dem Auto vor und entledigen sich des Glasabfalls, der sich während der Woche angesammelt hat – obwohl der Einwurf an diesen Tagen eigentlich verboten ist, genauso wie an Werktagen zwischen 20 und 7 Uhr. „Am Anfang habe ich die Leute noch sehr freundlich auf das Verbot hingewiesen“, erzählt Germund.
Mittlerweile schafft sie das nicht mehr. Sie wird regelmäßig wütend. Die Nerven liegen aufgrund der Dauerbeschallung blank. Sie hat die Stadtverwaltung angeschrieben und gebeten, etwas dagegen zu unternehmen, die Container an eine andere Stelle zu versetzen. Doch die zuständige Sachbearbeiterin antwortete ihr, dass Altglascontainer in Wohngebieten rechtlich zulässig seien, die Lärmbelästigung also „ortsüblich, wohntypisch und sozialadäquat“ sei und von den Nachbarn hingenommen werden müsse. Das ist für die Germunds schwierig.
Lindenthaler Bezirksvertretung hatte beschlossen, die Container umzusetzen
Sie wissen nicht, wie sie ihr Nervensystem gegen die stetige Geräuschkulisse wappnen können. Die Politik hat sich des Problems angenommen und bereits im Mai 2018 beschlossen, dass die Altglascontainer vom Standort Linnicher Straße an die Ecke Standort Linnicher Straße/Stolberger Straße versetzt werden sollen, wo sie keine Anwohner stören und wo sie ehemals auch einmal standen. Doch nichts geschah.
Im Dezember 2021 hat sie diesen Beschluss noch einmal bekräftigt. Seitdem ist wieder nichts passiert. Die Bezirksvertretung hat ihren Beschluss damit begründet, dass die Anwohner durch das Einwerfen von Glas mit Geräuschen belästigt werden. Zudem müssen die Container durch einen Laster entsorgt werden, der in die enge Sackgasse Linnicher Straße hineinfahren, wenden und wieder herausfahren muss. Außerdem besetzen sie einen Parkplatz im Wohngebiet. Der Stellplatz an der Ecke Stolberger Straße/Linnicher Straße wird eher durch Pendler genutzt, die weniger auf einen solchen angewiesen sind als Anwohner.
Braunsfelder Anwohnerin schlug Stadt Köln alternative Standorte vor
Auch Gabriele Germund hat die Stadtverwaltung darauf hingewiesen, dass die Altglascontainer an anderen Orten stehen könnten, statt vor ihrer Haustür. Sie verweist zum einen auch auf den Standort an der Stolberger Straße/Ecke Linnicher Straße. Sie hat zudem einen anderen passenden Standort direkt an dem Wohngebiet ausgemacht: Am Ende einer Stichstraße der Hildegard-von-Bingen-Allee im Park Linné befindet sich neben einer hohen Mauer und dem Bürokomplex Ovum ein Parkplatz, der auch von der Stolberger Straße aus anfahrbar ist.
Dort könnte man die Altglascontainer mit Abstand zu den Wohngebäuden platzieren. Sie wären für die Anwohner des großen Neubaugebietes genauso gut zu erreichen wie an der Linnicher Straße. Doch die Sachbearbeiterin der Stadtverwaltung sieht das anders: „Bei der Standortplanung wurden die erforderlichen Kriterien berücksichtigt“, schreibt sie. „Ich habe versucht, in der näheren Umgebung einen Ersatzstandort zu eruieren. Leider ohne Erfolg. Es findet sich kein Standort, der die Kriterien erfüllt.“ Warum nicht und warum die Ecke Stolberger Straße/Linnicher Straße oder der Parkplatz an der Seitenstraße der Hildegard-von-Bingen-Allee als Alternativstandorte ausscheiden, erläutert sie nicht.
Auch auf erneute Nachfrage beantwortete die Stadtverwaltung diese Frage nicht. Allerdings beschäftigt sie sich damit: „Die Stadtverwaltung prüft die Umsetzung des Beschlusses der Bezirksvertretung Lindenthal“, so schreibt eine Stadtsprecherin, „und wird voraussichtlich in der nächsten Sitzung die Bezirksvertretung über das Ergebnis informieren“.