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Oft schwere BissverletzungenHunde attackieren Kölner Schwäne – Verein fordert Handeln

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Schwänin Judy wurde von einem Hund attackiert und hat schwere Bissverletzungen erlitten. Dieser Angriff ist kein Einzelfall.

Köln-Lindenthal – Judy ist eine eigenwillige Schwanendame. In ihrer Familie hat sie das Kommando. Am Clarenbachkanal, wo sich ihr Nest befindet, gibt sie Schwanenmann Clarence und den Küken gerne die Marsch- und Schwimmroute vor. Die Freunde der heimischen Wasservögel kennen das Familienleben der Kölner Schwäne: Claudia Scherping von der Initiative „Schwäne Köln“ und Aleke Schücking von „Wasservögelfreunde Köln“ sehen regelmäßig nach den Tieren, gerade in der Brutzeit. Scherping irritierte vor einiger Zeit, dass die sonst so resolute Judy kraftlos wirkte und taumelte.

Kölner Gewässer: Mehrere verletzte Schwäne gefunden

Beim genaueren Hinsehen entdeckte sie ein tiefes Loch in ihrem Schwanenbauch. Später fiel den Vogelfreunden auf, dass auch Clarence seinen linken Flügel nicht mehr heben konnte und Blut im Gefieder hatte. Mit Helfern fingen Scherping und Schücking die großen Vögel nacheinander ein und brachten sie zu einer Tierärztin. Die Diagnose: Judy hatte eine fünf Zentimeter tiefe Bisswunde am Bauch. „Sie war sehr tief,“ schildert Scherping, „und bereits infiziert, entzündetes Gewebe war zum Teil bereits abgestorben.“

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Die Tierschützerinnen Aleke Schücking (l.) und Claudia Scherping vor der Brutstätte der Schwanenfamilie am Clarenbachkanal.

Clarence wies ebenfalls Bisswunden auf: ein großes Loch in der Flügelspannhaut und eine große tiefe Wunde im Bereich des Unterarmknochens. Die Ärztin säuberte und nähte die Verletzungen in langwierigen Operationen. Vogelfreunde vermuteten bereits, dass die Schwäne von Hunden gebissen worden waren. Per E-Mail informierte sie ein Anwohner darüber, was geschehen war: Der Mann hatte nachts beobachtet, wie zwei Hunde die Schwanenfamilie mit ihren fünf Küken auf ihrem Nest attackierten. Die Hunde seien unangeleint gewesen, die Halterinnen, zwei junge Frauen, seien sichtlich überfordert. „Die Hunde sind sogar im Wasser geschwommen, um die Schwäne zu verfolgen und haben zugebissen“, so schreibt der Augenzeuge.

Überleben der Schwäne zunächst unsicher

Judy und Clarence werden die Hundeattacke überleben. Sicher war das eine ganze Weile nicht. Wenn auch nur eines der Tiere gestorben wäre, hätte das bereits dramatische Auswirkungen gehabt. Schwäne sind monogam und bleiben zumeist ihr Leben lang mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin zusammen. Ihr Tod ist ein schwer zu verkraftender Verlust für die Tiere.

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Schwänin Judy mit ihren Küken auf dem Clarenbachkanal.

Das zeigt sich am Beispiel von Schwanenmann Dino, der ebenfalls am Clarenbachkanal lebt und vor einigen Jahren seine Schwänin namens Madame verloren hat, weil ein Unbekannter auf den Vogel geschossen hatte. „Dino hat sie ein Jahr lang gesucht“, schildert Schüking. Ruhelos schwamm und wanderte der Schwan umher, auf der Suche nach seiner Liebsten. Mittlerweile hat er sich beruhigt, ist aber immer noch solo.

Verletzte Schwäne: Kölner Verein kritisiert Hundehalter

Die Wasservögelfreunde ärgern sich sehr über diejenigen Hundebesitzer, die ihre Tiere achtlos von der Leine lassen und dann nicht mehr im Griff haben. In Köln gilt die Pflicht, Hunde angeleint zu lassen, es sei denn eine Wiese ist ausdrücklich als Freilauffläche gekennzeichnet. Der Kölner Hundetrainer und -halter Masih Samin hat eine klare Meinung zu dem Problem: „Wenn Hundehalter den Wunsch haben, ihre Tiere überall von der Leine lassen zu dürfen, ist das ein falsches Verständnis von Freiheit, denn so werden sie ihrer Verantwortung nicht gerecht“, sagt er. „Sie können dann unangeleint bleiben, wenn sie hundertprozentig mit dem Halter kooperieren, wenn nicht, laufen die Hunde Gefahr, auch selbst dabei verletzt zu werden.“

Naturschutzverband fordert einen Hunde-Führerschein

Gerade am Clarenbachkanal, wo viele Fußgänger, Radfahrer und eben auch Hundebesitzer unterwegs seien, sei es unangemessen, die Hunde frei laufen zu lassen. Der BUND fordert strengere Regeln: „Wir brauchen einen Hunde-Führerschein, um den Hundebesitz zu regulieren“, sagt Holger Sticht, Vorsitzender des BUND. „In den Städten leben längst viel mehr Hunde als Platz für diese ist.“

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Zu Gunsten des Tierwohls und zum Schutz anderer gesellschaftlicher Ansprüche müsse ein Hundebesitzer die erforderliche Sachkunde nachweisen. „Wir brauchen darüber hinaus eine personelle Aufstockung beim Ordnungsamt, um endlich ausreichende Kontroll-Taktung zu gewährleisten. Regelungen bringen nur was, wenn sie auch durchgesetzt werden.“

Anzeige gegen Hundehalter erstattet

Die Wasservögelfreunde haben die Halterinnen der Hunde, die die Schwanenfamilie attackiert hat, angezeigt - wegen Wilderei und Sachbeschädigung. Statt einer Bestrafung, wäre ihnen aber eigentlich etwas anderes lieber, sagt Schücking. „Es wäre schön, wenn sich die Hundebesitzer gleich bei uns melden, wenn ihr Tier einen Schwan gebissen hat.“ Denn so könnten sie sich gleich um die Verletzungen kümmern.

Die Wasservogelfreunde freuen sich über Hinweise und Unterstützung über die E-Mail-Adressen info@schwaene.koeln oder info@wasservoegel-freunde.koeln.