Vor allem in engen Großstadtstraßen sollen die kleinen Ladebordsteine ihre Stärken entfalten. Vorerst ist die Nutzung kostenlos.
„Ein Thema der Zukunft“Ladestationen für E-Autos in Köln im Bordstein-Format
Auf den ersten Blick fällt nicht auf, dass aus den beiden normalen Parkplätzen an der Dürener Straße 172 zwei Tankstellen für Elektroautos geworden sind. Erst der Blick nach unten klärt auf. Denn die Steckdosen befinden sich nicht in einer der sonst üblichen Ladesäulen, sondern am Boden in einer Vorrichtung im Bordstein-Format. Erstmals überhaupt können ab jetzt an der Dürener Straße und an der Klosterstraße 16 ganz in der Nähe vier „Ladebordsteine“ getestet werden. Was die Stadt zusammen mit der Rheinenergie-Tochter „TankE“ und der Rheinmetall AG am Donnerstag vorstellte, war also eine Weltpremiere.
Das Angebot wird ein Jahr lang auf Praxistauglichkeit getestet
Vor allem in engen Großstadtstraßen sollen die kleinen Ladebordsteine ihre Stärken entfalten. „Vor allen Dingen rauben sie keinen Platz“, sagt Christoph Müller, Leiter der „Division Power Systems“ beim Unternehmen Rheinmetall, das die Technik entwickelt hat. Ladesäulen seien nicht nur raumgreifend, sie würden nicht selten mutwillig zerstört und stellten eine Unfallgefahr dar: „Nicht überall ist die Ladesäule willkommen.“ Außerdem benötigen sie ein Fundament, das 30 bis 50 Zentimeter in den Boden reicht: „Oft werden Ladestandorte von der Stadt nicht freigegeben, weil der Platz im Boden fehlt“, so Projektleiter Felix Stracke.
Die ein Meter langen Ladebordsteine, die unterirdisch mit einem Stromzähler-Kasten verbunden sind, sollen all diese Probleme lösen. Ihre Bedienung erfordert keine besonderen Kenntnisse: Die Steckdosen können per QR-Code oder mit einer Karte eines der vielen Anbieter freigeschaltet werden. Die Ladeleistung beträgt 22 Kilowatt, womit ein normales Elektroauto in etwa drei bis vier Stunden vollgetankt ist.
Die Entwicklung war laut Christoph Müller allerdings nicht so einfach: Damit die Elemente auch bei Schneefall funktionieren, mussten sie mit einer Heizung ausgestattet werden. Auch Hochwasser und dem Gewicht schwerer Lkw sollen sie standhalten. In einer einjährigen Pilotphase wird das Angebot nun auf Praxistauglichkeit getestet. Vorerst ist die Nutzung kostenlos. Zu den Kosten des Pilotprojekts wurden keine genauen Angaben gemacht.
Für Mobilitätsdezernent Ascan Egerer ist die „Mobilität der Zukunft“ eines der „großen Themen unserer Zeit“: „Wir brauchen zunehmend Lademöglichkeiten.“ Bis auf den Anschlusskasten könne der Ladebordstein in der vorhandenen Infrastruktur des öffentlichen Straßenraums eingesetzt werden. Das komme zum Beispiel nötigen Gehwegbreiten, Sichtachsen oder dem Denkmalschutz zugute: „Die Bordsteintechnik ist daher deutlich unkomplizierter gegenüber einer konventionellen Ladesäule.“
3200 öffentliche Lademöglichkeiten bis 2030
Nach Angaben von Stephan Segbers vom Energieversorger Rhein-Energie gibt es in Köln aktuell rund 1250 öffentliche Ladepunkte an etwa 600 Säulen. Bis 2026 sollen 1000 weitere Ladepunkte hinzukommen. Die Stadt strebt an, 3200 öffentliche Lademöglichkeiten bis 2030 zur Verfügung zu stellen. Roman Suthold vom ADAC Nordrhein lobt zwar die dynamische Entwicklung beim Ausbau der Infrastruktur für Elektroautos.
Aktuell reiche das Angebot in Köln aber bei Weitem nicht aus. Die neuen Elektrotankstellen bewertet der Mobilitätsexperte jedoch als „sehr interessant“. In London werde das Platzproblem gelöst, indem Ladepunkte an Straßenlaternen installiert würden. Die technischen Voraussetzungen dafür gebe es in Köln nicht.
Den Projektpartnern zufolge ist die Wartung der Bordsteine im Vergleich zu Ladesäulen weitaus einfacher. Bei Bedarf sollen sie einfach ausgetauscht werden, was nur wenige Minuten in Anspruch nehme. Je nach Ausgang der Pilotphase sollen weitere Bordsteine installiert werden. „Es werden aber nirgendwo Ladesäulen ersetzt“, sagt Stephan Segbers. Die Boden-Steckdosen seien eher als Alternative dazu zu verstehen.