Köln – Gegen zwei Uhr in der Nacht zum Dienstag wacht Max Baumann (Name geändert) auf, sein Sohn ist krank und hat sich bemerkbar gemacht. Als der Junge wieder eingeschlafen ist, steht Baumann auf, um sich in der Küche etwas zu trinken zu holen.
Aus Intuition geht er zum Fenster, er schaut auf die Straße, eine ruhige Wohnstraße in Junkersdorf – und sein Bauchgefühl wird bestätigt. Der 42-Jährige sieht zwei Männer, die von Vorgarten zu Vorgarten schlendern. Ab und zu bleibt einer stehen, während der andere zur Haustür geht und mit einer Taschenlampe leuchtet. Baumann ruft die Polizei.
Erneut Einbrecher in der Kölner Stadtwaldsiedlung
Es wäre nicht das erste Mal, dass Einbrecherbanden in der Stadtwaldsiedlung zwischen Dürener Straße und Junkersdorfer Straße unterwegs sind. In den Osterferien voriges Jahr sowie kurz vor Weihnachten gab es hier mehrere Einbrüche und Einbruchsversuche. Verdächtige wurden nie ermittelt. Das Besondere: Es handelt sich um eine Tätergruppe, die die Häuser zuvor auskundschaftet, um sicherzugehen, dass niemand zu Hause ist. Dazu klemmen die Täter V-förmige, durchsichtige Plastikstreifen in den dünnen Spalt zwischen Haustürblatt und Zarge und kehren in einer der folgenden Nächte zurück. Steckt der Streifen dann noch immer dort, könnte das bedeuten, dass die Bewohner im Urlaub sind.
Auch Baumanns Haus hatten die Einbrecher im April 2021 markiert, aber ein Einbruch folgte nicht. Stattdessen hatte seine Überwachungskamera vor dem Haus zwei Verdächtige aufgenommen. Der Familienvater gab die Aufnahme der Polizei. Eine Identifizierung oder sogar eine Festnahme gelang aber nicht.
Täter zum dritten Mal zurückgekehrt
Jetzt sind die Täter offenbar zum dritten Mal in die Siedlung zurückgekehrt. Nach Baumanns Anruf war die Polizei noch in der Nacht gleich zur Stelle, traf die verdächtigen beiden Männer aber nicht mehr an. Am Dienstmorgen kamen die Ermittler wieder, schauten sich in der Nachbarschaft um und fanden Plastikstreifen in mindestens fünf Haustüren, die mutmaßlich erst in den Stunden zuvor dort hineingeklemmt worden waren. „Aktuell haben wir diese Beobachtungen ausschließlich in Junkersdorf“, betont Polizeisprecher Carsten Rust. Die Polizei werde in der Gegend nun verstärkt Streife fahren. Wer einen Plastikstreifen in oder vor seiner Haustür findet, sollte ihn einsammeln, entsorgen und die Polizei darüber informieren, empfiehlt Polizeisprecher Rust.
Ein Anwohner, der ebenfalls eine Überwachungskamera an seinem Haus installiert und sie mit einer Smartphone-App verbunden hat, wurde am frühen Dienstagmorgen von einem Alarmton auf seinem Handy geweckt. Der Mann befindet sich derzeit im Urlaub. Offensichtlich hatten sich die Täter auch in seinem Vorgarten umgeschaut. Die Aufnahmen wertet jetzt die Polizei aus.
In der Vergangenheit war offenbar dieselbe Tätergruppe auch schon in den Kölner Stadtteilen Vogelsang und Rondorf unterwegs. Auch in Mainz und Mönchengladbach sowie in Österreich tauchten die Plastikstreifen schon auf. Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei den Einbrechern um reisende Tätergruppen handelt. Aus Großbritannien meldet die Polizei bereits eine neue Masche: Dort sollen Einbrecher Kidneybohnen vor Haustüren ausgeleert haben. War die Verschmutzung ein paar Tage später noch nicht beseitigt, stiegen die Täter in die Häuser ein.
In der Stadtwaldsiedlung ist die Rückkehr der Einbrecherbanden am Dienstag das Gesprächsthema Nummer Eins. In Whatsapp-Gruppen informieren sich die Nachbarn gegenseitig. „Natürlich ist das beunruhigend“, sagt Max Baumann. „Aber immerhin sind wir diesmal gewarnt.“