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Neue Masche in KölnEinbrecher markieren Häuser mit Plastikstreifen

Lesezeit 4 Minuten
Screenshot Einbrecher

Screenshot aus einem Überwachungsvideo 

Köln – Zielstrebig geht der Täter im Dunkeln auf die Haustür zu. Er trägt Jeans, Turnschuhe, eine Mütze auf dem Kopf und ist nicht vermummt. Von der Überwachungskamera, die gut sichtbar schräg über der Tür des Einfamilienhauses in Junkersdorf angebracht ist, lässt er sich nicht abschrecken. Sie zeichnet auf, wie der Mann um 3.02 Uhr an jenem 3. April dieses Jahr auf der Fußmatte in die Hocke geht und mit einer Taschenlampe den unteren Teil der Haustür beleuchtet. Mit seiner anderen Hand versucht der Unbekannte, einen Gegenstand in den dünnen Spalt zwischen Haustür und Türzarge zu klemmen. Doch der Gegenstand fällt hin, der Mann nimmt ihn wieder auf, steckt ihn ein und verlässt das Grundstück.

Überwachungskamera zeichnet das Geschehen auf

Max Baumann (Name geändert) sieht diese zunächst rätselhaften Szenen am Morgen auf seinem Handy. Sein Smartphone ist über Wlan mit der Überwachungskamera vor dem Haus verbunden und hat die Aufnahmen aus der Nacht gespeichert. „Ich konnte mir das erstmal alles nicht erklären, was ich da sah“, sagt Baumann. Er ruft die Polizei. Die stellt fest, dass der 41-Jährige offenbar ein Mitglied einer Einbrecherbande aufgezeichnet hat, die schon im Frühjahr und nun seit einigen Wochen erneut wieder in Köln unterwegs ist.

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Ungewöhnlich ist, dass diese Täter nicht wie die Masse der Einbrecher spontan zuschlagen, wenn die Gelegenheit ihnen gerade günstig erscheint. Vielmehr scheinen sie die Häuser, in die sie einsteigen wollen, vorher auszuspähen, um sicherzugehen, dass niemand daheim ist. Die Polizei betont, sie habe bislang nur von einer „sehr geringen“ Zahl dieser Fälle in Köln erfahren. Betroffen seien die südwestlichen Stadtteile. „Wir gehen von einer reisenden Tätergruppierung aus, die überregional agiert“, sagt Polizeisprecher Philipp Hüwe.

Plastikstreifen Einbruch

Solche Plastikstreifen klemmen die Einbrecher in den Türspalt

Die Methode ist simpel: Die Täter stecken einen zumeist durchsichtigen, in manchen Fällen auch weißen Kunststoffstreifen in die Falz von Hof-, Garten- oder Haustüren. In der Nacht darauf kehren sie zurück, um zu überprüfen, ob ihre Markierung noch da ist. Wurde die Tür in der Zwischenzeit geöffnet, ist das Plastikteil – von den Bewohnern meistens unbemerkt – zu Boden gefallen. Blieben sie geschlossen und der Streifen steckt noch, ist das für die Einbrecher ein Hinweis darauf, dass niemand zu Hause ist, sie hätten dann freie Bahn.

Seit einigen Jahren fallen Einbrecher mit dieser Masche auch in anderen Städten auf, zuletzt in der Woche vor Weihnachten in Mönchengladbach. Dort hatte ein Hausbewohner vor mehreren Wohnungen Plastikstreifen entdeckt. Auch in Mainz hat die Polizei bei Tatortaufnahmen von Einbrüchen oder Einbruchsversuchen Plastikmarkierungen gefunden. Und nicht zuletzt in Österreich sind die Banden unterwegs, auch dort wurden vor Haustüren durchsichtige Plastikstreifen gefunden, die möglicherweise aus PET-Flaschen herausgeschnitten worden waren. Die Polizei Köln empfiehlt Anwohnern, die einen solchen Kunststoffstreifen an ihrer Tür feststellen, „diesen zu entfernen und die Polizei zu verständigen“, sagt Sprecher Philipp Hüwe.

Täter kamen zweimal zur selben Familie

Auch Max Baumann hatte seine Beobachtung im April der Polizei gemeldet. Die Täter wurden jedoch nicht gefasst. Und nun, fünf Tage vor Heiligabend, kehrten sie erneut nach Junkersdorf zurück, wieder zu Ferdinand Baumann, und wieder zeichnete seine Kamera alles auf. Diesmal scheint der Täter mit einer Taschenlampe nur zu kontrollieren, ob die Tür markiert ist, nach wenigen Sekunden zieht er wieder ab.

„Wir waren nach dem Vorfall im April ja schon sensibilisiert und haben seitdem auf alles geachtet, aber einen Plastikstreifen haben wir bisher an unserer Tür nie gefunden“, sagt Baumann. Auch eingebrochen wurde bislang bei der Familie nicht, das Haus ist auch abgesehen von der Videoüberwachung gut gesichert. Von der technischen Möglichkeit, bei jeder Bewegung, die die Kamera registriert, sofort einen Alarm samt Livebild aufs Handy zu bekommen, will der 41-Jährige dennoch auch in Zukunft nicht Gebrauch machen. „Dann würde ich ja ständig geweckt“, sagt er und zeigt ein Video aus einer der vergangenen Nächte: Darauf zu sehen ist, wie um 1.27 Uhr ein Fuchs seelenruhig über die Terrasse streift.