Teilnehmer einer geologischen Expedition entdecken die schönste Mauer Klettenbergs und lernen, dass Salzsäure ein nützlicher Wegbegleiter sein kann.
Korallen und Lava in KölnWas man auf der geologischen Entdeckungstour durch Klettenberg lernt
25 Teilnehmer sammeln sich an einem nicht zu warmen Sommer-Nachmittag vor dem Petersberger Hof in Klettenberg. Von hier aus nimmt der gleich um die Ecke lebende Geologe Sven von Loga die Truppe mit zu einer Entdeckungstour durch sein Veedel. Gekommen sind Menschen aus der Nachbarschaft, aber auch von der anderen Rheinseite.
Ottmar Hartwig etwa, der vor 30 Jahren selbst in Klettenberg lebte, aber dann nach Dünnwald umsiedelte, des Jobs wegen. Er leitete damals selbst Führungen im Veedel. „Die hatten aber einen architektonischen Schwerpunkt, das ist mein Steckenpferd.“ Nun ist er aber gespannt auf die Ausführungen des Stein-Experten von Loga.
Steinkunde bei Führung durch Klettenberg
Los geht es jetzt Richtung Stenzelbergstraße, Ecke Heisterbachstraße, wo drei prächtige Kastanien in einer Steinumfassung stehen. Loga nimmt die Anwesenden mit auf eine Zeitreise in die 400 Millionen Jahre zurückliegende Vergangenheit, ins Devon, wie dieses Erdzeitalter genannt wird. Die Umfassung des Kastanien-Beets ist aus Grauwacke aus Lindlar, neben Basalt die zweite Gesteinsart, die in Köln seit der Römerzeit verbaut wird. „Die ganze Rheinbefestigung ist aus Basalt“, erklärt von Loga. „Basalt geht nie kaputt, verrottet nicht, verwittert nicht.“
In der Umfassung der Kastanien finden sich kreisrunde Muster. „Die stammen von den Seelilienblüten, denn vor 400 Millionen Jahren war die Eifel von Meerwasser bedeckt.“ Die Spuren, Querschnitte der Stengel, sind noch heute unverkennbar. Weiter geht es die Siebengebirgsallee entlang herunter, an der Ecke Ölbergstraße steht ein Haus mit einer Mauer aus großformatigen Steinen, wieder Grauwacke, die wegen ihrer individuellen Färbung besonders beeindrucken. „Die rötliche Färbung stammt vom Eisenoxid“, klärt von Loga auf.
Einen weiteren Stopp gibt es an einem Haus mit Kieselgarten gegenüber vom Klettenbergpark. Von Loga nimmt sich einen der Steine, der eine weiße Ader aufweist. „Quarzit“ sei das und stamme daher, dass tief unter der Erde eine „Wasserdampfsoße“, eine hydrothermale Lösung, in die Gesteinsspalten geflossen sei. Im gegenüberliegenden Klettenbergpark ist ein größeres Exemplar zu finden. Was wie ein Findling anmutet, ist aber ein Driftblock. Denn: „Findlinge wurden durch Gletschereis aus Skandinavien gen Süden geschoben und dabei schon rund gemacht, große Gesteinsbrocken, die auf Eisschollen aus dem Süden kamen, sind Driftblöcke.“
In Klettenberg den Kalk mit Salzsäure entlarvt
Der von Gartenbaudirektor Fritz Encke entworfene Klettenbergpark war ursprünglich eine Kiesgrube, aus der im 19. Jahrhundert Baumaterial für die angrenzenden Viertel Klettenberg und Sülz gewonnen wurde. Encke gestaltete dann die Nachnutzung als Park und baute Abkühlungsstrukturen eines Lavastroms an eine Seite. „Leute reisten damals ja noch nicht nach Island und auf die Kanaren, so konnten sie sich hier vor Ort anschauen, wie so ein erkalteter Lavastrom aussieht.“
Beim letzten Stopp wird es sakral: Vor St. Bruno stehen Figuren auf Sockeln. Von Loga hat ein Fläschchen verdünnter Salzsäure dabei und gibt ein paar Tropfen auf die Oberfläche. „Wenn es sprudelt, ist es Kalk.“ Es sprudelt. Im Kalk sind versteinerte Schwämme zu finden. „Vor St. Bruno steht also ein fossiles Korallenriff.“ Warum also in die Ferne schweifen, das Meer lag einst sehr nah bei Köln. Auch nah liegt jetzt wieder der Petersberger Hof, wo bei Kölsch und ne Halve Hahn eingekehrt wird – ein eingeübtes Ritual bei von Logas Touren durch Klettenberg.
Die nächste geologische Exkursion „Der Lavastrom von Klettenberg“ findet am Donnerstag, 14. September, 17-19 Uhr, statt. Eine Anmeldung ist erforderlich online oder unter 0221/8609015. Die Teilnahme kostet 15 Euro, inklusive Kölsch und Halve Hahn. Treffpunkt ist am Petersberger Hof, Petersbergstraße 41.