Immer besetztBesucher ärgern sich über Dauerparker am Melatenfriedhof
Lindenthal – Eine Frau hat es geschafft und endlich einen Parkplatz ergattert. Nun rennt sie in Richtung Trauerhalle, während ein älterer Herr noch mit seinem Auto auf dem Parkplatz neben dem Melatenfriedhof kreist, wie ein Geier auf der Beutesuche. Angestrengt hält er nach einem Pkw Ausschau, der vielleicht seinen Parkplatz verlässt. Seine Chancen stehen nicht gut.
Die meisten Fahrzeuge kommen ihren Kennzeichen zufolge aus Siegburg, Bergheim, Krefeld, Düsseldorf oder Euskirchen und stehen dort den ganzen Tag. Schließlich hat er es geschafft und eine freie Lücke ergattert.
Parkplätze werden von Büroangestellten belegt
Josef Terfrüchte, ehemaliger Geschäftsführer der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner, Initiator der Bestattungsgärten, einer neuen Form von Urnengräbern auf dem Melatenfriedhof, und Vorsitzender des Senioren-Servicedienstes Köln, kennt den Ort wie seine Westentatsche – und den Grund für die Parkplatznot. „Die Mitarbeiter der benachbarten Bürogebäude wie der Finanzverwaltung oder der Europaversicherung kommen morgens und fahren erst abends wieder weg.“
Die rund 80 Stellplätze sind zumeist komplett dauerhaft besetzt und stehen den Friedhofsbesuchern dann nicht zur Verfügung. Für Terfrüchte ist das unzumutbar: „Ein so großer Friedhof wie der Melatenfriedhof braucht auch einen eigenen großen Parkplatz“, ärgert er sich. „An den anderen Eingängen an der Aachener Straße, am Melatengürtel und an der Weinsbergstraße gibt es auch keine Stellplätze“.
Terfrüchte zeigt auf die Menschentraube vor der Trauerhalle. Fast 100 Besucher strömen hinein. „Hier finden im Stundentakt Beerdigungen statt“, sagt er. „Gerade ist beispielsweise noch eine Trauergesellschaft von 60 Personen zu den Bestattungsgärten unterwegs.“ Es sei eine unwürdige Situation, wenn Menschen zu einer Beerdigung abgehetzt, womöglich sogar mit Verspätung erscheinen und dann noch mit den Gedanken bei der Parkplatzsuche sind.
Sind Parkgebühren die Lösung?
Terfrüchte hat einen Vorschlag: „Man könnte doch den Parkplatz bewirtschaften. Dann würden die Pendler dort nicht mehr den ganzen Tag ihr Auto abstellen und die Parkplätze blockieren. Die Friedhofsbesucher würden sicherlich gerne ein, zwei Euro für einen Parkplatz bezahlen – und die Stadt hätte eine gute Einnahmequelle.“
Terfrüchte hat es ausgerechnet: „Wenn die Parkplätze auch nur fünf Stunden pro Tag an fünf Beerdigungstagen in der Woche bewirtschaftet würden, käme man auf etwa 160.000 Euro im Jahr an Einnahmen. Damit könnte man dann endlich einmal die Trauerhalle sanieren.“
Das sagt die Stadt Köln zum Vorschlag
Doch die Stadt Köln hält von dieser Lösung nicht viel. „Wenn wir den Parkplatz bewirtschaften, werden die Pendler in die Nachbarstraßen ausweichen und dort die Parkplätze blockieren“, sagt Jonas Bechstein vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik. Dann würde es für die Anwohner zu eng. Allerdings habe die Verwaltung auf Vorschlag der Bezirksvertretung Lindenthal geplant, das gesamte Gebiet um den Parkplatz in ein neues Anwohnerparkgebiet „Lindenthal Nord III“ umzuwandeln, so dass nur noch die Autofahrer dort kostenfrei parken könnten, die dort wohnen und über einen entsprechenden grünen Ausweis verfügen.
Alle anderen müssten ein Ticket ziehen. Auch der Parkplatz an der Piusstraße sei dann in diese Form der Bewirtschaftung aufgenommen. Das würde Pendler dazu bewegen, sich an anderen Stellen im Viertel einen Parkplatz zu suchen, statt viel Geld für das Parken zu bezahlen. Außerdem gäbe es bereits Parkplätze vor dem Friedhofseingang, die bewirtschaftet werden. „Wir haben etwa 50 Kurzzeitparkplätze an der Piusstraße eingerichtet“, sagt Bechstein.
Bezirksvertretung Lindenthal fordert Umdenken
Für Josef Terfrüchte sind dies Tropfen auf den heißen Stein. „Die Kurzzeitparkplätze reichen doch für den Melatenfriedhof bei weitem nicht aus“, so der ehemalige Geschäftsführer der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner. Er bezweifelt, dass auf diesen Stellplätzen Platz für 50 Autos ist. Auf dem Parkplatz und den Nebenstraßen Anwohnerparken einzurichten, hält er für unzureichend – jedenfalls aus Sicht der Friedhofsbesucher. „Die Plätze sind doch dann von Bewohnern ständig belegt.“
Für Terfrüchte ist ein grundsätzliches Umdenken erforderlich. Auch die Bezirksvertretung Lindenthal hat die Verwaltung in ihrer Sitzung im Februar per Beschluss aufgefordert, sich darüber Gedanken zu machen wie sie das Parkplatzproblem am Friedhof lösen möchte. Dafür hat das Stadtteilparlament allerdings einen weiteren Grund. „Der Parkplatz gehört zu den Flächen, die wir als potenziell geeignet für Wohnungsbau ausgemacht haben“, sagt Roland Schüler, stellvertretender Bezirksbürgermeister von Lindenthal. „Dieser Vorschlag ist bei der Verwaltung auf Zustimmung gestoßen.“
Bis Baufahrzeuge auf den Parkplatz rollen wird es allerdings noch eine ganze Weile dauern. Nach Ansicht von Terfrüchte Zeit genug, um sich Gedanken zu machen, wo die Friedhofsbesucher in Zukunft parken können. Denn das hält er für ein dringliches und auch eiliges Problem. „Die jetzige Situation ist einfach pietätlos“, betont er.