Luxus nach Leerstand?Was aus den verlassenen Villen in Köln-Lindenthal wird
Lindenthal – Im Märchen kommt meist irgendwann ein Ritter in glänzender Rüstung, ein Zauberer oder eine gute Fee vorbei, schlägt sich durch wuchernde Hecken und weckt Schlafende oder sogar Tote. Die beiden Häuser an der Raschdorffstraße 3 und 5 könnten dringend so ein Wunder gebrauchen, das sie aus ihrem Dornröschenschlaf reißt.
In der Realität besteht dem ersten Anschein aber nach nicht zu viel Hoffnung darauf: Die beiden Einfamilienhäuser sind seit Jahren sich selbst überlassen und scheinen endgültig dem Verfall preisgegeben zu sein.
Häuser in der Raschdorffstraße in Köln-Braunsfeld
Zwar hat die Stadt seit dem Jahr 2014 eine Wohnraumschutzsatzung, die auch Leerstand von Wohngebäuden als Zweckentfremdung sanktioniert und mittlerweile auch auf Einfamilienhäuser anwendbar ist. Doch diese hat im vorliegenden Fall nicht gefruchtet. „Die Objekte Raschdorffstraße 3 und 5 sind der Wohnungsaufsicht seit vielen Jahren bekannt“, heißt es aus dem Wohnungsamt.
„Beide Objekte standen schon vor Inkrafttreten der ersten Wohnraumschutzsatzung aus dem Jahre 2014 ohne Unterbrechung leer. Insofern gilt hier der Bestandsschutz. Es liegt kein geschützter Wohnraum vor.“ Man habe keinen Handlungsspielraum. Schulterzucken beim Amt für Wohnungswesen.
Bauanträge wurden eingereicht
Trotzdem hat die Situation der Grundstücke nun doch noch eine märchenhafte Wendung genommen. Die Eigentümer haben Bauanträge eingereicht, heißt es auf Nachfrage aus dem Bauaufsichtsamt. An der Raschdorffstraße 3 soll ein Mehrfamilienhaus, auf dem Nachbargrundstück mit der Hausnummer 5 ein Einfamilienhaus entstehen. Noch sind die Baugenehmigungen nicht erteilt, aber die Pläne liegen vor.
Die Bezirkspolitik sieht sie kritisch, und zwar im Hinblick auf den Baumschutz. „Auf dem Grundstück mit der Nummer 3 steht eine herrliche große Kastanie, mit einem Durchmesser von mehr als zwei Metern“, schildert der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen Roland Schüler.
„Sie soll gefällt werden, ebenso die Platane auf der Grenze zum Nachbargrundstück.“ Zudem müssten nach den Plänen der Bauherren zwei Straßenbäume der Allee weichen, weil die Grundstücke andere Zufahrten als bisher erhalten sollen. Nach Ansicht von Schüler wäre das nicht nötig gewesen. Angesichts der Bedeutung der alten Bäume für das Stadtgrün sei es erforderlich, dass Architekten den Baumbestand in ihre Pläne einbeziehen und so berücksichtigen, dass er erhalten bleiben kann.
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Die Stadtverwaltung hat die Fällung allerdings genehmigt: „Von dem Bauvorhaben in der Raschdorffstraße 3-5 betroffen sind insgesamt fünf Bäume auf dem Baugrundstück, darunter eine grenznah zum Grundstück Raschdorffstraße 1a stehende Platane und eine Rosskastanie in der Mitte des Baugrundstücks“, schreibt Robert Baumanns, Sprecher der Stadt. „Alle stehen im Baukörper der geplanten Tiefgarage. Die Erlaubnis zur Entfernung dieser fünf Bäume musste wegen des baurechtlichen Vorrangs erteilt werden.“
Weitere Villa soll in neuem Glanz strahlen
Nur wenige Straßen weiter wird ebenfalls ein altes Haus mit neuem Leben gefüllt: Die herrschaftliche alte Villa an der Fürst-Pückler-Straße 48 soll bald wieder in altem Glanz erstrahlen.
Das denkmalgeschützte Gebäude wird gerade saniert. „Das Amt für Denkmalschutz und Denkmalpflege hat Veränderungen des Hauses zugestimmt, da die denkmalgeschützten Bauteile dabei erhalten bleiben“, schreibt Stadtsprecherin Sarala Christensen. Die Villa soll nach der Sanierung wieder als Wohngebäude dienen.
Auf dem Nachbargrundstück an der Joeststraße 10 entsteht derzeit ein Neubau mit mehreren Wohnungen. Die Bauherrin, das Immobilienunternehmen Wohnwert, wirbt auf seiner Homepage für das Objekt: Es soll ein „luxuriöser Neubau“ werden mit sechs Wohnungen und einem Penthouse sowie Tiefgarage.
Die Wohneinheiten werden über Terrassen oder Balkone verfügen. Das Penthouse erhält zudem einen begrünten Dachgarten. Ebenso sollen die Giebelwände üppig begrünt werden. Ein bisschen märchenhaft verwunschen werden sie wohl auch wirken - ohne dass sie deswegen von einem Dasein als Geisterhäuser erlöst werden müssen.