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Neues WohnmodellStadtrat stimmt Sanierung des Petershofs in Köln-Müngersdorf zu

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Der Petershof ist jetzt ein genossenschaftliches Wohnprojekt.

Müngersdorf – Der Rosenstock vor der alten Werkstatt blüht auch im Januar. Christian Frings, Mitglied des Vereins Machbarschaft Petershof, wertet das als positives Omen: „Das ist eine Rose der Sorte «Gloria Dei», erklärt er, „auch als Friedensrose bekannt.“ Die amerikanische Rosengesellschaft taufte sie im Jahr 1945 auf den Namen „Peace“, wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Als später die Gründungsversammlung der Vereinten Nationen stattfand, bekam jeder Delegierte eine dieser Rosen. Vor der Hofwerkstatt in Müngersdorf hatte Josef (Jupp) Hermanns den Friedensrosenstock gepflanzt.

Werkstatt des Grünflächenamtes

Er leitete von 1968 bis 2001 die Werkstatt des Grünflächenamtes auf dem Petershof und wohnte in den 70er- und 80er-Jahren mit seiner Familie dort. Frings hat es sich von Hermanns Frau erzählen lassen: „Solange die Rosen blühen, wird der Petershof nicht untergehen.“ Das habe der Jupp immer gesagt. Und er wird wohl recht behalten. Nachdem der 1896 erbaute Vierkanthof sieben Jahre leer stand, sind seine Tore wieder geöffnet. Der Verein „Machbarschaft Petershof“ hat vom Stadtrat grünes Licht dafür erhalten, ihn nach seinen Plänen zu sanieren und umzugestalten. Auf dem alten Gutshof sollen künftig Menschen aller Altersgruppen wohnen und arbeiten, Kinder betreut werden, Räder repariert werden, Nachbarn einkaufen und einen Kaffee trinken können.

Geschichte des Petershofs

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Der Petershof in Alt-Müngersdorf

Der Petershof ist einer der wenigen erhaltenen Vierkanthöfe in Köln. Er wurde 1896 als Nachfolgeanlage des älteren Petershofs errichtet, der an der Wendelinstraße 67 lag. Wohl schon 1262 kam dieser Hof durch Schenkung in den Besitz des Kölner Apostelnstifts. Nach einer kurzen Phase im preußischen Besitz wurde er 1820 Privateigentum.

Der neue Petershof prägte mit anderen Gehöften das landwirtschaftliche Bild von Müngersdorf. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Kölner Bankier Ernst Koenig Eigentümer; der Hof war an die Familie Leo Lintermann verpachtet. Seit 1923 gehört er der Stadt. Graf Adelmann von Adelmannsfelden, der von 1922 bis 1926 Regierungspräsident in Köln war, lebte dort.

Nachdem der landwirtschaftliche Betrieb eingestellt wurde, waren verschiedene Gewerbetreibende in dem Hof zuhause. Im Krieg waren dort Gefangene untergebracht. Danach war er zunächst Volksschule. Später war nur noch eine Kindertagesstätte dort beheimatet. Sie musste den Hof aufgrund eines Wasserschadens 2015 verlassen. Seitdem steht er leer.

Mit diesem Konzept hatte sich der Verein bei einem städtischen Vergabeverfahren gegen Mitbewerber durchgesetzt, vor allem auch deswegen, weil es sich sehr stark an den Ergebnissen orientiert, die Müngersdorfer im Jahr 2018 mit Mitarbeitern des Planungsbüros Luchterhand und der Gebäudewirtschaft in Bürgerwerkstätten erarbeitet hatten.

Jüngste Bewohnerin ist zwei Jahre alt

Bei einem ersten Rundgang besprechen einige Vereinsmitglieder ihre Pläne: Christian Frings ist 65 Jahre alt und einer der ältesten künftigen Bewohner. Die jüngste, die zweijährige Martha, ist ebenfalls bei der Tour über den Hof dabei. Ihr Vater, der namentlich nicht genannt werden möchte, schildert die Gründe, warum er sich für den Wohnort interessiert: „Wir möchten uns als Familie nicht nur in private Räume zurückziehen, sondern gerne in einer Gemeinschaft leben.“Beides ist auf dem Hof möglich. Im Herrenhaus sollen Wohnungen entstehen. Die lichten Räume mit den hohen Decken eignen sich bestens dafür und sollen behutsam saniert werden, die alten Kacheln und Türen erhalten bleiben.

Petershof (1)

Vereinsmitglieder besprechen ihre Pläne für den Petershof.

Die große alte Scheune wird hingegen in einen Clusterwohnbereich umgewandelt, also in private Räume, deren Nutzer sich aber beispielsweise eine Küche teilen. Der große Gebäudeteil ist hoch und vor allem breit genug, um Privaträume um einen zentralen gemeinschaftlich genutzten Bereich zu platzieren.

Kita im ehemaligen Stall

Der ehemalige Stall, wo noch Tröge und Eisenringe an den Wänden von den ehemaligen vierbeinigen Bewohnern zeugen, soll künftig die Kita beherbergen. Er diente in der Vergangenheit schon einmal jungen Menschen als Unterkunft, wie der rabenschwarze Reichsadler über einer Stalltür verrät. „Während der NS-Zeit war die Hitlerjugend hier untergebracht“, kommentiert Frings. Das unheilvolle Symbol wird bei der Sanierung verschwinden, die Räume hell und bunt gestrichen werden. Der Verein ist derzeit mit dem Kita-Träger „Zebra“ im Gespräch über eine Nutzung als Kindertagesstätte. In der ehemaligen Hofwerkstatt sollen künftig Fahrräder repariert werden. In einem Hofladen wird es Obst, Gemüse und frische Brötchen geben.

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9,50 Euro soll der Quadratmeterpreis betragen

Zwischen Scheune und Werkstatt wird ein Raum für Veranstaltungen entstehen. Ein alternatives Mobilitätskonzept, das beispielsweise Car-Sharing beinhaltet, soll private Autos möglichst überflüssig machen. 50 Menschen werden auf dem Petershof wohnen können. Bei 30 Prozent des Wohnraums wird es sich um sozial geförderten handeln, aber auch der Rest soll bezahlbar bleiben und für rund 9,50 Euro pro Quadratmeter zu haben sein, denn der Verein setzt das Projekt selbst um. Ein Investor wird nicht eingeschaltet. Zehn Millionen Euro kostet die Sanierung der Hofanlage. Für die Finanzierung möchte die Projektgruppe einen Kredit bei einer Alternativbank, wie der GLS oder Umweltbank, aufnehmen. Zunächst müssen sie allerdings einen Eigenanteil von 30 Prozent, also rund drei Millionen Euro aufbringen.

Privatpersonen sollen Direktkredite geben

Die finanzielle Belastung möchten die Vereinsmitglieder auf möglichst viele Schultern verteilen. Dazu gründen sie eine Genossenschaft, in der neben den aktiven Vereinsmitgliedern auch andere Sympathisanten Mitglied werden können. Außerdem bietet die Gruppe Privatpersonen an, Direktkredite zu vergeben, für die die Darlehensgeber mit bis zu anderthalb Prozent Zinsen belohnt werden. Die Refinanzierung der Aufwendungen soll zum einen durch die Mieten erfolgen, die die Bewohner bezahlen, zudem durch die Bewirtschaftung seitens anderer Partner. Ob alle Vereinsmitglieder künftig tatsächlich auf dem Petershof zuhause sein werden, steht noch nicht fest. Es geht ihnen erst einmal darum, ihm wieder neues Leben einzuhauchen: „Man kann sich doch gar nicht vorstellen“, sagt Mitglied Lina Niebeling, „dass es so etwas in Köln noch gibt.“www.petershof.org