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Parkplatzmangel in SülzAnwohner nehmen Knöllchen in Kauf

Lesezeit 5 Minuten

Die Nürburgstraße am Abend - Parkplätze sind kaum zu finden.

Köln-Sülz – Wenn die Kölnerin Luzia Beginn abends von einem Besuch bei einer Freundin nach Hause kommt, ist es fast so etwas wie ein Ritual: Sie fährt die Neuenhöfer Allee entlang, die Mommsenstraße, die Euskirchener Straße, die Hollerather Straße und die Nürburgstraße, wo sie wohnt.

Wenn sie bis dann noch keinen Parkplatz gefunden hat, geht es weiter, die Münstereifeler Straße entlang, in den Sülzgürtel, die Berrenrather Straße und wieder die Neuenhöfer Allee – und zurück in die Nürburgstraße.

Wenn immer noch kein freier Platz in Sicht ist, gibt sie auf und stellt den Wagen manchmal auf dem schmalen Streifen neben den Parkbuchten an der Münstereifeler Straße auf dem Gelände des ehemaligen Kinderheims ab. Der Streifen ist eigentlich zum Wenden vorgesehen. Es ist ein teurer Parkplatz, denn dort herrscht absolutes Halteverbot.

Mangel an legalen Parkplatzmöglichkeiten

Luzia Beginn kassiert jedes Mal ein Knöllchen, obwohl sie oft spät abends ankommt, wenn dort schon längst keine Autofahrer mehr wenden. Dafür wäre der kleine illegale Parkplatz aber auch zu voll. Manch anderer hat hier schon mangels legaler Möglichkeit sein Auto abgestellt.

Die Uhrzeiten, zu denen das Ordnungsamt Kenntnis von Luzia Beginns Verkehrsverstoß erhalten hat, sind auf den Strafzetteln notiert. Sie habe um 0 Uhr verbotenerweise im Wendehammer geparkt, ist dort zu lesen. Am nächsten Tag war es 5 Uhr in der Frühe, am Tag darauf 1 Uhr nachts. Beginn hat einen Aktenordner voller Knöllchen. Immer ist der Name einer Zeugin vermerkt, die die nächtlichen Missetaten meldet.

Auch in der Hollerather Straße reiht sich Auto an Auto.

Dazu fordert das Ordnungsamt die Bürger ausdrücklich auf. "Ihnen ist ein Parkverstoß aufgefallen, den Sie melden möchten? Sie können dies dem Ordnungs- und Verkehrsdienst unmittelbar telefonisch mitteilen, möglich ist aber auch eine schriftliche Anzeige an die Bußgeldstelle", so ist es auf dem Internetportal zu lesen. Im Schreiben der Stadt, in dem Tatvorwurf und Höhe des Verwarngeldes mitgeteilt werden, steht auch der Nachname des Bürgers (ohne Adresse), der angezeigt hat - sofern er nicht bei der Anzeige deutlich darauf hingewiesen hat, dass er völlig anonym bleiben will.

Manch ein Bürger macht von der Möglichkeit der Fremdanzeige Gebrauch. "Tagsüber sind es meist Mütter, die ihr Kind in die Kita bringen und keinen Parkplatz finden", sagt eine Bewohnerin des Kinderheimgeländes, die nicht namentlich genannt werden möchte.

"Eine Überprüfung vor Ort findet grundsätzlich nicht statt"

Wenn ein Nachbar den Verkehrsverstoß meldet, sparen sich die Ordnungsbeamten den Weg zum Tatort. "Eine Überprüfung vor Ort findet grundsätzlich nicht statt", sagt Lars Hering, Pressereferent der Stadt. Es sei organisatorisch unmöglich, Einsatzteams zu unterhalten, die sofort an Ort und Stelle fahren, erklärt der städtische Pressesprecher Jürgen Müllenberg. Allerdings versuche die Stadt, Missbrauch zu verhindern.

Wer angezeigt wird, hat die Möglichkeit, zu widersprechen, dass er falsch geparkt hat. "Nach Auswertung des Schriftverkehrs wird nach Ermessen entschieden, ob der Beschuldigte das Knöllchen zahlen muss", heißt es bei der Stadt. Wehrt sich jemand häufig oder jedes Mal gegen Anzeigen, wird besonders genau untersucht. Wenn es nötig erscheint, begibt man sich auf die Suche nach weiteren Zeugen und Fotos. "In einigen Fällen wird auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet", sagt Müllenberg, "dann kann es zu einem Gerichtsprozess kommen, bei dem beide Parteien geladen werden."

Luzia Beginn gibt zu, dass sie falsch parkt und eigentlich gegen Recht und Ordnung verstößt. "Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll", sagt die Rentnerin. "Seit das Kinderheimgelände so dicht bebaut wurde, gibt es hier überhaupt keine Parkplätze mehr. Zwar wurde für die neuen Wohngebäude eine Tiefgarage angelegt, aber viele Familien haben mehr als zwei Autos." An der Neuenhöfer Allee habe man eine ganze Reihe von Stellplätzen zugepollert.

"Ich kann doch nicht an der Luxemburger Straße parken. Dann muss ich abends in der Dunkelheit eine weite Strecke gehen." Als Mitarbeiterinnen des Ordnungsamtes einmal vor Ort waren, hätten auch sie ihr gesagt, das könne man nicht von ihr verlangen. Aber auf ihre Frage, was sie machen solle, hätten sie mit den Achseln gezuckt.

Wenn es ihr eben möglich sei, lasse sie das Auto stehen, sagt Luzia Beginn. Sie nutze in der Stadt durchaus Busse und Straßenbahnen. Die meisten ihrer Freunde aber leben außerhalb Kölns. "Die sind wirklich nur mit dem Auto gut zu erreichen", sagt die Sülzerin.

Verbesserung ist nicht in Sicht

Mit einer Verbesserung der Parkplatzsituation rund um das Gelände des ehemaligen Kinderheims ist nicht zu rechnen, eher im Gegenteil. Denn das jenseits des Sülzgürtel angrenzende Gebiet fällt bald für viele Menschen als Parkmöglichkeit weg.

Das Amt für Straßen und Verkehrstechnik plant dort zwei Anwohnerparkgebiete. Ende 2017, Anfang 2018 sollen die Bewohnerparkgebiete Sülz-Nord I und II einrichtet werden. Gebietsgrenze des Bewohnerparkgebietes Sülz-Nord II ist der Sülzgürtel. "Verlagerungseffekte in den Bereich westlich des Sülzgürtels sind nicht auszuschließen", lautet die Auskunft von Jürgen Müllenberg.

Mancher, der dann im Sülzer Norden keinen Parkplatz mehr findet, wird an den Rand des Veedels im Westen ausweichen – das Chaos wird noch größer. Der Parkplatzdruck in der Nürburgstraße sei aber zum Teil auch durch die Baustellen auf dem ehemaligen Kinderheimgelände bedingt. Es seien auch noch nicht alle Tiefgaragenstellplätze für die letzten Bauabschnitte freigegeben, so dass sich die Stellplatzsituation noch verändern werde.

"Aus Sicht des Amtes ist es aber sinnvoll, nach Einrichtung des Bewohnerparkens in Sülz-Nord weitergehende Verkehrserhebungen durchzuführen und die Auslastung auch in den angrenzenden Gebieten zu untersuchen", so Müllenberg.

Sollte sich eine hohe Auslastung oder sogar Überlastung der Stellplätze ergeben, kann die Bezirksvertretung Lindenthal die Verwaltung mit Planung eines Bewohnerparkgebietes auch westlich des Sülzgürtels beauftragen. Dann würde sich die Chance erhöhen, dass Luzia Beginn einen Parkplatz nahe der Haustür findet.