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„Wie im Gefängnis“Wieso Mieter an Kölns Spoho noch Jahre unter Planen leben müssen

Lesezeit 3 Minuten
Spoho verhüllt

Das Wohnhochhaus der Spoho ist seit langer Zeit vollständig verhüllt.

Köln – Der Begriff „Lockdown“ hat für manche Kölner eine ganz besondere Bedeutung – und zwar für diejenigen, die in dem Wohnturm des Kölner Studierendenwerks am Sportpark Müngersdorf leben. Während sich das Studentenleben in der Pandemie aus den Clubs, Kneipen und Parks in die jeweils eigenen vier Wände verlagert hat, ist dort selbst ein Blick aus dem Fenster nicht möglich. Denn der 77 Meter hohe Turm ist seit Beginn des vergangenen Jahres mit einem Kunststofftuch verhangen, das den Bewohnern die Sicht nimmt.

Die Hülle ist deswegen nötig, weil die Fassade des Gebäudes schadhaft ist: Die Waschbetonfassade ist durch Witterungseinflüsse über die Jahre ausgewaschen, so dass sich Kiesel lösen und herabfallen können. Damit niemand verletzt wird, hat der Turm eine zweite Haut bekommen. Das Leben darunter ist allerdings nicht angenehm: „Es ist wirklich wie im Gefängnis“, schildert ein Bewohner, der seinen Namen nicht nennen möchte. „Gerade jetzt in der Corona-Krise, in der wir so viel zuhause sein müssen. Die Zimmer sind klein. Man kann nicht herausschauen und nicht einmal richtig lüften.“

Bauarbeiten an Kölner Wohnturm sollen erst in einem Jahr beginnen

Bis sich daran etwas ändert, kann es dauern. Der Jurastudent hat eine E-Mail seitens des Studierendenwerks erhalten, wonach die anstehenden Arbeiten am Turm erst im April 2022 beginnen werden. Dann wird das 25 Stockwerke hohe Gebäude umfassend saniert, nicht nur seine Fassade, sondern auch die Heizung, die Küche, die Flure und der Eingangsbereich. Die Briefkastenanlage wird nach außen verlegt. Die Wohnungen sollen neue Böden erhalten. Der Brandschutz muss ebenfalls erneuert werden. Eine Untersuchung hatte ergeben, bei der Errichtung des Gebäudes asbest- und PCB-haltige Materialien verbaut wurden. Somit ist auch eine umfassende Schadstoffsanierung nötig.

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Die Kosten sind von zunächst geschätzten 4,5 Millionen auf knapp 20 Millionen explodiert – und der Zeitrahmen ist gesprengt. Klaus Wilsberg, Sprecher des Studierendenwerkes, erläutert die Hintergründe: „Das ist ein superaufwendiges Sanierungsprojekt“, sagt er. „Deswegen dauern die Planung und die Vorbereitung so lange.“ Bislang ist der Bauantrag noch nicht gestellt und daher eine Baugenehmigung auch noch nicht in Sicht. Wilsberg bedauert dies: „Wir haben auch keinen Spaß daran. Das sind einfach Sachzwänge. Wir möchten natürlich so schnell wie möglich mit der Sanierung beginnen.“ Das Gebäude leerzuziehen, ist für das Studierendenwerk keine Option: „Es ist schließlich unsere Pflicht den Studenten günstigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen“, so Wilsberg.

Studenten müssen weniger Miete zahlen

Und der ist in Köln Mangelware. Im Spoho-Turm leben 357 Studenten in 54 Appartements und 303 WG-Zimmern. Sie zahlen dafür zwischen 228 Euro und 346 Euro Warmmiete. Um die vergleichsweise günstigen Wohnmöglichkeit zu erhalten, wird die Sanierung etappenweise erledigt, Stock für Stock von oben nach unten, so dass immer wenige Mieter ihre Wohnungen zeitweilig räumen müssen. Sie bekommen eine Ersatzunterkunft in einer anderen Etage oder in einem anderen Wohnheim. Das Stückwerk hat einen Nachteil: Es wird länger dauern und die im Gebäude verbliebenen Studenten müssen mit Baulärm leben und lernen. Dafür soll es sich die Wohnqualität danach erheblich verbessern: Das sanierte Foyer soll zu einem Treffpunkt für die Bewohner werden.

Bis es endlich soweit ist, harren die Turmbewohner weiter unter dem Gebäudemantel aus. Immerhin werden sie dafür ein bisschen entschädigt: Die Studierenden erhalten eine Mietminderung von zehn Prozent und können den Mietvertrag über die vorgesehene Höchstdauer von drei Jahren um ein Jahr verlängern – und dann vielleicht doch noch die Aussicht genießen.