Kein Werk von ChristoDarum ist der Spoho-Turm in Köln komplett verhüllt
- Obwohl noch keine Arbeiten stattfinden, ist der Turm der Sporthochschule in Köln-Junkersdorf seit Beginn des Jahres verhüllt.
- Studenten, die in dem Turm leben, können nicht mehr aus dem Fenster schauen.
- Was ist da los? Und wie lange soll das noch so gehen? Wir haben nachgefragt.
Köln – Der hohe Turm ist mit einem Tuch verhangen, als ob der Geist des verstorbenen Verhüllungskünstlers Christo sein letztes Werk in Müngersdorf tun wollte. Unter dem Gebäudemantel leben Studenten, wie Lena Vogel. Wenn sie aus ihrem Zimmerfenster im 77 Meter hohen Wohnturm des Kölner Studierendenwerks am Sportpark Müngersdorf schaut, sieht sie Weiß – sonst nichts, und das seit Beginn des Jahres.
Warum, weiß Vogel nicht genau, nur dass am Gebäude gebaut werden soll. „Uns wurde erst gesagt, im Oktober beginnen die Arbeiten“, erzählt sie. „Jetzt wird es wohl später.“ Manchen ihrer Kommilitonen wurde das Leben unter der weißen Hülle mittlerweile zu viel. Vogels Freundin Elia Pichl sagt: „Ich habe gehört, dass einige sich ein Loch in das Tuch geschnitten haben, um hindurchzuschauen. Sie mussten dann für den Schaden aufkommen.“
Sorge vor herabfallenden Steinen an der Sporthochschule in Köln
Denn der Vorhang hat eine wichtige Funktion, obwohl noch keine Arbeiten am Gebäude stattfinden. Klaus Wilsberg, Sprecher des Studierendenwerks klärt auf: „Er ist nicht für die Bauarbeiten montiert worden, sondern eine Schutzmaßnahme.“ Der 45 Jahre alte Wohnturm benötigt eine neue Haut.
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„Die Waschbetonfassade ist durch Witterungseinflüsse über die Jahre ausgewaschen, so dass sich Kiesel lösen und herabfallen können,“ so Wilsberg. Damit niemand verletzt wird, habe das Studierendenwerk das Haus vorsorglich mit einer Schutzverkleidung aus engmaschigem Kunststoff verhangen bis das Gebäude saniert wird. Der Eingangsbereich und die Flure des Wohnheims werden ebenfalls erneuert. Die Briefkastenanlage wird vom Eingangsbereich nach außen verlegt. Die Wohnungen sollen neue Böden erhalten.
Eine Untersuchung ergab zudem, dass bei der Errichtung des Gebäudes asbest- und PCB-haltige Materialien verbaut worden waren und somit eine umfassende Schadstoffsanierung nötig ist. Die Folge: Die Kosten explodierten von zunächst geschätzten 4,5 Millionen auf 18,8 Millionen. Auch auf den Zeitplan hat der gestiegene Aufwand Einfluss: „Das Projekt wird bis Mitte August intern beraten und verabschiedet“, so Wilsberg, „danach wird der Bauantrag gestellt. Nach der Genehmigung wird geschätzt sechs Monate später die Sanierung losgehen.“
Mieter des Spoho-Turms müssen Wohnungen zeitweise räumen
Die Fassade eines 25 Stockwerke hohen Gebäudes zu sanieren, ist eine Mammutaufgabe. Sie wird Stück für Stück erledigt, von oben nach unten, so dass immer nur die Mieter einiger Stockwerke ihre Wohnungen zeitweilig räumen müssen. Sie bekommen eine Ersatzunterkunft in einer anderen Etage oder zur Not in einem anderen Wohnheim. Die Arbeit in Etappen hat einen Nachteil: Sie wird deutlich länger dauern und die im Gebäude verbliebenen Studenten müssen mit Baulärm leben und lernen. Dafür wird sich für sie langfristig einiges verbessern: Das sanierte Foyer soll zu einem Treffpunkt für die Bewohner werden.
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Derzeit können 357 junge Menschen in den 54 Appartements und 303 WG-Zimmern des Turms leben. Sie sind nicht nur Sportstudenten vorbehalten, doch durch die Nähe zur Sporthochschule sei er vor allem bei den Sportlern beliebt, so Wilsberg“ Zwischen 225 Euro und 346 Euro Warmmiete zahlen sie dort – normalerweise. Denn das Leben hinter dem Vorhang hat für die Bewohner einen Vorteil: Der Mietpreis ist um zehn Prozent gemindert, solange der Turm verschleiert ist. Wer möchte, kann die Mietzeit, die eigentlich auf drei Jahre beschränkt ist, um ein halbes Jahr verlängern – und dann am Ende vielleicht doch noch ein bisschen die Aussicht aus dem Turm genießen.