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Kölner Fachhändler gibt auf„Die Bahn ist mein Kindheitstraum“

Lesezeit 3 Minuten
Christian Meerfeld und Lutz Leuow stehen im Laden hinter einer großen Carrerabahn.

Christian Meerfeld (l.) und Lutz Leuow im Kölner „Modellparadies“

Einer der letzten Fachhändler für Modelleisenbahnen und Carrerabahnen muss schließen. Es liegt nicht am Umsatz.

Es brummt im „Modellparadies“ an der Aachener Straße. „Der Ausverkauf läuft toll“, sagt Inhaber Christian Meerfeld. Umso trauriger ist er, dass am 20. März hier Schluss sein wird. Meerfeld muss sein Fachgeschäft, eines der letzten in Köln, schließen. Grund ist eine angekündigte Mieterhöhung. „Dann hätte sich der Laden irgendwann nicht mehr getragen.“

Märklin warb mit dem Slogan: „Eisenbahn ist Opa-Sache“

Dabei waren die Einnahmen recht stabil, Bahn-Fans sind treu. „Und dank einer genialen Marketingkampagne der Firma Märklin vor einigen Jahren gab es sogar einen Schub.“ Der führende Hersteller hatte die Devise ausgegeben „Eisenbahn ist Opa-Sache“ – und damit die Großväter aufgefordert, ihre Modellbahnen zu entstauben und mit den Enkeln wieder zu bespielen. „Tatsächlich kommen viele Opas mit den Kindern an der Hand zu uns.“

Ein Modell-Lok fährt in einem Diorama in einen Tunnel ein.

Die 600-Euro-Lok fährt in einem Diorama in einen Tunnel ein.

Einsteiger-Sets gibt es schon für 200 Euro. Und für echte Liebhaber auch eine Lok nach einem Vorbild von 1930 für 600 Euro. Die kann Tuten, macht das typische Eisenbahn-Tuff-Tuff, produziert nach dem Einfüllen von Leichtöl Dampf. Es gibt alle möglichen Lichter und man sieht einen winzigen Heizer Kohle schippen. Etwas profaner: die „Themen-Ergänzungspackung Regional-Express“ für 89,99 Euro.

Natürlich führt der Laden im Erdgeschoss des Bezirksrathauses Lindenthal auch Zubehör, um Dioramen – also kleine Landschaften –rund um die Bahnen zu bauen. Häuser, die irgendwie alle nach heiler Welt aussehen, Burgen, Fachwerkbauten, eine Bergmannssiedlung, idyllische Bahnhöfe, Bäume, Streumaterial „Steinige Wiese“ und „Indian Summer“, ein Bausatz „Weihnachtsmarkt“, künstliche Zierkirschenblüten, altertümliche Straßenlampen und winzige Menschen.

Hier kann ich die Umgebung nachbauen, in der ich aufgewachsen bin
Lutz Leuow, Fachverkäufer

Lutz Leuow führt den Laden seit der Gründung 2005. Er hat beim legendären Spielzeughändler Feldhaus in der Schildergasse, der 2006 schließen musste, gelernt. Und er ist natürlich auch selbst Modelleisenbahn-Fan. „Das ist mein Kindheitstraum. Hier kann ich die Umgebung nachbauen, in der ich aufgewachsen bin und zur Schule gefahren bin.“ Nostalgie und Sehnsucht spielen eine große Rolle.

Oft kämen auch neue Kunden herein, die in Hamburg die phantasievollen Dioramen im riesigen „Miniaturwunderland“ gesehen haben und jetzt auch basteln wollen. „Die Leute habe ich jede Woche. Die muss ich erstmal runterholen. Vorsicht Frust!“, sagt der Leuow. Denn solche Wunderwerke brauchen viel Zeit, Können, Technik und Wartung. Und Platz – da viele Neubauten aber weder Keller noch Dachböden haben, wird das immer schwieriger.

Scheinwerfer, Zuschauer, Hot-Dog-Stand: liebevolle Details an der Carrerabahn

Scheinwerfer, Zuschauer, Hot-Dog-Stand: liebevolle Details an der Carrerabahn

Was geblieben ist: Modelleisenbahnen sind Männersache. „Frauen schmücken dann höchstens die Landschaften aus.“ Etwas anders ist es bei den Carrerabahnen– nach Einschätzung von Christian Meerfeld ist sein Laden hier das letzte Fachgeschäft in Köln. „Carrerabahnen sind etwas für die ganze Familie, da machen auch Mädchen gerne mit.“ Es habe immer mal wieder Absatz-Täler und dann wieder Hochs gegeben – in der Pandemie wurden besonders viele Bahnen verkauft.

Wenn die Eisenbahn fertig ist, wird es langweilig
Lutz Leuow, Fachverkäufer

Übrigens müssen auch bei Carrerabahn-Autos die Reifen regelmäßig gewechselt werden, denn sie werden mit der Zeit hart. Lutz Leuow sucht dann den passenden Reifensatz – Kosten um die fünf Euro – heraus. Dank starker Ausverkauf-Rabatte werden in diesen Tagen Autos, Loks und Schienen – Standardschiene, 20 Zentimeter, für 3,20 Euro – in Massen aus dem Laden getragen. Die Regale haben sich gelichtet, alles muss raus.

Auch der Online-Shop wird geschlossen. Gegen die digital viel besser aufgestellte große Konkurrenz habe er keine Chance, so Meerfeld. So müssen die Kölner Kunden nun andere Quellen finden. Sie werden es tun. Lutz Leuow sagt: „Wenn die Eisenbahn fertig ist, wird es langweilig. Eine Bahn hat man nicht, um damit fertig zu werden.“