Der Mittelstreifen des Kringsweg ist mit Bäumen und zahlreichen Sträuchern dicht bewachsen. Das soll sich ändern – Anwohner wollen, dass die Fläche grün bleibt.
Diskussion um GrünstreifenDie grüne Oase auf dem Kringsweg in Köln-Lindenthal soll verschwinden
Wenn man den Bambus aus dem Topf lässt, ist er nicht mehr einzufangen. Diese Erfahrung hat Britta Schüßling am Kringsweg gemacht. Die Anwohnerin kümmerte sich lange um grünen Mittelstreifen im Abschnitt zwischen Robert-Koch- und Wilhelm-Backhaus-Straße. Und so fanden dort auch viele ehemalige Topfpflanzen ein Zuhause, unter anderem Yukkapalmen und der Bambus, der mittlerweile meterhoch auf dem Grünstreifen wuchert, wie andere Sträucher auch. Die Parkbuchten auf dem Streifen gleichen inzwischen Höhlen in einem dichten Dschungel.
Vor kurzem rückten nun Arbeiter des Amtes für Landschaftspflege und Grünflächen an und begannen Arbeiten vorzubereiten. Was dort geschehen solle, fragte eine Anwohnerin. Die Antwort alarmierte die Nachbarschaft: „Sie sagten, dass das Grün bis auf die vorhandenen Bäume weichen soll“, schildert Anwohnerin Silke Göhler. Die Nachbarn befürchten, dass ihre Oase gerodet wird.
Zahlreiche Pflanzen und Tieren sind auf dem Streifen zu Hause
Denn dort wächst viel mehr als Bambus und Palmen: unzählige schöne Gewächse, wie Schmetterlingsflieder, Wildrosen, Ginster, Brombeersträucher, Lilien, Lichtnelken, Topinambur, Sanddorn Kaiserkronen. Efeu wuchert zwischen den Zierapfelbäumen, deren Blätter sich im Herbst leuchtend rot färben und für einen „Indian Summer“ auf dem Kringsweg sorgen.
Schüßling und Göhler geben zu, dass das Gewächs dringend einmal zurückgeschnitten werden müsste. Der triebfreudige Bambus und seine Mitgewächse sind Grünstreifenpatin Schüßling buchstäblich über den Kopf gewachsen: „Wir waren eigentlich drei Paten“, erzählt sie, „aber einer zog weg, der andere verstarb“. Sie allein konnte das Wachstum der verschiedenen Pflanzen nicht mehr bezwingen. „Ich habe es nicht mehr geschafft, vor allem den Rückschnitt abzutransportieren.“ Es habe sich um mehrere Schubkarren gehandelt, die auch in keiner Tonne Platz gefunden hätten.
Das Grün nun rigoros zu entfernen ist aus Sicht der Nachbarn allerdings eine schlechte Lösung: Es spende Insekten Nahrung und sei Aufenthaltsort verschiedenster Vogelarten, erzählt Schüßling. In den an den Bäumen hängenden Nistkästen und im Gehölz würden die Tiere brüten. Im Grün seien Amseln, Blau-Kohl und Schwanzmeisen zu Hause, Rotkehlchen, Stieglitze und Baumläufer. Sogar ein Wintergoldhähnchen hat sie ausgemacht. „Es wohnt allerdings in einer Hausritze“, so Schüßling. „Wenn das Grün entfernt wird, wird die Fläche wahrscheinlich in ein Hundeklo“, so Schüßling.
Die Verwaltung wird das Grün entfernen
Die Stadtverwaltung bestätigt allerdings die Befürchtung der Anwohner. „Das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen wird im November das Grün komplett zurückschneiden“, schreibt eine Sprecherin der Stadt. „Im Bereich zwischen den Parkplätzen wird alles bis auf die Bäume entfernt. Anschließend wird der Oberboden neu hergestellt und artenreiche Wiesen ausgesät.“
Sie nennt zahlreiche Gründe dafür: Weil das Grün nicht mehr gepflegt, Sträucher und Überhänge nicht mehr zurückgeschnitten worden, seien die Grünbereiche nun so stark gewachsen, dass ein kompletter Rückschnitt unausweichlich sei. Invasive Arten wie Yuccapalmen und Bambus müssten samt Bodenbelag mit entfernt werden. „Die Baumkontrolle ist zurzeit sehr erschwert, da die Stammfüße durch den Bewuchs kaum einsehbar sind“, schreibt die Sprecherin. „Die Stadt hat hier aber eine Verkehrssicherungspflicht“
Zudem sollten die in der Grünfläche liegenden KFZ-Stellplätze wieder hergerichtet werden. Außerdem würde das Amt für Straßen- und Radwegebau im März 2025 damit beginnen, den Kringsweg zu asphaltieren. Dabei müssten Leitungen erneuert werden, die im Grünstreifen gegenüber Haus Nummer 7 liegen.
Sollte seitens der Anwohnenden das Interesse an einer Patenschaft bestehen, sei es möglich, eine Fläche für Patenschaften anzubieten. Schüßling und Köhler haben Interesse. „Wir möchten mit der Stadt kooperieren“, sagt Schüßling. „Es wäre schön, wenn es für das Grün einen Neustart gäbe.“