Armin Beuscher ist seit 1989 Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Köln-Lindenthal. Er geht nun in den Ruhestand – Anlass für ein Gespräch.
„Mein Haupthobby sind die Menschen“Armin Beuscher spricht über seine Jahre als Pfarrer in Lindenthal und seine Erkrankung
Wie kamen Sie darauf, Pfarrer zu werden?
Armin Beuscher: Mein Haupthobby sind die Menschen. Das habe ich zum Beruf gemacht. Ich begründe das immer so: Ich habe eine Zwillingsschwester. Ich bin schon vor der Geburt mit einem anderen Menschen zusammen gewesen. Für mich ist Gemeinschaft etwas Fundamentales, Elementares, das mein Leben immer geprägt hat. Ich habe in meinem Heimatdorf im Hunsrück viel Jugendarbeit in der Gemeinde gemacht und habe mich schon früh als Jugendlicher mit Predigten ausprobiert.
Und Sie wollten den Menschen wahrscheinlich auch gerne etwas sagen?
Ja. Ich schreibe sehr gerne und fand die Form der Auseinandersetzung mit einem biblischen Text spannend und zugleich etwas zu formulieren, was für den eigenen Alltag und den der Menschen relevant ist. Ich bin seit frühen Jahren sehr tief verwurzelt in meinem Glauben. Das Wissen darum, getragen und bei Gott geborgen zu sein und auf ihn zu vertrauen. Das ist ein großes Vertrauen, das ich als Geschenk mitbringe.
Wie hat es Sie dann nach Köln verschlagen?
Der Grund ist der 1. FC (lacht). Ich bin seit meinem sechsten Lebensjahr FC-Fan ohne damals Köln zu kennen. Als es darum ging, wo wir nach dem Studium beruflich weitermachen, stand Köln an oberster Stelle, weil es diese Herzensverbindung zum FC gab, und meine Frau in Köln ihr Studium fortsetzen konnte. Wir Hunsrücker sind eher für einen etwas spröden Humor und eine zurückhaltende Art bekannt. Aber ich habe sehr gut nach Köln gepasst. Ich habe als Schüler schon am 11.11., um 11 Uhr 11 immer den Unterricht gestört. Die Reaktion des Lehrers: Beuscher elf Minuten raus. In Köln habe ich mit dem Kirchenkabarett Klüngelbeutel und anderen evangelischen Jecken die evangelische Prot’s Sitzungen gegründet und in der Gemeinde viele kölsche Karnevalsgottesdienste gefeiert.
Was waren aus Ihrer Sicht Highlights Ihrer Arbeit?
Wir haben viele Gottesdienst-Formen entwickelt, beispielsweise die „Kirche Kunterbunt“, ein Familiengottesdienst, in dem ein biblischer Text inszeniert und als Theater aufgeführt wird oder den Open-Air-Himmelfahrtsgottesdienst im Stadtwald. Ich habe aber auch Gottesdienste für Menschen in besonderen Lebenslagen entwickelt, beispielsweise Rituale für Getrennte und Geschiedene. Spiritualität und Seelsorge gehören für mich zusammen. Die Menschen sollen sich in ihrer Lebenssituation gesehen und ernst genommen fühlen. Sie sollen erfahren, dass diese vor Gott ihren Ort hat. Besonders am Herzen liegen mir auch der Verein Lindenthaler Dienste und die Willkommensinitiative Netzwerk Integration Lindenthal.
Und was bewegt Sie am Ende Ihrer vielen Dienstjahre?
Seit anderthalb Jahren bin ich an Krebs erkrankt und versuche, auch hier mit meinem Glauben immer wieder neu, einen Weg zu finden, damit zu leben und authentisch zu bleiben. Ich versuche, offensiv damit umzugehen, sodass ich anderen Menschen, denen es ähnlich geht, dadurch vielleicht helfen kann und mich dem zu stellen, was an unterschiedlichen Gefühlen und Erwartungen hochkommt. Ich kenne dunkle Täler und habe auch da die Erfahrung gemacht, dass ich getragen bin.
Kann man in so einer Situation nicht auch seinen Glauben verlieren?
Ja, doch das Spirituelle, der Glaube, hat mich schon als junger Mensch angezogen und das ist immer noch so, auch mit dieser Schattenerfahrung. Ich bin glücklich und dankbar, überhaupt noch zu leben, meinen beruflichen Weg aktiv abzuschließen. Ich hoffe auf noch viele gute Tage und Zeit mit meiner Frau, meiner Familie und lieben Menschen. Ich habe auch die Kraft dazu, andere an Krebs erkrankte Mitmenschen zu begleiten. Ich merke, dass ich gut bei Menschen sein kann, dass ich es aushalte, berührt, manchmal sprachlos und traurig zu sein, und die Leute das auch mitbekommen. Ich kann mich aber auch nur so zumuten, wie ich bin, wie ich glaube und wie ich lebe. Mein Herzblut steckt immer noch in allem dem, was ich tue.
Armin Beuscher wurde am 28. August 1958 in Ellern im Hunsrück geboren. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und ist gerade von Lindenthal nach Sülz gezogen. 1985 kam er als Vikar nach Lindenthal, war danach ein Jahr lang beim WDR-Kirchenfunk. Im Jahr 1989 kehrte er in die Gemeinde zurück. Zum Abschied von Pfarrer Armin Beuscher findet am Sonntag, 20. August, um 10 Uhr in der Paul-Gerhardt-Kirche, Gleueler Straße 104, ein Festgottesdienst statt. Im Anschluss ist ein kleiner Umtrunk mit Buffet rund um die Kirche geplant.