Wie können Senioren lange eigenständig leben? In Teilen von Köln ist die Anzahl dieser Service-Wohnungen gering – das soll sich jetzt ändern.
Dachgärten und Spa-BereichAus der früheren RWE-Power-Zentrale in Köln werden 400 Wohnungen
Der Umbau der RWE-Power-Zentrale in Lindenthal zu einem Gebäude mit rund 400 Wohnungen und Gewerbe soll laut des Projektentwicklers Garbe Immobilien GmbH bis frühestens 2027 abgeschlossen sein. Im vergangenen Jahr hatte Garbes Projektpartner, die Terragon AG, Insolvenz angemeldet – doch Garbe betonte, das Projekt trotzdem umsetzen zu wollen. Das bestätigte eine Sprecherin nun erneut.
Mittlerweile hat der Stadtentwicklungsausschuss des Stadtrates das Verfahren für den Bebauungsplan eingeleitet und es liegt eine erste Visualisierung vor, wie das zukünftige Gebäude aussehen könnte. Laut der Sprecherin ist es ein erster Entwurf, der aber noch nicht final ist. Die Silhouette soll demnach größtenteils erhalten bleiben, doch die Fassade soll erneuert und Teile des Rohbaus ausgetauscht werden. Im Erdgeschoss sollen öffentlich zugänglich Büros, Lobby, Restaurant und ein Spa-Bereich entstehen. Das Haus steht nahe der Dürener Straße ungefähr einen Kilometer südlich des Rhein-Energie-Stadions.
Köln: Dachgärten für die Bewohnerinnen und Bewohner
Rund 280 der Wohnungen sollen laut Verwaltung als sogenannte Service-Wohnungen für Senioren ausgewiesen sein, die meisten davon zwischen 50 und 80 Quadratmetern. Bei solchen Wohnungen mieten die Nutzerinnen und Nutzer zusätzlich weitere Angebote und Betreuungen, beispielsweise die ambulante Pflege oder Fahrdienste.
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Die weiteren 120 Wohnungen sollen öffentlich gefördert sein: Die NRW-Bank gewährt günstige Kredite und erlässt einen Teil, im Gegenzug sind diese Wohnungen für 20, 25 oder 30 Jahre an eine vergleichsweise günstige Miete gebunden. In Köln sind das momentan 7,10 Euro je Quadratmeter. Einige Dachflächen sollen zu Dachgärten für die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses umgestaltet werden.
Wo und wie ältere Menschen zukünftig wohnen, ist ein drängendes Thema. Das geht aus dem Bericht zur kommunalen Pflegeplanung der Stadt Köln hervor. Demnach gibt es in Lindenthal viel zu wenige Service-Wohnungen: Stadtweit sind es durchschnittlich 7,1 dieser Wohnungen je hundert Menschen, die 80 Jahre und älter sind. Lindenthal verfügt aber nur über durchschnittlich 2,5 Wohnungen dieser Art und ist stadtweit Letzter unter den neun Bezirken. In dem Bericht urteilte die Verwaltung: „Im Gesamtbild der Versorgung in Lindenthal zeigt sich ein deutlicher Nachholbedarf bei wohnortnah gelegenen Wohnungen mit Service und ambulanten Wohngemeinschaften.“
Im Jahr 2019 gab es 214 dieser Wohnungen in Lindenthal, 2025 sollen es laut Stadt 658 sein. Die Garbe-Sprecherin teilte mit: „Der Bedarf an seniorengerechtem Wohnraum steigt weiter an, ohne dass das Angebot wachsen würde. Sofern also keine besonderen Ereignisse von außen eintreffen, halten wir an unserem Konzept eines Service-Wohnens für Senioren fest.“
Baukrise erschwert die Umsetzung
Seit 1981 hat RWE-Power laut eines Sprechers in Lindenthal seine Zentrale, noch arbeiten dort rund 850 Mitarbeitende. Der zweite Unternehmssitz ist in Essen. Bis September 2024 will RWE-Power die Menschen auf andere Standorte verteilen, unter anderem Niederaußem gehört dazu. Danach übernimmt Garbe das Gebäude. Statt 2026 soll das Projekt frühestens 2027 beendet sein, die Sprecherin teilte mit: „Die Vorbereitung der Beschlüsse im Bauleitplanverfahren stellt die Personaldecke der Stadtverwaltung aktuell vor große Herausforderungen. Damit verbunden sind Verzögerungen, die eine Fertigstellung noch in 2026 unrealistisch werden lassen.“
Dass Bauen aufgrund des Ukraine-Krieges und der gestiegenen Zinsen derzeit schwierig ist, bestätigte die Sprecherin: „Insbesondere die Finanzierungsbedingungen für die geplante Umwandlung der RWE-Zentrale haben großen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit. Zum aktuellen Stadium in der Entwicklung ist es allerdings noch zu früh, die genauen Auswirkungen beziffern zu können.“
Köln: Mögliche Nutzung als Schule dürfte erledigt sein
Eine neue Gesamtschule in dem Gebäude dürfte angesichts der neuen Entwicklungen erledigt sein. Der Rat hatte eine gemeinsame Nutzung des Gebäudes für eine Schule sowie Senioren-Wohnen prüfen lassen, die SPD hatte im vergangenen Jahr durch die Insolvenz der Terragon AG die Chance für einen neuen Anlauf gesehen.
Doch die Stadtverwaltung war schon im Vorjahr skeptisch, jetzt schreibt sie: „Eine Umnutzung des Objektes zu Schulzwecken wäre aus Brandschutzgründen mit erheblichen Eingriffen in die Bausubstanz verbunden. Als Beispiel seien die Treppenhäuser genannt, die derzeit nicht die für Schulen ausgelegten Fluchtweglängen und Steigungsverhältnisse aufweisen und komplett neu errichtet werden müssten. Daher wird die Umnutzung des Gebäudes für schulische Zwecke nicht weiterverfolgt.“