Der ehemalige Fußballprofi spricht über sein Leben mit und in den Medien.
Toni Schumacher an der Spoho„Ich würde fast alles auch heute wieder so machen“
![Toni Schumacher (l.) im Gespräch mit Stephan Klemm an der Spoho.](https://static.ksta.de/__images/2025/01/28/4e6889b6-9a8b-46cd-901e-78ce5bdd288d.jpeg?q=75&q=70&rect=0,272,4000,2250&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=972b6458250787403885b5b5256c4b16)
Toni Schumacher (l.) im Gespräch mit Stephan Klemm an der Spoho.
Copyright: Arton Krasniqi
Als Torwart hat der Kölner Ex-Profifußballer Toni Schumacher unglaubliche Erfolge gefeiert und harte Rückschläge erfahren. Fußballheld auf der einen, Bösewicht auf der anderen Seite - ein Leben, dessen Verlauf in Zeiten seiner Karriere stets von den Medien begleitet wurde. Darüber hat der heute 70-Jährige am Dienstag bei einem Besuch der Deutschen Sporthochschule Köln (Spoho) vor und mit Studierenden gesprochen.
„Vor allem in den 1970er und 1980er Jahren, als ehemaliger Nationaltorhüter, habe ich eine Menge Erfahrungen mit den Medien gesammelt”, berichtete Schumacher im gut besuchten Hörsaal am Sportpark Müngersdorf. Im Gespräch mit de Journalisten und Autor Stephan Klemm berichtete der Ex-Profi von den verschiedenen Stationen seines Sportlerdaseins seit der Verpflichtung durch den 1.FC Köln im Jahr 1972, zu dessen sportlichen Legenden er bis heute gehört.
Ex-Profi schildert humorvoll prägende Momente seiner Laufbahn
„Medien prägen nicht nur unseren Alltag, sondern auch den Alltag der Menschen, über die berichtet wird. Es entsteht ein mediales Image”, ordnete Dozent Christoph Bertling ein, der Schumacher im Rahmen seiner Vorlesung „Grundlagen der Medienforschung“ zu der Veranstaltung des Instituts für Kommunikations- und Medienforschung der Spoho eingeladen hatte.
Im Zentrum der Vorlesung stehen etwa Fragen des Einflusses der Medien auf das Privatleben prominenter Sportler und Sportlerinnen sowie ihre Karrieren. Aber auch, ob und wie sich der mediale Einfluss über die Jahrzehnte hinweg verändert hat sowie, ob Sportlerinnen und Sportler in der heutigen Zeit noch ein Privatleben jenseits der Medien leben können.
![Zu sehen sind Studierende, die im Hörsaal einem Vortrag zuhören.](https://static.ksta.de/__images/2025/01/28/1c7a6873-40e7-4b77-8468-40dee07d6dc3.jpeg?q=75&q=70&rect=255,137,3556,2000&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=cd387bcbfc3f20552b66208dfd6c310d)
Die Studierenden lauschten gebannt dem Vortrag.
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Harald „Toni“ Schumacher bejahte all das grundsätzlich: „Es war stets ein Geben und Nehmen, ich glaube, das ist auch heute noch immer der Fall - obwohl sich die Intensität der Berichterstattung und auch die Professionalität im Umgang mit Medien seitens der Profis und Vereine drastisch erhöht hat.“ Persönlich und immer wieder humorvoll schilderte er den Studierenden prägende Momente seiner Laufbahn.
Etwa, wie er an der Seite von Karl-Heinz Rummenigge und Paul Breitner als amtierender Europameister mit der Deutschen Fußballnationalelf bei der Weltmeisterschaft in Spanien 1982 gegen Frankreich antrat. „Ich war auf dem Platz immer wie der Tiger – und der Ball meine Beute“, beschrieb Schumacher den Moment in der 52. Spielminute, als er den Franzosen Battiston vor dem eigenen Tor so anspringt, dass dieser hinterher minutenlang bewusstlos ist und die Ärzte sogar kurzzeitig um sein Leben bangen.
Toni Schumacher spricht über „Schicksalsmoment“
„Das war eindeutig ein Schicksalsmoment in meinem Leben“, räumte Schumacher ein. Deutsche und internationale Medien berichteten monatelang über das Geschehen, das als Tiefpunkt der Geschichte der WM-Turniere gilt. Schumacher war für die einen Schurke, für die anderen Held.
„So was macht natürlich etwa mit Dir“, sagte Schumacher, der sich nach der WM mit Battiston getroffen und sich persönlich bei ihm entschuldigt hatte. „Danach hätte es für alle gut sein können, aber es waren die Medien, die das immer und immer wieder aufgegriffen haben.“
Auch ein Buch mit dem Titel „Anpfiff“, in dem der Star-Torwart fünf Jahre Später tiefe Einblicke in die Welt des (deutschen) Profifußballs gab, diente am Dienstag im Hörsaal als Beispiel. Als „Nestbeschmutzer“ sei er beschimpft worden, so Schumacher.
Buch brachte Toni Schumacher viel Kritik ein
Die Veröffentlichung des 1,6 Millionen mal verkauften Buchs brachte ihm den Rauswurf beim 1. FC Köln und den Ruf als Verräter ein. Ein übergroßes Ego durch mediale Dauerpräsenz einerseits, das Suchen nach Skandalen in Presse und Rundfunk andererseits, für Schumacher eine Welt, die nicht ungefährlich ist und die ihn auch selbst stark beeinflusst habe, so der 70-Jährige.
Am Ende der Veranstaltung war Schumacher dann aber doch ganz optimistischer Rheinländer und sagte: „Ich war immer ehrlich und habe keine Konfrontation gescheut, das habe ich von meiner Mutter so beigebracht bekommen – darum habe ich mir insgesamt wenig vorzuwerfen und würde fast alles auch heute wieder so machen.“
Und ein Geheimnis verriet der Ex-Kölner noch, der mit Pierre Littbarski und anderen Größen des „FC“ zahlreiche Vereinserfolge erzielte: „Dieser Trend, sich überall tätowieren zu lassen, der gefällt mir überhaupt nicht.“ Er habe kürzlich im Sommerurlaub aber beschlossen, sich doch auch eins stechen zu lassen: Ein großes „F“ auf einem großen Zeh.