Der Umbau des Radstadions soll Köln eine neue Halle bringen, doch die Verzögerung beim Bau gefährdet die sportlichen Ambitionen der Vereine.
Radstadion MüngersdorfBauverzögerung bei Kölner Sporthalle stellt Vereine vor große Probleme
Der Umbau des Radstadions in Müngersdorf zur Multifunktionsarena mit bis zu 4000 Zuschauerplätzen wird statt 2024 erst Anfang 2026 beendet sein. Ein Sprecher der zuständigen Kölner Sportstätten begründet die Verzögerung des 60,4 Millionen Euro teuren Projekts mit längeren Planungen aufgrund der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg. Bis dahin soll direkt neben dem Rhein-Energie-Stadion ein Bahnrad-Leistungszentrum entstehen, im Innenraum der Radbahn sollen unter anderem Volleyballer und Basketballer spielen – und so der selbsternannten Sportstadt Köln nach vielen Jahren die bislang fehlende mittelgroße Halle bringen.
Doch einige Verantwortlichen der Vereine, die dort später spielen sollen, sehen die Verzögerung kritisch, dazu gehört beispielsweise der Rheinstars-Trainer und -Geschäftsführer Stephan Baeck. Der Basketball-Funktionär sagte: „Wir sind froh über die neue Spielstätte und wir leben in einer schwierigen Zeit. Trotzdem ist die Verzögerung keine schöne Geschichte für uns. Wir müssen überlegen, wie wir damit umgehen, unser Weg zurück in die höheren Ligen wird dadurch länger.“ Die drittklassigen Basketballer brauchen laut Baeck die neue Halle, um die Statuten der höheren Ligen zu erfüllen.
Die Rheinstars spielen aktuell in der ASV-Halle, sie steht ebenfalls in Stadionnähe. Aber sie bietet nur Platz für rund tausend Zuschauer. Laut Baeck ist die dritte Liga für die Talente im Verein als Anreiz zu wenig, er braucht die neue Halle – wenn der sportliche Erfolg eintritt.
Es ist ein Problem, dass die zweitklassigen Volleyballerinnen von DSHS Snowtrex Köln gut kennen. Die Volleyballerinnen mussten in der Vergangenheit schon auf den sportlichen Aufstieg in die erste Liga verzichten, weil die Halle 22 in der Deutschen Sporthochschule mit rund 500 Plätzen zu wenig Zuschauerkapazitäten hat – und ein Umzug in die Lanxess-Arena mit rund 18.000 Zuschauerplätzen für sie laut eigener Aussage nicht zu bezahlen ist. Sie sind wie die Rheinstars auf eine mittelgroße Halle angewiesen.
Die neue Halle bietet später einen VIP-Bereich, zudem bessere Vermarktungsmöglichkeiten. In einem neuen Gebäude auf der Ost-Seite sind Funktionsräume für die Sportler vorgesehen. Falls es sportlich passt, peilt DSHS Snowtrex laut des Vorsitzenden Thomas Bartel im dritten Jahr nach dem Einzug in die neue Halle den Aufstieg an. Das heißt, die längere Bauzeit wirkt sich auf die Planungen des Klubs aus, doch Bartel sieht es trotzdem gelassen. Er sagt: „Ich rege mich darüber nicht auf, ich bin dankbar, dass wir in die Planungen für die neue Halle aufgenommen worden sind.“
Neue Sporthalle in Köln-Müngersdorf: Probleme auch für Radsportler
Doch nicht nur die Ballsportler sind betroffen, früher nutzten etwa auch die Radfahrer des RC Schmitter die Kölner Albert-Richter-Bahn. Während der Bauzeit weichen die Radfahrer ins Sportforum Kaarst-Büttgen aus, die Halle ist rund 45 Kilometer von Köln entfernt.
Laut Trainer Stephan Breuer vom RC Schmitter fuhren auf der Kölner Bahn vor dem Umbau 15 bis 20 Kinder, in Kaarst sind es aktuell vier bis fünf. Unter anderem die lange Anfahrt am verkehrsreichen Nachmittag ist demnach ein Problem. Breuer sagt: „Wir freuen uns auf die neue Halle, aber dass es jetzt so viel länger dauert, ist schon eine Marke. Das macht die Nachwuchsförderung noch schwieriger.“
Vor vier Jahren hatte das Land NRW entschieden, dass Köln das neue Bahnradsportzentrum erhält und die Albert-Richter-Bahn umgebaut wird. Sie wird ein Bundes- und Landesstützpunkt für den Bahnradsport und Spielstätte für Volleyballerinnen und Basketballer. 60,4 Millionen Euro soll das Projekt kosten; 16,6 Millionen Euro soll das Land bezahlen, 3,4 Millionen Euro der Bund. Zur Frage, ob die Verzögerung für eine Kostensteigerung sorgt, sagte der Sprecher der Sportstätten: „Beim Thema Kosten gibt es aktuell keinen neuen Stand.“
Laut seiner Aussage suchen die Sportstätten derzeit einen Generalunternehmer, auf der Baustelle selbst heben Arbeiter das Erdreich aus. In der Vergangenheit hatten die Sportstätten die geplante Dauer der Arbeiten mit 30 Monaten angegeben. Auf dem Dach der neuen Halle könnte laut Werner Schleicher die größte Photovoltaikanlage Kölns entstehen. Schleicher ist Vorsitzender des Cologne Cycling Clubs, und für das Kölner Sportamt betreut er den Bau der Halle samt Radrennbahn, die laut Schleicher den Vergleich mit der Olympiabahn 2024 in Paris nicht scheuen muss. Der Sprecher der Sportstätten sagte zur möglichen Photovoltaikanlage: „Bezüglich Photovoltaik sind wir aktuell noch im Austausch mit der Rhein-Energie, von daher bitten wir um Verständnis, dass wir hier keinen Sachstand mitteilen können.“