Die Bezirksvertretung Lindenthal hat den Stadtrat um die Finanzierung einer Stadtteilbibliothek für den Kölner Westen im VIKZ-Neubau gebeten.
„Sparvorschlag“Stadtteilbibliothek im VIKZ für Kölner Westen soll finanzierbar sein
Für das neue Jahr hat die Bezirksvertretung (BV) Lindenthal einen Wunsch: Der Kölner Westen soll endlich ein Stadtteilbibliothek bekommen, für lesefreudige Menschen in Müngersdorf Braunsfeld, Weiden, Widdersdorf und Lövenich. Vor einigen Monaten hatte sie die passenden Räume gefunden: Im Neubau des Verbands Islamischer Kulturzentren (VIKZ) an der Stolberger Straße 370a.
Der Vorstand des VIKZ hatte rund 2000 Quadratmeter in ihrem Gebäude für die Bibliothek angeboten. Die BV hatte daher beschlossen, dass die Stadtverwaltung Verhandlungen mit dem Verband aufnimmt. Die Verwaltung hatte das allerdings ablehnt, aus Kostengründen. Angesichts der gesamtstädtischen Haushaltslage stünden dafür in den nächsten Jahren keine finanziellen Mittel zur Verfügung. Die BV hat bei ihrer Abstimmung zum Haushaltsplan 2025/2026 den Rat nun per Beschluss ausdrücklich gebeten, die Finanzierung der Bibliothek aufzunehmen.
Lauf Bezirkspolitik ein Sparvorschlag
Und zwar soll für die Stadtteilbibliothek in der neuen Verbandszentrale des VIKZ, Stolberger Straße ein Betrag in Höhe von 1,7 Millionen Euro eingestellt werden. Sie begründet ihre Entscheidung damit, dass das Angebot des VIKZ vergleichsweise günstig sei und stützt sich auf eine Berechnung der Stadtverwaltung.
Die Verwaltung hatte der BV mitgeteilt, dass für die Einrichtung einer solchen Bibliothek ein Betrag von rund 1,8 Millionen Euro erforderlich sei. Hinzu kämen jährlich knapp 1,14 Millionen Euro für den laufenden Betrieb. Davon seien 519 000 Euro für Personal, IT, Medien und Programm der Bibliothek einkalkuliert und 620 000 Euro für laufende Mietkosten.
Die Einrichtungskosten lassen sich laut Bezirkspolitik aber senken: Der VIKZ habe angeboten, sie vorzufinanzieren und auf die Miete, kalkuliert für 20 Jahre, umzulegen, so heißt es in der Begründung des Beschlusses der BV. Dadurch verringere sich der Betrag für die Einrichtungskosten auf rund 530 000 Euro. Dadurch erhöhten sich die laufenden Kosten jährlich um 100.000 Euro, sodass sie nun knapp 1,2 Millionen Euro pro Jahr betragen.
Das VIKZ rechne mit der Fertigstellung des Gebäudes Ende 2025. Daher brauchen im aktuellen Haushaltsplan nur die jährlichen, laufenden Kosten berücksichtigt zu werden. Mit den Einrichtungskosten ergäbe sich so ein Gesamtbetrag von 1,7 Millionen Euro.
Die Bezirksbürgermeisterin Cornelia Weitekamp (Grüne) und die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker (CDU) bezeichneten den Beschluss somit als „Sparvorschlag“ für die Stadt. Auf diese Weise, sagte Weitekamp, würde die städtische Kasse zunächst einmal entlastet, weil das Inventar nicht sofort bezahlt werden müsse.
Stadtteilbibliothek als Ort des Austauschs
Es gäbe aber einen anderen wichtigen Grund, um das Angebot des VIKZ zu nutzen: „Dort werden junge Menschen wohnen und es gibt Schülerinnen und Schüler sowie andere Menschen im Umfeld, die diese benutzen können“, so Weitekamp. „Die Einrichtung einer Stadtteilbibliothek würde auch den Austausch zwischen ihnen fördern.“
Es gab allerdings auch Bedenken: Marliese Berthmann (CDU) sagte, sie habe den Eindruck, das VIKZ würde sich eher eine Universitätsbibliothek als eine Stadtteilbibliothek vorstellen. Sie bezweifelte, dass die Vorstellungen kompatibel seien. Sie stimmte wie andere Mitglieder ihrer Fraktion dagegen.
Der Verband selbst, hatte sich in der Vergangenheit allerdings ausdrücklich dafür ausgesprochen, dass die Stadtteilbibliothek in seinem Gebäude eingerichtet wird: „Als ältester islamischer Dachverband sehen wir uns in der Verantwortung, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen zu fördern“, so hatte Alihan Güneş vom VIKZ geschrieben.
Die neue Verbandszentrale würde mit ihren Funktionen eines Studentenwohnheims, einer Ausbildungsstätte, einem Fortbildungs- und Tagungszentrum und einer öffentlichen islamischen Bibliothek ohnehin ein Ort der Bildung werden. Eine Stadtteilbibliothek würde die Funktionen sehr gut ergänzen.