Auf dem Gelände der Sporthochschule in Müngersdorf zeigen Hunderte junge Sportler in 20 Einzeldisziplinen, dass sie bereit sind, ans Äußerste zu gehen.
Schneller, höher, stärkerEignungstest der Sporthochschule Köln bringt Bewerber an ihre Grenzen
Die Deutsche Sporthochschule Köln („Spoho“) ist die einzige Sportuniversität der Bundesrepublik – und gleichzeitig die größte der Welt. Auf ihre Fläche würde 26 Mal der Kölner Dom passen, insgesamt studieren hier über 6100 Sportler und Sportlerinnen in verschiedenen Studiengängen. Umso begehrter sind die wenigen freien Plätze. Um festzustellen, wer an der Spoho wirklich richtig ist, lädt die Universität jährlich 1200 Bewerber zum sogenannten Eignungstest ein. Im vergangenen Jahr nahmen 873 daran teil. Nur etwa die Hälfte hat bestanden. Der Wille entscheidet.
Sportjournalismus-Studentin Mona Laufs erinnert sich noch gut an ihren Eignungstest. „Das war noch vor Corona, als alle noch den Lauf mitgemacht haben“, erzählt sie. Mona meint den Ausdauerlauf, bei dem sie damals zwei Kilometer in zehn Minuten laufen musste. Der Ausdauerlauf ist mittlerweile wieder Teil des Eignungstests. Jeder Bewerber muss ihn bestehen, um potenziell angenommen zu werden. „Ich war sehr fertig am Abend, aber glücklich“.
Mona nimmt mich mit zu einigen Orten an der Spoho, an denen sich die Bewerber heute in den fünf Disziplinen Leichtathletik, Mannschaftsspiel, Turnen, Rückschlagspiel und Schwimmen beweisen müssen. Sie dürfen nur in einer Einzeldisziplin versagen, ansonsten sind sie durchgefallen. Der Eignungstest beginnt um 8 Uhr morgens und endet um 18 Uhr. Das bedeutet: zehn Stunden Ausdauer, Leistung, Kampf. Beim Mannschafts- und beim Rückschlagspiel können sich die Bewerber jeweils eine Sportart aussuchen, in der sie ihr Können unter Beweis stellen – zum Beispiel den Mannschaftssport Fußball.
Kölner Eignungsprüfung: Spoho-Dozent ist Lust am Sport wichtig
Gegen 15 Uhr spielt eine Gruppe Fußball. Spoho-Dozent Dr. Sebastian Schwab nimmt die Prüfungen in dieser Disziplin ab. Ihm ist bei den Bewerbern vor allem die Lust am Sport wichtig. „Bei manchen ist mehr Druck da, sodass nicht mehr die Freude überwiegt“. Während der Prüfung müssen sich die Bewerber den Ball zuerst gegenseitig zupassen, dann in zwei Teams gegeneinander spielen. Beim Spiel müsse Schwab insbesondere die Offensiv- und die Defensivaktion eines Spielers unter den Gesichtspunkten Individualtaktik und Individualtechnik bewerten, sagt er.
Beim Sprinten in der Turnhalle geht es derweil nur um Schnelligkeit. Hier sind die Gruppen in Herren und Damen unterteilt. Männer müssen 100 Meter in 13,4 Sekunden zurücklegen, Frauen bekommen 15 Sekunden. Vier Bewerber stellen sich hinter einer Linie auf und begeben sich in Position. Kurz Stille, dann ruft der Prüfer „Auf die Plätze, fertig, los“ und schlägt die Starterklappe zusammen. Die vier Jungs laufen los, strecken ihre Brust weit nach vorne. Es wirkt fast so, als würden sie fliegen. Am Seitenrand stehen drei Studierende der Spoho und feuern die Sprinter lautstark an.
Nachdem alle Mitglieder der Kleingruppe gelaufen sind, ruft sie der Prüfer zusammen und verkündet die Ergebnisse. Einer der Jungs, der 18-jährige Tom, hat den Sprint wie die meisten seiner Wettstreiter bestanden – in nur 12,4 Sekunden. „Jetzt bin ich motiviert für den Ausdauerlauf“, sagt er erleichtert. Leistungssportlerin Pia tritt jetzt in der Einzeldisziplin Kugelstoßen an. Hier müssen die Männer eine 7,25 Kilogramm schwere Kugel mindestens 7,60 Meter weit stoßen, Frauen eine vier Kilogramm schwere Kugel 6,80 Meter weit.
Kölner Sporthochschule: Zusammenhalt trotz Konkurrenz
Pias erste zwei Stöße sind zu kurz, sie hat nur noch einen Versuch. Spoho-Student und Betreuer Vincent gibt ihr den Hinweis, sie müsse aktiv stoßen, nicht werfen. Pia setzt die Kugel an den Hals, geht einen Schritt nach vorne und erreicht die ersehnten 6,80 Meter. „Es war toll, wie sich alle nachher mit mir gefreut haben“, sagt sie. „Wir kennen uns erst einen Tag und sind jetzt schon ein Team“.
Diesen Zusammenhalt spürt auch Mona Laufs. „Wir sind alle in dieser Spoho-Bubble, das gefällt mir“. Die 21-Jährige ist zufrieden mit ihrer Entscheidung, sich nach dem Abitur hier beworben zu haben. „Hier sind alle gleich. Sport verbindet“.