Daniel Fuhrhop hat einen Vortrag im Müngersdorfer Petershof gehalten. Seine Forderungen bezog er auch auf Köln.
Steile ThesenDaniel Fuhrhop fordert ein Ende des Neubaus in Köln
Wollen sie uns jetzt auch noch das Bauen verbieten? Wenn es nach Daniel Fuhrhop geht, dann schon. Die Thesen des Wissenschaftlers, der zuletzt die Stichwahl zum Oldenburger Bürgermeister knapp verlor, sind bewusst provokant formuliert. Aber seine Argumente sind stichhaltig.
Er präsentierte sie am Dienstagabend, den 30. September, bei der „Machbarschaft Petershof“ in Köln-Müngersdorf, einem kulturellen Zentrum in genossenschaftlicher Hand. Fuhrhop plädiert dafür, vorhandenen Wohnraum besser zu nutzen – und arbeitete sich in seinem Vortrag an den Plänen der Ampelregierung ab, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen.
Fuhrhop: Wohnraum muss besser genutzt werden
Fuhrhops Prämisse ist einfach: Neubauten würden schlicht zu viele Ressourcen verbrauchen. Gleichzeitig befänden wir uns in einer Wohnraumkrise. Ein Zielkonflikt, der mit vergleichbar einfachen Mitteln zu lösen sei. Statt immer weiter zu bauen, solle vorhandener Wohnraum besser genutzt werden.
Dabei denke er nicht an Leerstand, sondern an – wie er ihn nennt – „unsichtbaren Wohnraum“. Vorstellen darf man sich da zum Beispiel die zweite Etage eines Einfamilienhauses, die von älteren Menschen nicht mehr genutzt wird, ehemalige Kinderzimmer oder ungenutzte Dachgeschosse. „Daraus wieder Wohnraum zu machen, das ist in meinen Augen ein Auftrag an die Politik“, stellt Fuhrhop klar.
Das könne durch verschiedenen Maßnahmen passieren, etwa mit finanzieller Hilfe für Menschen, die eine Einliegerwohnung schaffen möchten. Auch müsse es mehr Unterstützung und Beratung beim Wohnungstausch geben. Soziale Programme müssten ebenfalls gefördert werden, etwa das sogenannte „Wohnen für Hilfe“: ein Student zieht zum Beispiel bei einer Rentnerin ein und hilft bei Gartenarbeiten.
Viel ungenutztes Potenzial in Köln
Besonders anschaulich wird Fuhrhops These am Beispiel Köln. In der Stadt gebe es zahlreiche Paare, die seit vielen Jahren in großen Wohnungen mit alten Mietverträgen leben. Wenn die Kinder ausziehen, bleibe viel Platz, den die Eltern gar nicht mehr brauchen.
Viele von ihnen wären bereit, in eine kleinere Wohnung zu ziehen, doch die aktuelle Wohnungssituation macht das schwierig. Denn durch die hohen Mieten wäre eine kleinere Wohnung oftmals teurer als die bisherige, größere.
Fuhrhop rechnet, dass in Köln durch eine bessere Nutzung des bestehenden Wohnraums Platz für 180.000 Menschen geschaffen werden könnte. Um dies zu erreichen, fordert er, dass der Staat besser unterstützt – zum Beispiel durch weniger Bürokratie beim Umbau, finanzielle Hilfen, Beratungsangebote und Unterstützung beim Wohnungstausch.
Anreize statt Verbote
Auch Vermietern und Eigentümern, die ungenutzten Wohnraum nicht mehr vermieten, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben, solle der Staat mit Angeboten entgegenkommen. In Deutschland könnten allein 15.000 Wohnung durch diese Maßnahme wieder nutzbar werden.
Der Tenor: Anreize statt Verbote, Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft und mit Eigentümern. Darin unterschied sich Fuhrhop auch von so mancher Stimme, die in der dem Vortrag folgenden Diskussion aufkam. Freiwilligkeit müsse die Basis für die Lösung der Wohnungsmarktkrise sein.