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Nächtelang grelles Licht und LärmAnwohner leiden unter Großbaustelle in Braunsfeld

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Baustelle Braunsfeld

Der Blick auf die Großbaustelle aus einer Wohnung an der Eupener Straße. (Archiv)

Braunsfeld – Irgendwann ging das Licht nicht mehr aus – selbst in den Nachtstunden. Die Schalter in der eigenen Wohnung an der Eupener Straße 86 zu betätigen, half Laura Mauelshagen und ihrem Freund Tim Hollander nicht. Die Lampen, die immer noch regelmäßig ihr Wohn- und Schlafzimmer beleuchten, befinden sich auf der anderen Straßenseite, auf der großen Baustelle. Die Firma Schmeing errichtet dort im Auftrag der Fay Projects GmbH unter dem Titel „Ovum“ einen gigantischen Bürokomplex und hat an den hohen Kränen Scheinwerfer befestigt, damit sie den Mitarbeitern in den frühen Morgen- und Abendstunden Licht spenden und wenn sie ausnahmsweise nachts dort unterwegs sind. Doch wenn sie nach Feierabend das Baugrundstück verlassen, scheinen sie weiter, von oben in treffsicherem Winkel direkt durch die Fenster auf Bett, Schreibtisch und Wohnzimmercouch des Paares. Rollos haben die Mieter in den Wohnungen im zweiten Stock nicht.

Gigantische Bohrvorrichtungen ließen die Erde beben

Leben auf der Baustelle. Das tun die beiden – zumindest fast. Ein halbes Jahr nachdem sie im Dezember 2018 ihr neues Zuhause bezogen hatten, rollten auf dem Grundstück direkt gegenüber, die ersten Bagger an. Das Paar dachte sich erst nicht viel dabei: „Wir wohnen schließlich in der Stadt“, sagt Hollander. „Da ist es normal, dass sich die Umgebung verändert.“ Dann begannen die Mitarbeiter der Firma mit schwerem Gerät den Boden zu bearbeiten. Presslufthammer und gigantische Bohrvorrichtungen ließen die Erde erbeben, warfen Gegenstände aus den Regalen in Hollander und Mauelshagens Wohnung im zweiten Stock und sorgten für Druck auf ihren Ohren.

Danach kamen die Betonmischer, während der Woche morgens um 5.30 Uhr und samstags um 7 Uhr. Das Martyrium für eine Reihe von Anwohnern der Eupener und Stolberger Straße steigerte sich noch. Sie fanden Wurfzettel in ihren Briefkästen, mit denen die Baufirma sie darüber informierte, dass tagsüber eine Betonage verlegt wird, die danach geglättet werden muss – im Zeitraum von 16 Uhr nachmittags bis acht Uhr morgens am folgenden Tag, mit einem kreischend-metallenem Geräusch. Ab Ende Januar, zehn Mal, davon einmal zwei und einmal sogar vier Nächte hintereinander.

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„Unsere Wohnung ist nachts taghell“

Das hatte Folgen: „Nach der Woche waren wir komplett durch“, schildert Mauelshagen. Sie arbeitet als Erzieherin, Hollander als ITler im Homeoffice neben der Baustelle. Beide sind tagsüber sowieso einem hohen Geräuschpegel ausgesetzt – und nachts der Folter durch Schlafentzug. Sie erreichte ihren Höhepunkt als die Baustellenscheinwerfer angingen und seitdem geblieben sind. „Unsere Wohnung ist nachts taghell“, sagt Mauelshagen, „Die Beleuchtung bleibt an, auch wenn niemand mehr dort arbeitet. Wie kann es sein, dass Männer, die in der Lage sind, Häuser zu bauen, es nicht schaffen, den Lichtschalter zu bedienen?“

LaermBaustelle

Laura Mauelshagen nachts am Fenster. Grelles Licht von der Baustelle scheint herein.

Diese Frage wollte sie beantwortet haben und wandte sich an den Polier der Firma. In einem netten Gespräch versprach er, seinen „Jungs“ Bescheid zu sagen und sie aufzufordern bei Verlassen ihrer Arbeitsstelle das Licht auszuschalten. Doch nichts geschah. Mauelshagen informierte das Ordnungsamt. Die Mitarbeiter antworteten, sie könnten die Genehmigungen, die der Firma erteilt wurden, nicht einsehen und verwiesen sie an das Baustellenmanagement, das sich umgehend meldete in einem freundlichen Gespräch versprach, sich zu kümmern – und dann nichts mehr von sich hören ließ. „Die Mitarbeiter waren nicht mehr erreichbar und meldeten sich nicht mehr“, so erzählt das Paar. Mittlerweile sind sie verzweifelt. Fast mehr als das Licht stört sie eines: „Der Umgang mit unserem Problem ärgert mich sehr. Dieses Vertrösten und Ignorieren.“

Baufirma verspricht Besserung

Der ganze Spuk könnte nun allerdings in ein paar Wochen ein Ende haben, so versprechen es zumindest die Kölner Stadtverwaltung und die Baufirma selbst: „Die Firma hat bis einschließlich 17. April elf Ausnahmegenehmigungen nach dem Landesemissionsschutzgesetz erhalten“, erläutert eine Sprecherin der Stadt. „Die Ausnahmegenehmigungen wurden ausschließlich für Betonglättarbeiten beantragt. Aus bautechnischen Gründen können diese Arbeiten nicht vollumfänglich am Tage abgeschlossen werden.“ Schmeing selbst betont, dass sie aber bald vorbei sein sollen: „Das nächtliche Glätten des Betons ist abgeschlossen, sobald die Tiefgaragen fertig sind“, sagt Joachim Hesters, technischer Leiter von Schmeing.

Der weitere Hochbau würde dann nur während der gewöhnlichen Arbeitszeiten am Tag stattfinden. Wenn es noch einmal nötig sei, die Scheinwerfer anzuschalten, würden sie so ausgerichtet, dass sie nicht mehr direkt in die Wohnung der Hausbewohner gegenüber scheinen und nach Feierabend ausgemacht. „Da ist bislang nicht alles optimal gelaufen“, gibt Hesters zu. „Man kann natürlich das Licht abschalten, wenn nicht gearbeitet wird.“ Unsere Mitarbeiter sind mittlerweile für das Thema sensibilisiert. Laura Mauelshagen und Tim Hollander werden also hoffentlich bald wieder richtig schlafen können. Glauben werden sie das allerdings nach all ihren Erfahrungen aber erst, wenn es soweit ist.