Köln – Ziegen und Esel in der Sürther Aue, ansonsten weitgehende Naturbelassenheit und Stärkung der Biodiversität sowie eine Aussichtsplattform zum Beobachten der Fauna und Betrachten der Flora – das sind wesentliche Bestandteile des Pflege- und Entwicklungskonzeptes, das die Verwaltung zusammen mit dem BUND Köln und der NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln im Auftrag der Bezirksvertretung erarbeitet hat.
Es ist nun fertig und wird den politischen Gremien vorgestellt, zunächst der Bezirksvertretung Rodenkirchen am 31. Januar, später folgen die Ratsausschüsse.
Konflikt mit KVB-Stadtbahnlinie
Falls es keine politischen Einwände gibt, sollen als erstes wild wuchernde Büsche entfernt und eine vorhandene Schotterfläche begrünt werden. Dann schlagen die Expertenteams der Stadt, des BUND und des NABU eine Ganzjahresweide mit Ziegen und später zusätzlich mit Eseln vor. Nach Bedarf wird gemäht und zurück geschnitten, Biotopbäume sollen jedoch nicht angetastet werden.
Die Besucherinnen und Besucher werden auf Wegen gelenkt, Infotafeln sollen aufgestellt werden. Frei durchs Gelände zu laufen, ist nicht erlaubt. Der BUND Köln und die NABU-Station, die in Finkens Garten angesiedelt ist, wollen das Gebiet künftig ehrenamtlich pflegen und auch Exkursionen durchführen.
Allerdings gibt es noch einen Konflikt. Durch das Naturschutzgebiet soll die geplante Stadtbahnlinie 17 führen. So sieht es zumindest der „Korridor Nord“ des Stadtbahnprojektes Köln-Niederkassel-Bonn vor. Das Bauvorhaben ist jedoch noch nicht endgültig beschlossenen und genehmigt. Im Anschluss an die Sürther Aue soll die neue Linie 17 über eine neue Bahn-Brücke über den Rhein nach Langel und weiter bis Bonn führen.Wegen der fehlenden und mangelhaften Abstimmung haben der Verkehrs- und der Umweltausschuss bereits Beratungsbedarf angemeldet und ihre Voten zum städtischen Pflegekonzept auf Mitte Februar vertagt.
Die Sürther Aue hat die Stadt im Januar 2021 von der Hafengesellschaft HGK erworben, nachdem klar war, dass auf dem Areal der Hafen nicht erweitert wird. Das Gelände ist 23 Hektar groß, liegt erhöht über dem Rhein und ist wegen seines trockenen Untergrundes aus Kies und Sand mit Halbtrockenrasen und Magerwiesen als schutzwürdig eingestuft. Der besondere Boden ist vor Jahren entstanden, als beim Bau der Godorfer Hafenbecken jede Menge Kies und Sand ausgehoben und angeschüttet worden sind.
Die Sürther Aue ist ein Refugium für viele Vögel
Im NSG kommen bedrohte und seltene Pflanzen wie Feld-Mannstreu und Aufrechter Ziest oder Wiesensalbei vor. Mindestens 28 Brutvogelarten und mehr als 15 „Durchzügler“ leben dort, auch Turmfalke oder gefährdete Vögel wie Bachstelzen. 13 Heuschrecken-, 21 Tagfalter- und 184 Nachtfalterarten wurden gezählt. Durch den Naturschutz und die fachgerechte Pflege sollen sich künftig vermehrt weitere wertvolle Tierarten wie Zwergfledermaus, Dompfaff, Nachtigall, Zauneidechse, Goldammer, Steinkauz, Turteltaube oder auch Wiesengrashüpfer ansiedeln und entwickeln.
Unabhängig vom städtischen Konzept, haben Anlieger einen eigenen Gestaltungsvorschlag zur Sürther Aue entwickelt und öffentlich gemacht. Demnach sollten der Naturschutz- und gleichzeitig der Erholungsgedanke im Mittelpunkt stehen. Ein begrünter Damm in der Mitte des NSG sollte für Lärm- und Sichtschutz sorgen im Hinblick auf die Ansiedlung der Schrottverwertungsfirma Theo Steil direkt angrenzend an die Aue. Ob der Anliegerentwurf zumindest ansatzweise in die weiteren Planungen zur Sürther Aue einzufließen kann, ist fraglich. Wie es in einer städtischen Mitteilung heißt, basiere das städtische Fachkonzept auf biotop- und artenschutzrechtlichen Daten und der Gestaltungsspielraum beschränke sich ausschließlich auf die Fachleute. Die Öffentlichkeit werde nicht beteiligt, lediglich informiert.