Sprayer-Alarm in Köln-KlettenbergUnbekannte hinterlassen ihre Postleitzahl
Klettenberg – Über Nacht sind sie aufgetaucht: Zahlen und Buchstaben, auf den Wänden der Häuser der Sülzburgstraße 22, 25, 88, 108 und 144, auf Postkästen, am Büdchen vor der Siebengebirgsallee und dem Wohnhaus der GAG am Gottesweg, Ecke Unkelerstraße: „969“, „TTO“, das Wort „Cash“. Irgendwer hat sie mit schwarzer Farbe darauf gesprayt. Was diese Zeichen bedeuten? 50969 ist die Postleitzahl des an Sülz und Klettenberg angrenzenden Viertels Zollstock. Die 969er sehen ihre Wurzeln also dort – so wie die Gruppe 968 mit eben dieser Signatur in Bayenthal auf sich aufmerksam macht. „Seit Mitte der 90er Jahre ist es üblich, dass die Täter mit den letzten drei Ziffern der Postleitzahl, ihre Verbundenheit zu ihrem Viertel markieren“, sagt der Polizeisprecher Max Wilmes.
Täter markieren ihr Revier
Frank Maibusch, Bezirksdienstbeamter von der Polizeidienststelle in Klettenberg formuliert es noch etwas plastischer: „Das ist ungefähr so, wie wenn ein Hund an die Häuserecken pinkelt und sein Revier markiert.“ Wer genau die Sachbeschädigungen – denn um diesen Straftatbestand handelt es sich hier – begangen hat, weiß die Polizei bislang nicht. Sie ist darauf angewiesen, dass die Hauseigentümer Anzeige erstatten gegen Unbekannt. „Nur so können wir erkennen, wo und zu welcher Zeit die Taten begangen werden und vor Ort Streife fahren“, betont Wilmes. Die Schmierereien sollten auch möglichst umgehend entfernt werden, um nicht Nachahmer zu animieren, ihr eigenes „Tag“ daneben zu setzen.
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Doch das kann im Einzelfall schwierig sein. Herbert Müller-Hartmann, Eigentümer des Hauses an der Sülzburgstraße 88 hat schon Erfahrung damit: „In den vergangenen Jahren hatten wir bereits zweimal Farbschmierereien an der Häuserwand, aber bislang nicht so große wie dieses Mal. Ich habe mich sehr geärgert. Ich mag Graffitis, die man natürlich auch nicht ungefragt, auf die Hauswand gesprayt bekommen möchte, aber das ist wirklich hässlich.“ Er hat Glück im Unglück.
Kosten für Reinigung können hoch sein
Seine Hausfassade ist im unteren Bereich gekachelt. Bislang konnte er die Farbe darauf bis auf Restbeständen in den Fugen mit einem Schwamm, Wasser und Hausmitteln entfernen. Er befürchtet allerdings, dieses Mal einen Spezialisten beauftragen zu müssen, mit den entsprechenden Kosten. Die können hoch sein. Thomas Tewes, Hauptgeschäftsführer des Haus- und Grundbesitzervereins weiß, dass dies im Einzelfall sehr unterschiedlich ist: „Während die Graffiti auf Betonflächen eher einfach zu entfernen sind, beispielsweise durch Sandstrahlverfahren, ist es bei Natursteinfassaden schon sehr schwierig bis manchmal unmöglich.“ In seltenen Fällen könne nur die Erneuerung des Fassadenteils helfen. Das sei dementsprechend teuer. „Hauseigentümer sollten, wenn möglich eine Prophylaxe-Schicht auf den Untergrund aufbringen“, rät Tewes.
Begrünte Fassaden dienen zur Abschreckung
"Eine Begrünung von Fassaden oder auch eine gute Ausleuchtung von gefährdeten Stellen ist dazu geeignet, Graffitisprayer abzuschrecken.“ Jörg Fleischer, Pressesprecher der GAG, kann konkrete Zahlen nennen: „Bei einem kleineren Graffito auf vergleichsweise leicht zu behandelndem Untergrund fallen etwa 200 bis 400 Euro Reinigungskosten an. Bei größeren Verunreinigungen oder komplizierteren Untergründen wird es dann aber auch schnell vierstellig“, sagt er. Insbesondere für Eigentümer von denkmalgeschützten Häusern kann eine solche Beschädigung eine schwere finanzielle Belastung bedeuten, denn sie sind verpflichtet, den denkmalgerechten Zustand wiederherzustellen, also die Farbschmiererei auf eigene Kosten zu entfernen.
KASA berät Hauseigentümer
Auch die bei der Stadt Köln angesiedelte Kölner Anti-Spray Aktion (KASA) berät die Hauseigentümer. Ihrer Ansicht nach müssen Hausbesitzer besonders im Winter auf der Hut sein. „In den dunkleren Jahreszeiten kommt es regelmäßig zu einem Anstieg von Graffiti und Schmierereien“, schreibt Stadt-Sprecher Robert Baumanns. „Die Täter nutzen dabei meist die Dunkelheit, um unbemerkt ihre Taten zu begehen. Die Corona-Pandemie und die eingeschränkten Betätigungsmöglichkeiten seien ebenfalls ein Grund für einen leichten Anstieg. Bezirkspolizist Maibusch macht darauf aufmerksam, dass Sachbeschädigung allerdings eine denkbar schlechte Alternativbeschäftigung ist: „Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Wenn die Täter dabei erwischt werden, drohen ihnen rechtliche und vor allem auch erhebliche finanzielle Folgen.“