Wie geht es weiter mit dem FC am Geißbockheim? Der Klub hat laut eigener Aussage kein machbares Angebot der Stadt und investiert jetzt in seine Heimat.
Bleibt der FC doch am Geißbockheim?FC-Geschäftsführer Türoff wenig optimistisch, was Marsdorf-Umzug betrifft
Im Fußball-Jargon würde ein Kommentator das Ausbau-Vorhaben des Erstligisten 1. FC Köln am Geißbockheim möglicherweise als zähes Spiel bezeichnen. Dabei fehlen in der Causa FC-Ausbau seit mittlerweile einem Jahrzehnt die Aufreger nicht — aber das Ergebnis. Bleibt der Klub am Geißbockheim, wo er seit 1953 zu Hause ist? Zieht er nach Marsdorf auf eine städtische Fläche an der A1?
Laut FC-Geschäftsführer Philipp Türoff hat der Verein noch keine Entscheidung getroffen, aber optimistisch ist er nicht, was dem Umzug nach Marsdorf betrifft — dabei galt diese Option nach all den Jahren zuletzt als realistischste in den Gesprächen zwischen Verwaltung, Politik und Klub .Türoff sagte am Dienstag: „Es ist wieder einmal viel Zeit ins Land gegangen, ohne dass etwas passiert ist.“
Termin vor Gericht im April
Seit zehn Jahren plant der Klub den Ausbau im Äußeren Grüngürtel. Der FC will dort ein neues Nachwuchs-Leistungszentrum am Geißbockheim bauen sowie außerhalb des Geländes drei Fußball-Plätze auf der Gleueler Wiese – doch richtig vorwärts geht es nicht in der Frage, aus mehreren Gründen. Unter anderem wird vor Gericht gestritten um die Wirksamkeit des Bebauungsplanes, im April verhandelt das Bundesverwaltungsgericht die Angelegenheit.
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Zudem fehlt für den nötigen Pachtvertrag für die städtische Gleueler Wiese seit der Kommunalwahl 2020 und dem Erstarken der Grünen eine politisch umsetzbare Mehrheit. Das Mehrheitsbündnis aus Grünen, CDU und Volt hat ein Moratorium für die Gleueler Wiese beschlossen, bis zur nächsten Kommunalwahl 2025 dürfte daran kaum zu rütteln sein. Nach Jahren des Haderns hatte der Klub sich für die Alternative Marsdorf erwärmt, auch schon einen Masterplan entwickelt. In diesem Fall hätte der FC das Geißbockheim nahezu komplett aufgegeben. Nach mehr als 70 Jahren.
Reker weist auf rechtliche Probleme hin
Die Idee dahinter: Die Stadt übernimmt die Aufbauten, also unter anderem das Klubhaus und die Plätze und macht daraus eine Bezirkssportanlage. Dafür bezahlt sie Geld und mit diesem Geld finanziert der arg klamme Klub einen Teil der rund 120 Millionen Euro für den neuen Campus in Marsdorf.
Doch bei der Summe können sich beide Seiten nicht einigen, Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hatte im Dezember gesagt: „Es ist auch eine Frage des Beihilferechts. Doch das Angebot war für den FC aus seiner Sicht nicht auskömmlich. Jetzt prüfen wir, ob wir das Angebot nachbessern können.“ Der Ball liege nicht beim FC, er sei in der Luft.
Türoff verneint eine Entscheidung
Am Donnerstag vermeldete die „Bild“-Zeitung, dass der Umzug nach Marsdorf vorerst vom Tisch sei. FC-Geschäftsführer Philipp Türoff verneinte das auf Nachfrage, er sagte: „Es ist aber nicht der Fall, dass der 1. FC Köln schon eine finale Entscheidung getroffen hat und wir das Thema Marsdorf beerdigt haben.“
Türoff bestätigte aber ein Business-Treffen am 22. Februar mit rund 300 Teilnehmer im „12. Mann“ im Rhein-Energie-Stadion, bei dem auch sein Geschäftsführer-Kollege Markus Rejek zugegen war. Türoff sagte: „Dort wurde auch über das Geißbockheim und Marsdorf gesprochen. Ich kann bestätigen, dass es seitens der Stadt weiterhin kein Angebot gibt, das für uns gangbar und wirtschaftlich darstellbar ist. Deshalb werden wir aus der Not heraus die Bedingungen am Geißbockheim verbessern.“
1. FC Köln: Kein Optimismus wegen Marsdorf
Schon im Vorjahr hatte der Verein Plätze erneuert. Türoff zeigte sich in Bezug auf das Neubau-Vorhaben am Rand der Stadt nicht optimistisch. Sind Türoffs Aussagen der Einstieg in den Ausstieg aus Marsdorf? Oder will er nur Signale senden an Stadtverwaltung und Politik, dass sie mehr machen müssen?
Vergangenen Sommer hatte Türoff noch anders geklungen, damals sagte er auf die Frage, ob der Verein den Umzug finanziell stemmen könne: „Das muss der Fall sein, wir würden da eine Lösung finden. Es gibt viele Partner, die an uns glauben. Köln muss einen Ort haben, an dem wir professionellen Fußball organisiert bekommen.“ Doch seitdem ist wieder ein Jahr ohne Lösung vergangenen, der FC hat sich eine Transfersperre eingehandelt und ein Abstieg in die zweite Liga verbunden mit weniger Einnahmen ist ein realistisches Szenario.
FC bezeichnete sich als Sanierungsfall
Und selbst wenn der Klub nicht sofort den Campus in Marsdorf baut und nicht die kompletten 120 Millionen Euro sofort braucht: Türoff selbst hatte den Verein vor zwei Jahren als „Sanierungsfall“ bezeichnet, auch wenn es dem Klub nun wieder besser geht.
Aus Teilen des Stadtrates ist seit Wochen zu hören, dass man nicht bereit sei, dem Verein noch mehr Geld zu bezahlen. Die Stadt soll wohl rund 30 Millionen Euro zahlen können. Der Klub hätte demnach gerne 60 Millionen Euro. Offiziell bestätigt sind diese Summen aber nicht. Und auch die Gebühren für die städtischen Flächen in Marsdorf sind Teil der Verhandlungen.
Vogel: Bis zur Grenze des Rechts gegangen
Stadtsprecher Alexander Vogel sagte am Donnerstag zu Türoffs Aussagen: „Mit dem bisherigen Angebot ist die Stadt Köln an die Grenze des rechtlich Machbaren gegangen.“ Zu weiteren Details wollte Vogel sich mit Blick auf die weiteren Gespräche nicht äußern.
Dass Türoff wenig optimistisch ist, was den Umzug nach Marsdorf betrifft, setzt argumentativ auf die Haltung der Kölner Fans auf. Beim Heimspiel gegen Werder Bremen vor zwei Wochen hatte der Zusammenschluss von Fanclubs des 1. FC Köln namens „Südkurve“ angekündigt, sich zukünftig öffentlich für den Erhalt des Geißbockheims als FC-Heimat einzusetzen. In einem Schreiben im Stadion hieß es: „Der 1. FC Köln gehört ans Geißbockheim wie der Rosenmontagszug zum Karneval.“
Stephan Schell, Vorsänger der Ultra-Gruppierung „Wilde Horde“ hatte zuletzt im Podcast „Dreierkette“ zum Umzug nach Marsdorf gesagt: „Das wird nicht passieren. Da bin ich schon selbstbewusst genug, da werden die nicht an uns vorbeikommen. Das Geißbockeim wird in den Händen des 1. FC Köln bleibe. Das könnte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.“ Das könne man nicht verscherbeln. Wer da rangehe, habe die Fans als Feind. Er will etwas frecher werden gegenüber der Stadt.