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Beschwerde vor Gericht erfolgreichFC-Führung hält Ausbau am Geißbockheim trotzdem aktuell für „unwahrscheinlich“

Lesezeit 4 Minuten
Das Geißbockheim von oben betrachten: Oben links in den Wäldern ist die Gleueler Wiese zu sehen.

Das Geißbockheim von oben betrachten: Oben links in den Wäldern ist die Gleueler Wiese zu sehen.

Das Bundesverwaltungsgericht lässt die Revision gegen das OVG-Urteil zu – der Verein fordert Aufklärung, „wie in dieser Angelegenheit mit uns umgegangen wurde“.

Das Bundesverwaltungsgericht hat der Beschwerde des Fußball-Erstligisten 1. FC Köln im Streit um den Geißbockheim-Ausbau stattgegeben. Das bestätigte die Pressestelle am Montag. Im vergangenen November hatte das Oberverwaltungsgericht Münster (OVG) den Bebauungsplan für den Ausbau am Geißbockheim für unwirksam erklärt und der Klage zweier Umweltverbände Recht gegeben. Die Richter ließen damals keine Revision gegen das Urteil zu, dagegen legte der Verein Beschwerde ein vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, das Urteil war nicht rechtskräftig.

Laut einer Sprecherin des Bundesverwaltungsgerichts ist nach der Entscheidung über die Revision „die Wirksamkeit des Bebauungsplans damit weiter streitig“. Dass die Beschwerde zugelassen wurde, ist laut ihrer Aussage kein Fingerzeig für den Ausgang der Revision am Bundesverwaltungsgericht. Die durchschnittliche Verfahrensdauer beträgt laut der Sprecherin ein Jahr — und das in einem Bauprojekt, das der Klub seit 2014 plant, aber nicht entscheidend vorankommt. Der FC-Ausbau bleibt ein Geduldsspiel.

Und jetzt? Was heißt das für die Ausbaupläne? Selbst FC-Geschäftsführer Philipp Türoff bezeichnet die Situation als „Sackgasse“, weil viele komplexe Fragen offen sind — und keine der möglichen Lösungen schnell umsetzbar ist. Am Montag sagte Türoff: „Die Entscheidung freut uns, sie ändert an der Lage in Köln aber erstmal nichts.“

Der FC möchte nördlich des Geißbockheims drei Fußball-Plätze auf der Gleueler Wiese bauen, zudem ein Nachwuchs-Leistungszentrum direkt am Geißbockheim errichten. Der Verein taxierte das Vorhaben anfangs auf rund 25 bis 30 Millionen Euro. Seit 1953 ist das Geißbockheim seine Heimat — es geht um viel Tradition und damit um viel Emotion.

Zwar hat der Stadtrat Mitte 2020 dem Bebauungsplan für den Ausbau zugestimmt, doch dann kam die Kommunalwahl im Herbst und die Grünen wurden die personell stärkste Kraft im Stadtrat. Sie lehnen den Ausbau ab – das ist ein Problem, weil der FC sich keinen Pachtvertrag für die städtische Fläche gesichert hat. Und über diesen Pachtvertrag entscheidet die Politik, doch seit der Kommunalwahl 2020 gibt es eben keine politisch umsetzbare Mehrheit für eine Zustimmung.

Im Gegenteil: Grüne (26 von 90 Sitzen im Stadtrat), CDU (20) und Volt (4) haben als Mehrheitsbündnis ein Moratorium für die Wiese ausgerufen. Die drei Fraktionen bestätigten das Moratorium am Montag gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Selbst ein positives Urteil in Leipzig und ein gültiger Bebauungsplan helfen dem Verein in dieser Situation also nicht weiter.

Türoff sagte auf die Frage, für wie wahrscheinlich er eine Erweiterung am Geißbockheim halte: „Aktuell halte ich den Ausbau am Geißbockheim für unwahrscheinlich. Die Pläne sind eine theoretische Chance. Wir wollen das Flämmchen als Alternative am Leben halten, denn irgendwo müssen wir ja Fußballspielen.“

Klub fühlt sich hingehalten

Die nächste Kommunalwahl mit möglichen anderen Mehrheiten abseits der Grünen findet im Herbst 2025 statt — doch auch Türoff ist klar, dass es angesichts der Wahlerfolge der Kölner Grünen in den vergangenen Jahren optimistisch wäre, auf grundlegend andere Mehrheiten zu hoffen. Zumal die ehemals beiden größten Fraktionen CDU und SPD (19 Sitze) momentan nur 39 von 90 Sitzen und keine Mehrheit besitzen, selbst wenn die FDP (5) hinzukommt.

Der Verein fühlt sich hingehalten von Stadtspitze und Teilen der Politik, Türoff teilte im offiziellen Klub-Statement bemerkenswert offenherzig mit: „Das jüngste Urteil ist ein weiterer Schritt der gerichtlichen Überprüfung zur Wahrung der Interessen des FC und zur Aufklärung, wie in dieser Angelegenheit mit uns umgegangen wurde.“

Masterplan für Marsdorf liegt vor

Mittlerweile hat sich der FC mit einer unbebauten städtische Fläche in Marsdorf an der A1 als Alternative angenähert, für die der Verein schon einen Masterplan entwickelt hat. Er braucht dafür aber viel Geld, er fordert deshalb von der Stadt Geld für die Aufbauten am Geißbockheim, wenn die Stadt die Plätze und Gebäude übernimmt und möglicherweise als Bezirkssportanlage verwendet. Der Klub hat sich zuletzt als Sanierungsfall bezeichnet, der Ausbau in Marsdorf kostet dem Vernehmen nach rund 120 Millionen Euro.

Laut FC haben die Gespräche mit der Stadt aber bislang keine „für den FC wirtschaftlich darstellbaren Alternativen“ gebracht. Die Stadt muss aber das Beihilferecht beachten, sie kann laut Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) nicht alles zahlen. Türoff sagte: „Wir können Marsdorf nur machen, wenn es gut wird. Und was gut werden soll, kostet Geld. Wir brauchen dafür eine Stadt, die uns hilft. Wenn sie das nicht tut, dann bleiben wir, wo wir sind.“

Das OVG hatte den Bebauungsplan wegen der fehlerhaften Festsetzung von vier geplanten, öffentlichen Kleinspielfeldern für unwirksam erklärt — und nicht aus Naturschutzgründen. Unter anderem ein Basketball-Platz war eine Option. Das OVG sprach von einem „beachtlichen handwerklichen Fehler der Stadt Köln“, machte aber auch klar, dass ein ergänzendes Planungsverfahren den Fehler heilen könnte. Wie lange ein solches Verfahren dauert und was dazu gehört, konnte die Verwaltung am Montag nicht sagen.