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Im verflixten siebten JahrKölner schließt seinen Bier-Laden in Sülz

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann mit Glatzkopf und kleinem Ziegenbart steht in einem Laden, in dem die Regale vollgestellt sind mit Bierflaschen.

Roland Schön in seinem Bier-Laden

Roland Schön lädt seine Kunden noch einmal zu einem Abschiedsfest ein. Seinen Craftbier-Laden „Bier macht schön“ gibt er schweren Herzens auf.

Im „verflixten siebten“ Jahr scheitern nicht nur zwischenmenschliche Beziehungen, sondern auch Geschäftsideen. Roland Schön muss seinen Laden „Bier macht schön“ an der Berrenrather Straße 206 zum Jahresende schließen – nach sechsdreiviertel Jahren. Der Grund: die wirtschaftliche Situation. Die Inflation, der Ukraine-Krieg, die Energiekrise, die gestiegenen Energie- und Lebenskosten und die allgemeine Krisenstimmung hätten den Menschen die Kauflaune verhagelt, erzählt er.

Es ist nun schon der zweite Umsatzeinbruch für den Bierhändler in den vergangenen Jahren und der stärkere. „Durch die Corona-Krise sind wir noch mit einem blauen Auge gekommen“, sagt Schön. „Als Teil der Lebensmittelbranche durften wir ja weiter geöffnet bleiben. Die Menschen konnten kaum ausgehen. Weil die Gastronomie auf null gefahren war, hatten sie Geld übrig und haben es gerne bei uns ausgegeben.“ Im Lockdown machten sie sich das Leben zu Hause mit einem guten Bier möglichst schön und kauften es im Laden mit dem passenden Namen.

Bier-Flaschen verschiedenster Marken stehen im Regal.

Craftbiere von daheim und anderswo gibt es im „Bier macht schön“.

Sein Betrieb hat trotzdem Federn gelassen: „Die Bestellungen der Großkunden aus der Gastronomie fielen weg und vor allem konnten wir keine Bier-Tastings bei Events mehr veranstalten“, schildert der 49-Jährige. „Die haben aber einen Großteil unseres Umsatzes ausgemacht.“ Als die Pandemie vorbei war, fanden sie zwar wieder statt, aber in viel kleinerem Rahmen als vorher. Dann überfiel Russland die Ukraine und verursachte die Energiekrise: „Es wurden enorme Energienachzahlungen für die Bürger prognostiziert“, erinnert sich Schön.

„Die Menschen wussten nicht, was auf sie zukommt. Spätestens im Weihnachtsgeschäft haben wir dann gemerkt, dass sie ihren Geldbeutel zusammenhalten.“ Sie hätten auf Luxusartikel verzichtet und somit auch lieber das gewöhnliche industriell gefertigte Bier im Supermarkt gekauft als die teureren Produkte, die Schön anbietet. Drei Euro kostet eine Flasche Bier bei ihm im Durchschnitt, 250 Sorten umfasst sein Sortiment. Bei ihm gibt es ausschließlich Craftbiere, also handwerklich gefertigte Produkte, was bei Bier bedeutet, dass sie von kleinen lokalen Betrieben hergestellt werden.

Große Auswahl an verschiedenen Bieren in Sülzer Laden

„Die Prozedur des Bier-Brauens ist ja immer dieselbe, ob sie industriell oder in kleinen Brauereien geschieht“, so Schön. Der Geschmack bliebe bei der Industrieproduktion allerdings genauso auf der Strecke wie die Diversität. In Schöns Laden können Kunden sich durch eine riesige Auswahl probieren. Er hat ein großes Angebot an Bieren von kleinen Brauereien in Köln und Umgebung, vom Niederrhein, aus Bayern und Franken, aus dem europäischen Ausland, exotische Produkte wie ein Bier von den Färöer-Inseln und aus dem Baltikum.

Dabei ist auch ein Imperial Stout aus Bayern namens „Frau Gruber“ mit intensiven Röstaromen, das ein wenig nach Kaffee, Lakritz und Schokolade schmeckt. „Die Brauer haben bei der Herstellung mit Blaubeeren und Ahornsirup gearbeitet“, weiß Schön. Bei ihm ist Bier mit den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen zu haben. Es kann malzig, hopfig, süß, säuerlich, röstig, rauchig, beerig, fruchtig, grasig und erdig schmecken. „Bier bietet viel mehr Geschmäcker als die meisten Menschen wissen“, so der Experte.

Seine Kunden müssten sich meist erst einmal an das eigene Lieblingsprodukt herantasten. Schön berät sie dabei und befragt sie zunächst nach ihren Vorlieben. „Im Supermarkt haben Craftbiere es schwer. Die Leute kaufen sie nach Etikett und sind dann zu Hause von dem Geschmack überfordert.“ In Sülz werden Bierliebhaber es nun also bald gar nicht mehr erwerben können. Schön wird wie früher wieder als Grafikdesigner arbeiten. „Aber ich kann mir schon vorstellen“, sagt er, „dass ich irgendwann noch einmal ein Biergeschäft eröffne.“


Am Samstag, 16. September, lädt Roland Schön unter dem Titel „The last Dance“ alle Interessierten von 16 bis 22 Uhr zu einem Bier vom Fass ein. Bier macht schön, Berrenrather Straße 206.