Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kommentar

Luxemburger Straße
Köln darf nicht aus ideologischen Gründen gelähmt werden

Ein Kommentar von
Lesezeit 3 Minuten
Autos fahren über die Luxemburger Straße

Auf der Luxemburger Straße ist die Lärmbelastung in einigen Abschnitten zu groß. Das hat ein Gutachten ergeben. 

Unser Autor ist Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer. Tempo 30 auf der Luxemburger Straße ist für ihn in bestimmten Bereichen längst überfällig – doch kein Allheilmittel.

Tempo 30 auf einer Bundesstraße. Allein dieser Satz emotionalisiert Verkehrsteilnehmer sofort. Da sind einerseits diejenigen, die im Auto auf der Luxemburger Straße mit zweispuriger Fahrbahn möglichst zügig vorankommen wollen. Dann sind da andererseits aber Fahrradfahrer, Fußgänger und Anwohner, die eine Temporeduzierung fordern. Um es vorab klarzustellen: Ich gehöre beiden Lagern an, bin sowohl Auto- als auch Fahrradfahrer, und wohne unweit der Luxemburger Straße. Als solcher halte ich in bestimmten Abschnitten eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern für längst überfällig.

Köln: Diskussion um Tempo 30 auf der Luxemburger Straße

Wer etwa im Bereich der Kreuzung an der Sülzburgstraße und Gottesweg unterwegs ist – egal mit welchem Fortbewegungsmittel – kennt die alltäglichen Zustände und Gefahren. Auf engem Raum sind zu viele Verkehrsteilnehmer zu Fuß, auf zwei oder vier Rädern gleichzeitig unterwegs. Schon jetzt müssen Autofahrer vom Gas gehen, wollen sie keine Unfälle riskieren.

Mehr Tempo ist stattdessen in der Stadtverwaltung zu wünschen. Wäre die parallel laufende Berrenrather Straße bereits saniert, was seit rund zehn Jahren geplant ist – inklusive breiter Gehwege und Radspuren – wäre die Situation vielleicht schon entzerrt. Doch es bleibt ein Problem: der Lärm.

Luxemburger Straße: Lärmgutachten liegt vor

Sechs Anwohnerinnen und Anwohner haben Klage vor dem Verwaltungsgericht eingereicht. Im Juni vergangenen Jahres hatte sich die Stadt Köln blamiert, als sie die Höchstgeschwindigkeit kurzerhand von Tempo 50 auf 30 heruntergesetzt hatte – in der Annahme, es sei zu laut. Die Bezirksregierung stoppte jedoch Verkehrsdezernent Ascan Egerer, da es dafür ein entsprechendes Lärmgutachten braucht.

Das liegt nun vor. Da die Werte zu hoch sind, gilt die Einführung von Tempo 30 als wahrscheinlich. Bei sämtlichen Klagen in den vergangenen Jahren kam es entweder zu Urteilen gegen die Stadt oder Einstellungsbescheiden, nachdem die Stadt zuvor freiwillig Tempo 30 erlassen hatte. Von einer Tempo-Reduzierung könnten aber auch die Stadtbahnen der KVB betroffen sein. Diese erzeugen schließlich auch Lärm. Fakt ist auch, dass viele Autofahrer zwischen Gürtel und Militärring schneller als 50 km/h unterwegs sind und somit mehr Lärm verursachen. Mehr Radarkontrollen könnten Abhilfe schaffen.

Es gilt daher, genau hinzuschauen und nach Lösungen zu suchen, bei denen die Gesundheit der Anwohner ebenso Beachtung findet wie ein reibungsloser Verkehrsfluss. Der Austausch des Straßenbelags mit sogenanntem Flüsterasphalt könnte den Geräuschpegel senken. Das gilt nicht nur für die Luxemburger Straße. In zahlreichen anderen Stadtteilen dürfte die Lärmbelästigung zu hoch sein, zum Beispiel auf der Siegburger Straße in Poll.

Auf der Luxemburger Straße jedoch durchgehend Tempo 30 einzuführen, hat nichts mit einer durchdachten Verkehrswende zu tun. Es braucht ein schlüssiges Gesamtkonzept. In dem 2024 von der Stadtverwaltung präsentierten Grundnetz gehört die Luxemburger Straße zu Recht zu den Straßen, auf denen das Auto auch weiterhin Vorrang vor anderen Verkehrsmitteln haben soll. Bei allem Verständnis für die unterschiedlichen Interessen darf man eine Millionenstadt nicht aus ideologischen Gründen lähmen. Klar sollte aber auch sein: „Freie Fahrt für freie Bürger“ ist ein Slogan aus den 1970er Jahren und heute erst recht Irrsinn.