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Abriss war schon beschlossenKölner Naturschützer wollen Justiz-Neubau verhindern – erste Klage

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Jörg Frank, Helmut Röscheisen und Thomas Scheidler vor dem Kölner Justizgebäude an der Luxemburger Straße.

Jörg Frank, Helmut Röscheisen und Thomas Scheidler (v.l.) vor dem Kölner Justizgebäude. Sie sprechen sich für eine Sanierung aus.

Es gibt Streit um den geplanten Neubau des Kölner Justizzentrums an der Luxemburger Straße. Naturschützer haben eine erste Klage eingereicht.

Es soll ein Prachtbau werden, ein repräsentativer Gerichtskomplex mit einer Erweiterung des Inneren Grüngürtels. Doch dem gerade erst beschlossenen Neubauprojekt um das Kölner Justizzentrum an der Luxemburger Straße droht eine Hängepartie. Die Naturschutz-Gruppe BUND will die Abrisspläne für das bestehende Hochhaus offenbar torpedieren und entfacht eine neue politische Diskussion. Eine erste Klage wurde vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf eingereicht.

Justiz-Neubau: Kölner BUND-Vorstandsmitglied reicht Klage ein

Helmut Röscheisen, Vorstandsmitglied vom BUND Köln, spricht von einer intransparenten Planung seitens des zuständigen Bau- und Liegenschaftsbetriebes (BLB) NRW. Röscheisen befürchtet, dass eine mögliche Sanierung des bestehenden Hochhauses gar nicht ernsthaft geprüft und in Erwägung gezogen worden sei. Er fordert die Offenlegung von Unterlagen des jüngst durchgeführten städtebaulichen Wettbewerbs. In dem Rahmen hatte ein Gremium für einen Neubauentwurf gestimmt.

Der Entwurf für das neue Justizzentrum Köln an der Luxemburger Straße.

So soll das neue Justizzentrum an der Luxemburger Straße nach Willen der Jury aussehen.

Der BLB habe die Dokumente zu einem vorgeschalteten Workshop-Verfahren mit dem Hinweis auf Vertraulichkeit zurückgehalten. In einem ersten Schritt habe er daher Klage eingereicht, um die Papiere einsehen zu können, so Röscheisen. Sollte sich sein Verdacht bestätigen, so fordere er neue Gutachten, die sich mit der Baumasse des bestehenden Justizzentrums beschäftigten. „Ich will nicht ausschließen, dass abgerissen werden muss“, sagt Naturschützer Röscheisen, „aber bisher sehe ich überhaupt keine Grundlage dafür.“

BUND Köln: Baubranche vernachlässige die graue Energie

Der Kläger verweist auf die sogenannte graue Energie, also die gesamte benötigte Energie für in diesem Fall die Herstellung von Beton oder Stahl, für den Transport, die Lagerung und Entsorgung des Altbaus. „Die graue Energie wird in der Baubranche völlig vernachlässigt“, sagt Röscheisen, der Gebäudesektor sei für 30 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich. Eine Sanierung des Bestandes sei ressourcenschonender und müsse daher grundsätzlich Neubauten vorgezogen werden.

Architekt Professor Thomas Scheidler, ehemals Hochschullehrer an der Fachhochschule Aachen, unterstützt den Sanierungsgedanken. Das jetzige Justizzentrum sei ein Stahlbeton-Skelettbau ohne tragende Wände, der für eine Neuausrichtung hervorragend geeignet sei. Das Raumkonzept könne ohne weiteres an die aktuellen Bedürfnisse der Justiz angepasst werden. Etwa mit dem Lanxess Tower am Deutzer Rheinufer, ehemals Lufthansa-Komplex, sei genau so verfahren worden.

BLB spricht grundsätzlich von vorteilhaftester Variante

Der frühere Kölner Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Jörg Frank fordert die aktuelle Landesregierung mit grünem Justiz- und Wirtschaftsministerium zum Umdenken auf. Man dürfe Bestandsbauten nicht ungeprüft niederreißen und sich etwa auf die Kostenexplosion bei der Kölner Oper berufen. Ralph Sterck, Chef der FDP-Fraktion im Rat und Jury-Mitglied, sieht aber genau die Gefahr, dass man bei einer Sanierung „böse Überraschungen“ erleben würde.

Justizministerium und BLB wollten sich auf Anfrage nicht zum konkreten Fall und der Klage vor dem Verwaltungsgericht äußern. Grundsätzlich würde bei Projekten aber die vorteilhafteste Variante gewählt, neben monetären Kriterien fänden etwa auch deutlich höhere energetische Standards Berücksichtigung, so der BLB. Etwa können die Dächer des geplanten Neubaus, der aus fünf flacheren Quadraten bestehen soll, begrünt oder mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden.