Köln – Mit einer großen Überraschung endete der städtebauliche Wettbewerb für das neue Justizzentrum an der Luxemburger Straße. Das alte Hochhaus ist Geschichte, und es wird auch kein neues mehr gebaut. Von elf teilnehmenden Architekturbüros gewann ausgerechnet der einzige Entwurf eines Flachbaus – und Stadt, Politik und Justiz zeigten sich begeistert. Statt bis zu 105 Metern werden die neuen Gebäude für Landgericht, Amtsgericht und Staatsanwaltschaft nur etwa 26 Meter hoch.
Köln: Fünf Quadrate für das neue Justizzentrum
Zwischen Luxemburger Straße und Rudolf-Amelunxen-Straße sollen fünf quadratförmige Bauten entstehen, die teilweise ineinander übergehen. Angesiedelt sind hier die Büros von Richtern und weiteren Beschäftigen von Landgericht und Amtsgericht, dann folgen die Gerichtsäle und die Staatsanwaltschaft. Der Besuchereingang liegt in der Mitte und ist dem erweiterten Inneren Grüngürtel zugerichtet, wo jetzt noch Justiz-Parkhaus und Autonomes Zentrum stehen.
Die neuen Gebäude richten sich entlang der Hans-Carl-Nipperdey-Straße, die in Zukunft kurz hinter dem Straßentunnel für den öffentlichen Verkehr enden soll. Vor dem Hauptportal des neuen Justizzentrums soll eine Fußgängerzone mit Zugang zum neuen Platz der Justiz entstehen. Womöglich dürfen KVB-Busse den Bereich passieren, das stehe laut Bau- und Liegenschaftsbetrieb Nordrhein-Westfalen (BLB) noch nicht fest. Priorisiert werde, dass Busse eine größere Ausweichrunde fahren.
Kölns Baudezernent: Prägender Eingang für Parkstadt Süd
Die Entwürfe zeigen einen angelegten Weiher als Akzent vom neuen Abschnitt des Grüngürtels, der dann von Justizzentrum und teilweise Stadtarchiv umgeben sein soll. „Das wird ein prägender Eingang für die Parkstadt Süd, mit viel Freiraum und Arbeitsraum“, freute sich Kölns Baudezernent Markus Greitemann am Montag bei der Präsentation im Oberlandesgericht. Die Lindenthaler Bezirksbürgermeisterin Cornelia Weitekamp sprach von der „perfekten Gestaltung“.
Der Kölner Oberlandesgerichts-Präsident Bernd Scheiff erklärte, mit der Vorstellung in den Wettbewerb hineingegangen zu sein, „da kommt wohl ein Hochhaus bei raus“. Doch dann sei da dieser überraschende Entwurf für einen Flachbau dabei gewesen, der alle überzeugt habe. Abgesehen von der tollen Wirkung im Stadtbild biete diese flache Variante eine hervorragende Flexibilität für den riesigen Justizapparat, bei etwa 1800 Mitarbeitern und 3000 Besuchern täglich.
Kölner Justiz: Wege für die Bediensteten werden kürzer
Laut Scheiff würden sich die Wege für die Bediensteten verkürzen, langes Anstehen an den Aufzügen dürfte in Zukunft entfallen. Auch für Hochsicherheitsverfahren wie derzeit der Drach-Prozess soll in Zukunft nicht nur ausreichend Platz vorhanden sein. Von einem geplanten Hubschrauberlandeplatz könnten Schwerkriminelle in Zukunft direkt vom Helikopter durch die Katakomben in den Saaltrakt gebracht werden. Bisher muss dafür noch jeweils aufwendig die Straße abgesperrt werden.
„Wir haben uns nicht blenden lassen“, sagt Architekt Werner Sübai von den siegreichen HPP Architekten aus Düsseldorf auf die Frage, warum sie es mit einem flachen Bau probiert haben. Die Fläche habe ausgereicht und die Justiz brauche gerade kein ikonisches Gebäude, keine Hierarchie, sondern eine gewisse Nahbarkeit, vor allem für die Besucher. Nun schließt sich ein weiterer Architektur-Wettbewerb an, der das vorhandene Modell verarbeitet und etwa Grundrisse anfertigt.
Kölner Justizzentrum: Keine Prognosen für die Fertigstellung
So redselig die Beteiligten sich zum Entwurf äußerten, so schweigsam waren sie nach der Frage zum zeitlichen Ablauf. Man müsse beachten, dass die verschiedenen Gebäude im laufenden Justizbetrieb erstellt würden und zwar abschnittweise nacheinander, so BLB-Chefin Gabriele Willems. Den Auftakt soll das Gebäude der Staatsanwaltschaft machen. Ohnehin schon geplant ist ein Interim in den Räumen der alten Arbeitsagentur nebenan, hier sollen bald alle Justiz-Büros untergebracht werden.
Weitere Interimsräume schließen die Beteiligten nicht aus, womöglich werden auch mobile Sitzungssäle eingerichtet. Der damalige NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) hatte vor einem halben Jahr geäußert, laut Zeitplan könnten die Bauarbeiten in vier Jahren beginnen und „ganz optimistisch gesehen“ am Ende des Jahrzehnts abgeschlossen werden. Davon war nun keine Rede mehr. Nicht einmal ein etwaiges Datum für den Spatenstich war dem Baudezernenten zu entlocken.