AboAbonnieren

„Gastro mit Inhalt“Neue Szene-Bar am Südbahnhof verbindet Subkultur mit Aperitivo-Food

Lesezeit 4 Minuten
Roland Schmitz (l.) betreibt seit Mitte September die Off-Bar. Für das neue Aperitivo-Konzept hat er den Foodstylist Marius Weber (r.) hinzugezogen.

Roland Schmitz (l.) betreibt seit Mitte September die Off-Bar. Für das neue Aperitivo-Konzept hat er den Foodstylist Marius Weber (r.) hinzugezogen.

Kulturmanager Roland Schmitz von der Off Bar folgt auf das ehemalige Acephale. Er ist ein erfahrener Akteur in der Kölner Kultur- und Clubszene.

Am Südbahnhof gibt es seit Mitte September wieder ein neues Ausgehziel: die Off-Bar. Wo die Szene-Kneipe Acephale vor rund einem Jahr ihre Pforten geschlossen hat, will Kulturmanager und Gastronom Roland Schmitz einen neuen Ort mit kulturellem Anspruch kreieren. „Eine Gastro mit Inhalt“, wie der 52-Jährige sagt. Schmitz ist in der Kulturszene vernetzt, organisiert zusammen mit dem Verein Kunstfreunde die jährliche Kunstnacht im Museum Ludwig und im Wallraf-Richartz-Museum und auch in der Ehrenfelder Clubszene ist er kein Unbekannter: Zusammen mit anderen war er an der Entwicklung und am Betrieb der mittlerweile geschlossenen Clubs Papierfabrik und Heinz Gaul beteiligt.

Als er im Internet die Ausschreibung für das Lokal an der Luxemburger Straße gesehen hat, dachte er: Diesen Ort möchte ich für die Gastrolandschaft erhalten. Auch die Vermieter hätten großes Interesse gehabt, dass in dieser „sehr urbanen Ecke mit Bahn, KVB und Straße“ wieder eine Bar eröffnet, erzählt Schmitz. Dass eine Baugenehmigung bereits vorlag und so übernommen werden konnte, sei ebenfalls von Vorteil gewesen und nicht selbstverständlich. Doch auf links drehen musste er das Lokal schon, das nun weniger heruntergerockt wirkt.

Off-Bar am Südbahnhof: minimalistische, kunstvolle Einrichtung

Die Wände sind dunkelgrau, die Theke hat Schmitz neu gemacht und verlängert, ein Fenster freigelegt, platzsparende Sitzbänke aus Eiche einbauen lassen: So wirkt das Lokal größer als zuvor. Mit den Leuchten von der Kölner Lichtdesignerin Hannah Kuhlmann setzt Schmitz außerdem noch kunstvolle Akzente im Interieur. Besonderen Wert hat Schmitz auf die Akustik gelegt, eine neue Soundanlage eingebaut und mit städtischer Förderung für Lärmschutz die Decke gedämmt. „Die Decke ist nun absorbierend. Es geht darum, dass man einen guten Sound hat, sich aber dennoch gut dabei unterhalten kann“, so Schmitz.

Schmitz schwebt mit der Off-Bar ein Ort vor, der Kulinarik mit guter Musik verbindet. Am Donnerstag, 5. Dezember startet das neue Aperitivo-Angebot. Zwei Mal die Woche, donnerstags und freitags, bietet er kleine, vegetarische Köstlichkeiten zum Drink oder Wein, die die Gäste schon am frühen Abend in die Bar locken sollen. Kulinarische Expertise bringt der Kölner Koch und Foodstylist Marius Weber mit, der die Gerichte zubereitet.

Off-Bar: Kleine Köstlichkeiten zum Drink

Der 33-Jährige ist eigentlich studierter Designer, seiner Leidenschaft fürs Kochen geht er hauptberuflich seit acht Jahren nach: Er hat in mehreren Küchen gearbeitet, aber mittlerweile selbstständig. „Ich mache jetzt, worauf ich Lust habe.“ Zum Beispiel eine ausgesuchte Karte für einen Szene-Ort entwerfen: vegetarisch, saisonal und zum Teil auch vegan, und mit Preisen, die zwischen fünf und 15 Euro pro Teller liegen.

Darin enthalten sind zum Beispiel Ricotta mit gerösteten Pastinaken, eingelegten Trockenpflaumen, Ahornsirup und Maronen. Oder gerösteter Kürbis mit Vinaigrette, Rosinen und Salbei auf Burrata, ein Käseteller und als Dessert etwa Espresso-Martini-Mousse.

Ein paar vegetarische Gerichte auf einem Bar-Tisch.

Ab 5. Dezember startet die Off-Bar mit ihrem Aperitivo-Konzept.

Die Getränkekarte kann mehr als nur Kölsch. Von der Kölner Cocktailbar „Toddy Tapper“ erhält die Off-Bar anspruchsvolle Drinks, die bereits vorgemixt sind. „So haben wir eine gleichbleibende Qualität, die aber auch für Studenten an der Theke machbar ist. Einen Barkeeper zu finden, ist nämlich schwer“, sagt Schmitz. Neben Cocktails gibt es auch zehn offene Weine sowie einen Winzer-Champagner für acht Euro das Glas sowie einen Cava und einen Spumante.

Auch Konzerte und Talks geplant: Meisterschüler von Gerhard Richter zu Gast

Wenn das Aperitivo-Angebot gut anläuft, soll es zukünftig auch Themen-Abende geben, wie zum Beispiel französischer Abend mit Chansons und entsprechendem Essen. Musikalisch möchte Schmitz ohnehin auch die Nischen bedienen, von elektronisch, Latin bis hin zu Dub, darf alles dabei sein. Die DJs sind experimentierfreudige Kunststudenten aus dem Salon des Amateurs, dem Veranstaltungsort in der Düsseldorfer Kunsthalle.

Wenn man das mobile DJ-Pult auf Seite schiebt, entsteht sogar eine kleine Bühne für Konzerte. Am Donnerstag, 5. Dezember wird es ein Releasekonzert der Kölner Band C.A.R. geben und im Januar ein Talk mit dem Maler und audiovisuellen Künstler Emil Schult, Meisterschüler von Gerhard Richter. Schult hat für die Band Kraftwerk schon Cover gestaltet.

Off-Bar, derzeit donnerstags bis samstags geöffnet, donnerstags bis freitags 17 bis 4 Uhr, samstags ab 19 Uhr. Perspektivisch will die Off-Bar auch an anderen Tagen öffnen.