Das Tanzlokal Päff gibt es rund 50 Jahre und hat schon etliche Besitzerwechsel hinter sich. Nun übernimmt ein bekanntes DJ-Duo die Geschicke.
Traditionskneipe wird Szene-BarKölner DJ-Duo übernimmt „Päff“ am Friesenwall und bietet Kultur
Ein paar Dinge sind über die Jahrzehnte gleich geblieben: zum Beispiel die Bier-Lieferung über den eigenen Hinterhof. Der verbindet nämlich die Kneipe „Päff“ am Friesenwall mit der Kölsch-Brauerei „Päffgen“. Freddy Deckert zeigt auf die aufgetürmten Fässchen und den Auslieferungswagen. „Wir sagen immer, dass wir die nachhaltigste Bierlieferung Deutschlands haben“, so der 26-Jährige. Täglich werde sondiert: Wie viel haben wir verbraucht, wie viel müssen wir aufstocken?
Am nächsten Tag steht die bestellte Menge dann im Kühlhaus. Aus dem Zapfhahn sprudelt somit Päffgen-Kölsch. Auch der rundlich-wuchtige Schriftzug an der Außenfront hat schon viel miterlebt. Die viereckige Theke und ihre Anordnung in der Raummitte ist geblieben. Doch der Rest ist ziemlich anders. Die drei neuen Betreiber Freddy Deckert, Tammo de Vries und Leander Neukirch haben aus der Kneipe, die vor mehr als 50 Jahren von Günter Päffgen gegründet wurde und zuletzt Stephan Freund vom „Stiefel“ an der Zülpicher Straße führte, einen Szene-Treff gemacht.
Päff am Friesenwall in Köln: Wirte haben Gastro-Erfahrung in Szene-Kneipen gesammelt
Weg von gelben Wänden, roter Decke und trashigen Objekten in der Glasvitrine hin zu einer minimalistischen Einrichtung, grauen Wänden, punktuell brombeer-farbenen Tupfer wie lila Leuchtröhren an den Wänden oder lila angestrichenen Hockern. Deckert und de Vries sind trotz der ersten eigenen Bar in der Gastro-Szene keine Unbekannten und machten sich in den vergangenen Jahren als DJ-Duo Freddy & Tammo mit House-Musik einen Namen. Jeden Donnerstag traf man sie über zwei Jahre lang in der Bar „Zum Scheuen Reh“ am Westbahnhof an. Beim Nachbar-Club „Gewölbe“ sind sie weiterhin sogenannte Resident-DJs und legen dort vier bis fünf Mal im Jahr auf.
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Ausschank- und Thekenerfahrung haben sie in den Kneipen „Zum Goldenen Schuss“ im Belgischen Viertel und „Bumann & Sohn“ in Ehrenfeld gesammelt. „Mit ihnen arbeiten wir eng zusammen. Sie haben uns bei den Umbauarbeiten unterstützt und auch bei weiteren Sachen“, sagt de Vries.
Päff in Köln bietet Kulturprogramm
Seit jeher ist das „Päff“ ein Tanzlokal, früher sogar mit Partykeller. Für Musik sorgen jetzt regelmäßig DJs, die kleine Tanzfläche vor dem Pult nutzen die Gäste gerne. Deckert, de Vries und Neukirch wollen ihre Bar vor allem als kulturellen Ort verstanden wissen. De Vries ist in erster Linie für das Programm zuständig. Einmal im Monat findet mittwochs ein Musikquiz mit Deckert statt.
Es gibt einen Karaoke-Abend, einen After-Work-Donnerstag mit Club-DJs, die ihre Lieblings-B-Seiten spielen und den sogenannten Mono-Mittwoch, bei denen Schauspielschüler der Arturo-Schule in Zollstock Szenen vortragen. Da kann es schonmal passieren, dass die Gäste mitmachen müssen, oder die Protagonisten hinter dem Tresen stehen.
Die Wände sollen auch regelmäßig Ausstellungsfläche sein. Kürzlich hat eine Mitarbeiterin des Päffs hier ihre Werke gezeigt. „Das Päff war ja in seinen Anfängen eine Jazzkneipe. Wir wollen daran anknüpfen und auch diesen Kunst- und Musik-Aspekt betonen“, so Deckert, der selber auch zwei Jahre an der Arturo-Schauspielschule gelernt hat. De Vries hat an der Uni Köln den Studiengang „Intermedia“ studiert.
Junge Leute trinken weniger Alkohol
Neukirch studiert derzeit Medizin an der Uni Köln. Wie passt das zusammen? „Mir hat der kreative Ausgleich gefehlt. Im Päff kann ich diese Kreativität ausleben“, so Neukirch. Nach der Renovierungsphase im September haben sie Wiedereröffnung gefeiert. Seitdem fällt den Wirten auch das veränderte Trinkverhalten der 20-Jährigen auf. „Die trinken deutlich weniger Alkohol, es kann gut sein, dass sie in zwei Stunden zwei Limos bestellen“, so Deckert. „Bei uns war das mit Anfang 20 nicht so, da hat man an so einem Wochenendabend auch schonmal zehn bis zwölf Kölsch und auch Schnaps getrunken.“
Neben Bier gibt es, wie mittlerweile üblich, auch alkoholfreie Varianten. Die Getränkekarte ist wie die Einrichtung aufs Wesentliche konzentriert: Päff und ein Helles vom Fass, ein paar Flaschenbiere, Limos, trendige Spritz-Getränke sowie einige Longdrinks wie Gin Tonic und Whiskey Cola und eine Handvoll Cocktails – Espresso Martini und Negroni: ohne viel Schnick-Schnack.
Päff öffnet dienstags bis samstags ab 19 Uhr, freitags und Samstag bis circa vier Uhr.