Die Bezirksvertretung Lindenthal muss sich erneut mit der Umbenennung einer Straße beschäftigen. Ein anderer Name ist schon in der Diskussion.
Wegen Nazi-ErbeEine weitere Straße im Bezirk Köln-Lindenthal wird wohl umbenannt
In Weiden werden die Anwohner sich gleich an mehrere neue Straßennamen gewöhnen müssen. Gerade erst hat die Verwaltung der Bezirksvertretung Lindenthal vorgeschlagen, dass sie die Umbenennung der Ostlandstraße beschließt. Der Grund: Der Begriff „Ostland“ bezieht sich laut eines Gutachtens auf das Reichskommissariat Ostland, das im Nationalsozialismus die Aufgabe verfolgte, große Bevölkerungsteile zu „germanisieren“ und die jüdische Bevölkerung zu vernichten.
Nun möchte die Bezirksvertretung in ihrer kommenden Sitzung am Montag, 4. Dezember, um 16 Uhr im Bezirksrathaus Lindenthal, Aachener Straße 220, die Umbenennung einer weiteren Straße anstoßen: Sie möchte die Verwaltung beauftragen, das Verfahren zur Umbenennung der Lerschstraße einzuleiten, denn ihr Namensgeber hat ebenfalls eine nationalsozialistische Vergangenheit. Der 1889 geborene Dichter Heinrich Lersch verstarb zwar bereits vor Kriegsbeginn, im Jahr 1936 an einer Lungen- und Rippenfellentzündung. Zeit seines Lebens war er aber ein strammer Anhänger des Nationalsozialismus.
Neuer Name für Lindenthaler Straße ist schon gefunden
Er wurde im Mai 1933 in die Preußische Akademie der Künste berufen und unterzeichnete im Oktober desselben Jahres mit 87 weiteren deutschen Schriftstellern das „Gelöbnis treuester Gefolgschaft“ für Adolf Hitler. Im August 1935 trat Lersch in die NSDAP ein. Er beschrieb in seinen Gedichten vor allem die Härte des Arbeiterdaseins, widmete sich aber auch politischen Themen. In einigen Gedichten verherrlichte er den Nationalsozialismus.
Einen neuen Namen für die Lerchstraße hat die Bezirkspolitik auch bereits parat: Weil sie sich in einem Stadtviertel befindet, dessen Straßen nach Dichtern benannt sind, solle sie künftig Gerhardstraße heißen. „Adele Gerhard ist in Köln aufgewachsen und hat hier auch ihren Lebensabend verbracht“, so heißt es in der Begründung des anstehenden Beschlusses. „Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft war sie bis zu ihrer Emigration den Repressionen des NS-Regimes ausgesetzt.“
So folgte sie 1938 ihren Kindern ins amerikanische Exil, nachdem ihr Mann 1936 gestorben war. 1955 kehrte Gerhard aber nach Deutschland zurück und lebte in Nippes, wo sie im Alter von 87 Jahren verstarb. Bald wird sie – zumindest namentlich – vielleicht in Weiden zu Hause sein. Zunächst muss die Verwaltung aber das Umbenennungsverfahren durchführen und dabei auch die Anwohner befragen.