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Wegen Nazi-VergangenheitStraße in Köln-Weiden muss umbenannt werden

Lesezeit 3 Minuten
Das Straßenschild an der Ostlandstraße in Weiden.

Die Ostlandstraße in Köln-Weiden erinnert an das „Reichskommissariat Ostland“.

Der historische Beirat für die Lindenthaler Bezirkspolitik schlägt die Umbenennung vor. Die SPD bringt den Namen der ehemaligen Ratspolitikerin Helga Schlapka ins Spiel.

Anwohner der Ostlandstraße in Weiden müssen sich auf einen Wechsel ihrer Adresse einstellen. Die Verwaltung hat der Bezirksvertretung Lindenthal in ihrer vergangenen Sitzung mitgeteilt, dass der Historische Beirat der Stadt der Lindenthaler Bezirkspolitik vorschlägt, sie mit der Umbenennung der Straße zu beauftragen.

Hintergrund des Vorschlags ist ein Gutachten, das der Experte Philipp Hoffman im Rahmen des vom Verwaltungsvorstand 2021 initiierten Projekts „Umgang mit dem (post)kolonialen Erbe Kölns“ erstellt hat. Teil des Projekts ist die Untersuchung aller Kölner Straßennamen auf ihren kolonialen und nationalsozialistischen Hintergrund und eine mögliche Umbenennung. Laut eines Gutachtens ist der Begriff „Ostland“ problematisch: Die Straße wurde zwar erst 1949 benannt.

Köln: Weidener Anwohner werden befragt

„Der Name bezog sich aber zum Zeitpunkt der Straßenbenennung und bezieht sich auch noch heute auf die Bezeichnung „Ostland“ vor allem auf das „Reichskommissariat Ostland“ schreibt Hoffmann. Das Kommissariat sei nach dem Angriff auf die Sowjetunion von Juli 1941 bis ins Frühjahr 1945 im Baltikum und in Teilen von Belarus entstanden. Sein Hauptziel sei die nationalsozialistische Ostpolitik gewesen, somit die Germanisierung großer Bevölkerungsteile und die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung. „Etwa eine Million Jüdinnen und Juden wurden im Reichskommissariat Ostland ermordet“, betont Hoffmann. „Der Straßenname wird daher vor allem mit dem nationalsozialistischen Vernichtungskrieg im Osten und der Ermordung großer Bevölkerungsteile in den besetzten Gebieten in Verbindung gebracht.“

Die Bezirkspolitik wird sich nun der Umbenennung annehmen. Bevor die Straße aber einen anderen Namen erhalten kann, werden auch die Anwohner und Anwohnerinnen dazu befragt. Anschließend trifft die Politik die Entscheidung. Friedhelm Hilgers, Vorsitzender der SPD-Fraktion, bat den Beschluss mit dem Namensvorschlag „Helga-Schlapka-Straße“ zu versehen. „Die Verlängerung der Straße ist die Diepenbeekallee, der ehemalige Wohnort von Helga Schlapka.“

SPD-Politikerin Helga Schlapka setzte sich für Köln-Weiden ein

Die am 13. Dezember 2020 im Alter von 88 Jahren an den Folgen einer Covid-19-Infektion verstorbene ehemalige SPD-Politikerin kam aus Weiden. Ihr Heimatviertel wurde mit Lövenich und Junkersdorf 1975 nach Köln eingemeindet. Sie kämpfte für die Integration der neuen Stadtviertel in Köln und dafür, dass die Stadt Köln ihre neuen Gebiete ernst nimmt. Ausdruck dieses Kampfes war ihr Einsatz für die Verlängerung der Stadtbahnlinie 1 nach Weiden. „Die Einweihung des Streckenabschnitts bis zur Schulstraße in Weiden im Sommer 2002 war ganz wesentlich Helga Schlapkas Erfolg“, schreibt die Kölner SPD in einem Nachruf.

2006 wurde die Linie dann noch bis Weiden-West verlängert. Helga Schlapka war zwischen 1984 und 2014 Mitglied des Stadtrats und setzte sich besonders für die Jugendhilfe ein. Für ihr Engagement erhielt sie schließlich das Bundesverdienstkreuz. Roland Schüler (Grüne) konnte sich auch einen anderen Ort vorstellen, um den Namen der verstorbenen Politikerin zu verewigen: einen noch zu schaffenden Platz vor dem Jugendzentrum in Weiden. Am schönsten sei die Umbenennung der Straßenbahnlinie 1 in „Linie Helga nach Weiden-West“, fand er. Das würde die Politik aber wohl nicht durchsetzen können.