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Mit Charakter und LebensfreudeAusstellung in Widdersdorf zeigt mit Porträtfotos die Schönheit des Alters

Lesezeit 3 Minuten
Das Porträt einer älteren Heimbewohnerin zeigt eine lebensfrohe Frau.

Das Porträt einer älteren Heimbewohnerin zeigt eine lebensfrohe Frau.

Zwei Fotografinnen haben im Bonifatius Seniorenwerk 57 Bewohnerinnen und Bewohnerinnen porträtiert.

Blaue Augen werden in Popsongs besungen, machen einen Babyblick so bezaubernd – und finden sich auch im Seniorenheim. Ein solches Augenpaar strahlt dem Betrachter des Porträtfotos einer Bewohnerin entgegen. Sie trägt einen Leo-Mantel, hat eine Sonnenbrille auf dem Kopf und wirkt überaus lebensfroh.

Das Porträt der Fotografin Monika Nonnenmacher ist eines von insgesamt 57 solcher Aufnahmen, die sie mit ihrer Nichte Carina Lange von den Bewohnern und Bewohnerinnen des Bonifatius Seniorenheim in Widdersdorf gemacht hat. Am Donnerstag, 7. November, sind sie um 16 Uhr bei einer öffentlichen Ausstellung im Heim, Zur Abtei 33, zu sehen.

Die Idee entstand gemeinsam

Lange ist wie ihre Tante ebenfalls Fotografin. Die beiden haben zudem eine besondere Verbindung zu der Wohnstätte für ältere Menschen. Nonnenmachers Mutter und Langes Großmutter lebt ebenfalls in dem Seniorenheim. Und so entstand die Idee, sie und ihre älteren Mitbewohner und Mitbewohnerinnen vor Ort einmal abzulichten – im Gespräch mit der Pflegedienstleiterin Katharina Nickl.

Carina Lange fotografiert eine ältere Heimbewohnerin für die Ausstellung.

Carina Lange fotografiert eine ältere Heimbewohnerin für die Ausstellung.

„Vor Jahren habe ich einmal einen Kalender der Pharmaindustrie gesehen, mit Porträts von alten Menschen“, erzählt Nickl. „Die Bilder strahlten so viel Lebensfreude aus.“ Diese Erinnerung weckte bei ihr den Wunsch, die Heimbewohner und -bewohnerinnen auch einmal so abzubilden, mit ihrem besonderen Charakter – unter dem Motto „Die Schönheit des Alters.“ Der Entstehungsprozess sei sehr besonders gewesen. „Wir haben die älteren Menschen noch einmal neu kennengelernt“, so Nickl.

Das Fotoshooting enthüllte verborgene Eigenschaften

Vor der Kamera hätten sich viele ganz anders gegeben als im Alltag: Der Senior, der sonst immer so verschlossen ist, lachte beim Fotoshooting. Sein Porträt zeigt einen fröhlichen alten Herrn mit Sonnenblumen in der Hand.

Eine 93-jährige Heimbewohnerin habe zunächst gemutmaßt, die Fotos würden für das Kondolenzbuch gemacht, wo die Verstorbenen gezeigt werden, so Nickl. Als sie sich dann doch überwunden hatte, sei sie begeistert gewesen. „Oh, ich sehe ja aus wie 80“, habe sie gesagt. Eine andere Dame habe mit Leidenschaft posiert und betont, dass sie fotogen sei. „Sie hat dann den Saal mit wackelndem Po verlassen.“ Einige ältere Menschen fühlten sich beim Fotoshooting noch einmal jung.

Ungefilterte Fotos als Statement gegen den Schönheitswahn

Nonnenmacher und Lange entschieden sich für lebendige Fotos in Farbe. „Wir wollten sie zeigen, wie sie sind“, sagt Nonnenmacher. So wurden weder Filter benutzt noch Falten wegretuschiert. Die Fotos seien auch ein Statement gegen den Schönheitswahn, sagt die Fotografin, eine „Anti-Botox-Kampagne“.

Von den ungeschönten Ergebnissen seien auch die Fotografierten bei einem ersten Blick auf den Laptop begeistert gewesen, erzählt Lange. „Sie empfanden die Bilder viel positiver, als sie sich selbst normalerweise wahrnehmen.“ Die gerahmten Porträts dürfen sich die Modelle nun in Ruhe zunächst bei einer privaten „Sneak-Preview“ anschauen, bevor die Ausstellung dann um 16 Uhr offiziell eröffnet wird.