In einem Video beschwert sich ein Kölner, dass er im Fitnessstudio sein T-Shirt ausziehen soll. Der Amateur-Bodybuilder trägt einen problematischen Aufdruck auf der Brust.
Ärger in Kölner FitnessstudioMann soll Neonazi-T-Shirt ausziehen – für „Fitness First“ gibt es daraufhin Lob

In einem Kölner Fitnessstudio ist ein Mann mit einem Neonazi-T-Shirt der Räume verwiesen worden. (Symbolbild)
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„Es geht um mein T-Shirt“, sagt der Mann in die Kamera seines Handy. Mit diesen Worten beginnt ein Video, das er bei Instagram hochgeladen hat. Darin beschwert sich der Kölner Amateur-Bodybuilder über einen Vorfall bei „Fitness First“ in Ehrenfeld. „Ich werde jetzt hier darauf hingewiesen, mein T-Shirt auszuziehen, andernfalls werde ich des Hauses verwiesen“, sagt er und klingt aufgebracht. Auf seinem weißen T-Shirt steht der Schriftzug „The White Race“ im Stile des Logos von „The North Face“, daneben ist ein Eisenbahntunnel zu sehen.
Eine Mitarbeiterin des Fitnessstudios spricht ihn während seiner Videoaufnahme an. „Nee, es ist nicht alles okay“, sagt der Mann daraufhin. „Es sind grade zwei Kollegen von dir auf mich zugekommen, ich soll mein T-Shirt ausziehen. Was steht denn da drauf?“, will er von der Frau wissen.
Als sie den Aufdruck vorliest, antwortet er: „Ich bin ein Weißer und da bin ich stolz drauf, ganz einfach. Und ich lass’ mir von niemandem sagen, ich hab mein T-Shirt auszuziehen oder Leute fühlen sich hier unwohl oder sonst irgendwas.“ Die Aufnahme endet mit der Ankündigung, dass er seinen Vertrag nun „annullieren“ lasse. Dann ruft er zum Boykott des Geschäfts auf.
Rechtsextreme Provokationen auch im Internet
Geteilt hat die Videos auch der Journalist Julius Geiler. Er berichtet vor allem über Extremismus. Der Blick auf die Accounts, mit denen der Amateur-Bodybuilder in den sozialen Medien aktiv ist, verrät mehr über seine Gesinnung: die Reichsflagge als Hintergrundbild, ein Foto des Schriftzugs „Wir bleiben deutsch“ und „Heimatliebe“ auf der Brust. Das T-Shirt mit dem Aufdruck „The White Race“ stammt übrigens von einem Online-Shop, in dessen Logo eine Maschinenpistole prangt.
Als Banner werden auf der Homepage Sätze wie „Durch Kampf zur Ehre“ und „Widerstand ist unser Weg“ eingeblendet. So etwas findet sich nicht bei Zalando. Im Angebot sind außerdem die Aufdrucke „Nationalstolz“, „Rechtsextreme“ und die Buchstaben „JS“ im Lorbeerkranz.
„JS“ steht für „Jung und Stark“. Das ist der Name einer neuen rechtsextremen Gruppe, die mit Slogans wie „weiß, männlich, kampfbereit“ wirbt. In Bayern wird der örtliche Ableger vom dortigen Verfassungsschutz beobachtet. Die Gruppierung sei insbesondere im Internet aktiv, veranstalte aber auch queer- und fremdenfeindliche Aktionen.
Mitglied von Neonazi-Gruppe „Jung und Stark“
Auch in NRW ist „JS“ vertreten: Die Landesgruppe Nordrhein-Westfalen hat den Beitrag über das „Fitness First“ geteilt. Es handele sich bei dem Abgebildeten in dem Video um ihr Mitglied, heißt es dort. Auch weitere Videos von dem Kölner finden sich auf dem Account der Neonazis, daneben Ausschnitte von Aufmärschen der Partei „Die Heimat“, ehemals NPD.

An einem Laternenpfahl klebt ein Sticker der Partei Die Heimat. Sie hieß früher NPD. (Archivbild)
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Seine Freundin bezeichnet sich selbst als „stolze Deutsche“. Um die Frau an seiner Seite geht es dann auch in dem folgenden Video auf seinem Profil: Im schwarz-weiß-roten Pullover mit der Aufschrift „Deutsches Reich“ veröffentlicht er ein Update zu dem Vorgang im Fitnessstudio. Wieder filmt er sich mit der Smartphone-Kamera. In dem Studio, „wo du als Deutscher nicht willkommen bist“, habe er mit seiner Freundin zusammen ihren Vertrag „jetzt auch auf der Stelle annulliert“.
Geschäftsführung stellt sich hinter die Mitarbeiterin
Der Vorfall hat sich laut „Fitness First“ am 24. Februar ereignet. „Eine Mitarbeiterin des Studios forderte ein Mitglied auf, sein T-Shirt zu wechseln, da es eine offensichtlich rassistische Botschaft trug, oder den Club ansonsten zu verlassen“, sagt Alexander Schopenhauer, Senior Head of Operations bei „Fitness First“. Das Unternehmen stehe für Vielfalt, Offenheit und Toleranz und lege Wert darauf, für seine Mitglieder eine angenehme und respektvolle Trainingsatmosphäre zu schaffen. Deshalb habe die Mitarbeiterin das Hausrecht angewandt. „Auch die Geschäftsführung von ‚Fitness First‘ steht voll und ganz hinter der Entscheidung unserer Kollegin.“
Weitere Kommentare auf X zeigen, dass die Menschen eher auf der Seite der Mitarbeitenden stehen: „Stabil“, „Bravo“, „Das Studio kann man weiterempfehlen“, „Herzlichen Dank Fitness First“ und „absolutes Ehrenfitnessstudio“ schreiben sie unter dem Beitrag. Ein Account kommentiert „Köln ist bunt und wird es immer bleiben“, ein anderer fasst das Ganze so zusammen: „Das nenne ich mal eine gelungene Werbung für das Fitnessstudio.“