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„Anti-Woke“-Feldzug„Frauen“, „Rassismus“ & Co – Diese Worte streicht Trump aus Behördensprache

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt US-Präsident Donald Trump bei einer Rede im Oval Office des Weißen Hauses. Foto: Uncredited/Pool/AP/dpa

US-Präsident Donald Trump bei einer Rede im Oval Office. Den von ihm selbst ausgerufenen Kampf gegen alles, was er als „woke“ ausmacht, führt Trump seit Tag Eins seiner zweiten Amtszeit.

Der Kampf des US-Präsidenten gegen die angebliche „Wokeness“ geht weiter. Nun streicht er rund 200 Begriffe. Welche das sind und was woke bedeutet.

Immer wieder hatte US-Präsident Donald Trump im Wahlkampf gegen die angeblich grassierende „Wokeness“ in den Vereinigten Staaten gewettert und angekündigt, im Falle seiner Wahl den „Unsinn“ rückgängig zu machen.

Nun hat die „New York Times“ eine Liste von rund 200 Begriffen veröffentlicht, die künftig aus der offiziellen und inoffiziellen Behördenkommunikation gestrichen werden sollen.Dazu zählen etwa „non-binär“, „Rassismus“, „amerikanischer Ureinwohner“, „Inklusion“ oder der Begriff „Frauen“.

Die Liste entstammt behördlichen Vermerken zu offizieller und inoffizieller Behördenkommunikation und weiteren Dokumenten, die von Journalistinnen und Journalisten der Zeitung eingesehen werden konnten.

Ungewöhnlich sei ein solcher Vorgang nicht, so die Zeitung. Auch andere Administrationen hätten in der Vergangenheit bestimmte Begriffe aus der behördlichen Kommunikation verbannt. Dennoch stellten die nun veröffentlichten Begriffe und Phrasen „eine deutliche Überarbeitung im Sprachgebrauch sowohl in den Fluren der Regierung als auch in der Bevölkerung“ dar, analysiert die „New York Times“ und ordnet die Liste als ein „untrügliches Zeichen“ für die Prioritäten der neuen US-Regierung ein.

Trump „Revolution des gesunden Menschenverstands“

Trump hatte schon kurz nach seiner erneuten Wahl zum US-Präsidenten Anfang Januar 2025 eine „Revolution des gesunden Menschenverstands“ angekündigt. Amerika, so Trump, werde es bald wieder besser gehen, das Land werde stärker als je zuvor zurückkehren, nachdem es sich von diesem „Woke-Unsinn“ befreit habe.

PayPal-Gründer Peter Thiel: „Christentum für Wokeness verantwortlich“

Der „Anti-Woke“-Feldzug Trumps ist dabei keinesfalls neu. Bei seinen Fans legendär ist etwa der Ausspruch „Everything Woke Turns to Shit“ aus einer Rede des damaligen Nicht-Wieder-Präsidenten auf einer Veranstaltung des Republikaners Mo Brooks, der sich zu der Zeit um einen Platz im US-Senat bewarb, im August 2021.

Der Kampf gegen die Trumps Meinung nach überall grassierende „Wokeness“ ist dabei mitnichten allein Chefsache. Ob der heutige Vize-Präsident J.D. Vance, der einst als Autor des Buches „Hillbilly-Elegie“ (2016) vom liberalen Amerika gefeiert wurde, Tech-Milliardär Elon Musk oder der in Deutschland geborene PayPal-Gründer Peter Thiel, der als politischer Ziehvater von Vance gilt, sie alle haben in der Vergangenheit ihrerseits den Kampf gegen „Wokeness“ ausgerufen.

Musk wetterte im letzten Jahr, das „Woke-Virus hat meinen Sohn getötet“ und meinte damit die Geschlechtsangleichung seiner trans Tochter Vivian Jenna Wilson. Auch Thiel spricht sich immer wieder gegen „Wokeness“ aus, erst Ende Februar 2025 machte er das Christentum für zunehmende „Wokeness“ verantwortlich, da, so Thiel, „das Christentum, die vorherrschende Religion in der westlichen Welt, immer auf der Seite der Opfer“ sei.

„Wokeness“: Was ist das?

„Woke“, „Wokeness“, „Wokeismus“ – das sind Vokabeln, die längst auch im deutschsprachigen Raum zu Kampfbegriffen erklärt worden sind. Personen, die sich selbst als politisch links definieren, bezeichneten sich ursprünglich stolz selbst als „woke“ und meinten damit „achtsam“ oder „problembewusst“. Für Menschen, die sich als politisch konservativ oder rechts verorten, beschreiben die Begriffe nichts weniger als eine angebliche Kulturrevolution von links, die es aufzuhalten gelte. „Wokeness“ ist inzwischen vor allem diffamierend gemeint. 

Aber was bedeutet der Begriff „Wokeness“ eigentlich? Im Cambridge Dictionary, das seit 1995 von der renommierten Cambridge University in England herausgegeben wird, wird der Begriff wie folgt beschrieben:

„a state of being aware, especially of social problems such as racism and inequality“

(ein Zustand des Bewusstseins von speziellen sozialen Problemen, wie etwa Rassismus und Ungleichheit)

Markus Söder: „Düstere Woke-Wolke droht unseren weiß-blauen Himmel zu verdunkeln“

Die Angst vor einer um sich greifenden „Wokeness“ und dem damit angeblich einhergehenden gesellschaftlichen Verlust von altbekannten Traditionen, Werten und Errungenschaften machen sich längst auch Politiker und Politikerinnen hierzulande zu eigen, so auch der bayrische Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Auch einige konservative Medien warnen immer wieder mit diesem Kampfbegriff.

Beim traditionellen politischen Aschermittwoch seiner Partei warf Söder der damaligen Ampel-Koalition 2023 vor, ein „anderes Deutschland“ zu wollen. „Ihr Leitmotiv ist Wokeness“, erklärte Söder in Passau. Es drohe „eine düstere Woke-Wolke unseren weiß-blauen Himmel zu verdunkeln“, fabulierte der CSU-Politiker.