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Mark KnopflerArena zu groß für Gitarrengott

Lesezeit 2 Minuten

Mark Knopfler, Gitarrengott und ehemaliger Dire-Straits-Sänger.

Er wartet ganze 45 Minuten, bis der Moment kommt, den viele der 12 500 Zuschauer in der Lanxess-Arena am Dienstagabend geradezu herbeigesehnt haben: Mark Knopfler entlockt seiner Gitarre die ersten Töne der Dire-Straits-Ballade „Romeo and Juliet“, die noch immer für ein Gänsehautgefühl sorgt. Mit seiner legendären Band feierte der 63 Jahre alte Schotte in den 80er Jahren seine größten Erfolge. 1995 löste sich die Formation auf, die Solo-Karriere begann. Knopfler sagte später, ihm sei der Erfolg der Dire Straits schlicht zu viel geworden.

Bei seinen Konzerten bleibt Knopfler mittlerweile konsequent: Nur wenige Dire-Straits-Songs finden ihren Weg auf die Setlist. Auch in Köln muss sich das Publikum mit nur zwei Hits begnügen. Neben „Romeo and Juliet“ spielen Knopfler und seine hervorragende Band noch das 14-minütige, epische „Telegraph Road“ vom 1982er Album „Love Over Gold“. Den Song, der die bewegte Geschichte einer Straße in der US-Stadt Detroit erzählt, spickt Knopfler mit nach wie vor einzigartigen Gitarren-Soli.

Den Fokus lenkt er jedoch ganz deutlich auf sein aktuelles Album „Privateering“, eine ruhige Mischung aus Country, Blues und Folk, die zum Teil mit dem irischen Dudelsack Uilleann Pipes angereichert wird. Knopfler führt die Zuschauer mit dem harmonischen, titelgebenden „Privateering“ in die Welt des Freibeutertums zu „schönen Frauen“ und „einem Ufer, das nicht mir gehört“. An zwei Stellen brechen die Musiker aus, die Lautstärke zieht an, dann wird der Song wieder ruhiger, zum Abschluss scheint Schlagzeuger Ian Thomas sein Instrument nur noch zu streicheln.

Etwas lauter geht es bei „Corned Beef City“ zu, bei dem Knopfler mit der Slide-Gitarre seinen charakteristischen Sound abruft. Das satt daherkommende Stück erinnert noch am ehesten an den wuchtigen Klang der Dire Straits.

Mit „Postcards from Paraguay“ vom Album „Shangri-La“ nimmt Knopfler das Tempo fast ganz aus dem Konzert. Die Band spielt die gemächlich dahinfließende Melodie souverän herunter, es fehlt jedoch an Druck. Doch die Entschädigung folgt sogleich mit dem großartigen „Marbletown“ vom Album „The Ragpicker’s Dream“, das trotz seiner instrumentalen Opulenz sehr intim wirkt.

Knopflers Musik passt mittlerweile ohnehin besser in einen Club als in eine große Multifunktionshalle. Einige Songs verlieren sich in der Weite der Kölner Arena ein wenig zu sehr. Knopfler und seine Band schicken die Fans schließlich mit dem traurig-schönen „Going Home“ aus dem Film „Local Hero“ nach Hause - ein starker Abschluss für einen stellenweise etwas zu gediegenen Abend.