Ab Donnerstag treten die Kölner Haie gegen den Eisbären um den Titel an – in einer Endspiel-Serie von maximalem Interesse.
PlayoffsHaie gegen Berlin – mehr Finale geht nicht

Die Kölner Haie könnten nach 23 Jahren wieder eine Meisterschaft in der DEL gewinnen.
Copyright: IMAGO/Revierfoto
An einem kurzen Video-Clip, den MagentaSport in den sozialen Medien gepostet hat, können sich die Haie-Fans seit Montagabend nicht sattsehen. Minute 69 der Overtime im sechsten Playoff-Halbfinalspiel am Montag zwischen Köln und Ingolstadt: Ein langer Pass auf Justin Schütz, der in Richtung Tor rauscht, abzieht – und Ingolstadts Goalie Christian Heljanko gezielt tunnelt. Sudden Death für den ERC, 3:2 für die Haie, die die Serie mit 4:2 gewinnen und zum ersten Mal seit elf Jahren wieder in einem Playoff-Finale stehen.
Kölner Haie spielen ab Donnerstag um die Eishockey-Meisterschaft
„Justin Schütz, der Exorzist von Köln, er vertreibt den Finalfluch“, schreit der Reporter – und die 18.600 Zuschauer in der ausverkauften Lanxess-Arena rasten vor Freude aus. Ab Donnerstag spielt der KEC gegen Titelverteidiger Eisbären Berlin um die deutsche Eishockey-Meisterschaft.
Die Dramaturgie des Finaleinzugs hätte man kaum spannender entwerfen können: 0:2-Rückstand der Haie im ersten Drittel, die Kölner beißen sich zurück ins Spiel gegen den spielstarken Hauptrunden-Ersten der DEL. Diesmal sind die Haie aber nicht nur defensivstark wie in den Begegnungen zuvor, sondern auch offensiv sehr aktiv. Und je länger das Spiel dauert, desto besser werden sie. Nachdem Kapitän Moritz Müller in der 15. Minute auf 1:2 verkürzt hat, schießt Gregor MacLeod in der 46. Minute das 2:2. In der Verlängerung sind die Haie das dominante Team, das Ingolstadt förmlich an die Wand spielt. Zwei Lattentreffer landen die Haie, bevor Schütz es besser macht.
Alles zum Thema Lanxess Arena
- Finalserie gegen Berlin KEC gleicht aus – MacLeod trifft in der Verlängerung
- Alles auf Anfang in Köln? Haie kämpfen um Serien-Ausgleich im Finale gegen Berlin
- Treuer Fan Kölnerin hat in 19 Jahren nur drei Haie-Heimspiele verpasst
- Final-Einzug der Haie Gefühl, dass etwas Großes entstehen könnte
- Lanxess Arena: Bis zu 20% Rabatt auf Business Seats, Premium Pakete oder Einzellogenplätze!
- Im Finale gegen Berlin Kölner Haie schlagen Ingolstadt in der Verlängerung
- Nervenkrimi gegen Ingolstadt Fans wollen die Kölner Haie ins Finale peitschen
Ausgerechnet Schütz, muss man hier sagen. In all den Playoff-Spielen hat der 24-jährige Torjäger gekämpft und geackert, manchmal schien er verzweifelt, denn ein Tor wollte ihm einfach nicht gelingen. Bis das Momentum, dieses kleine Stück Glück, das im Eishockey so oft den Unterschied macht, am Montag im entscheidenden Moment wieder bei ihm war. „Ich habe mir die ganzen Playoffs enormen Druck gemacht, und ich bin froh, dass es endlich geklappt hat“, sagte der Stürmer, der den KEC nach der Saison gen Mannheim verlassen wird.
Die Bedeutung dieses Erfolgs für die Haie ist ebenso groß wie vielschichtig: Einerseits ist da die lange Final-Flaute von elf Jahren – und die noch längere Zeit ohne Titel, die bereits 23 Jahre währt. Die vielen Fans, die mit den Haien durch die tiefen Täler der jüngeren Vergangenheit gegangen sind, durch dunkle Phasen wie den Fast-Bankrott des Vereins in der zuschauerlosen Corona-Zeit, in der sie ihre Dauerkarten spendeten, um dem Klub zu helfen. Doch immer lebte die Hoffnung auf bessere Zeiten, darauf, dass sich die Größe des bekanntesten Eishockey-Klubs des Landes eines Tages auch wieder auf dem Eis zeigen würde.

Kölns Moritz Müller (rechts) will seine herausragende Karriere bei den Kölner Haien mit einer Meisterschaft krönen.
Copyright: Marius Becker/dpa
In diesen Playoffs ist nun das Gefühl da, dass tatsächlich etwas Neues und Großes entstehen könnte. Nicht nur, weil die Haie als Tabellen-Sechster erst im Viertelfinale Bremerhaven, den Tabellendritten, und dann im Halbfinale Ingolstadt, den Ersten, aus dem Wettbewerb geworfen haben. Sondern auch, weil es noch nie so explosive Heimspiele in der Lanxess-Arena gab, in der die Haie schon seit 1998 antreten. Über all die Jahre taten sich die Kölner Profis schwer, auf der großen Bühne zu bestehen. In diesen Playoff-Tagen, in denen die Arena stets ausverkauft ist, ist das Publikum zu einer tragenden Säule der Mannschaft geworden. Enthusiastisch, manchmal fast ekstatisch peitschen die Fans die Spieler zu Höchstleistungen. Anders ausgedrückt: Erstmals ist ein echter Heimvorteil in der Lanxess-Arena zu spüren.
Finalgegner Berlin ist in der Serie „Best of 7“, die am Donnerstag um 19.30 Uhr in der Arena am Ostbahnhof startet, klar favorisiert. Nicht nur, weil die Eisbären die Hauptrunde als Tabellenzweiter abgeschlossen haben, sondern auch wegen ihrer Routine im Gewinnen von Playoff-Finals. Zum 14. Mal stehen die Berliner im Endspiel um die deutsche Eishockey-Meisterschaft, zehn Mal gewannen sie bislang den Titel. 2025 haben die Eisbären erst ein Playoff-Spiel verloren – im Viertelfinale gegen die Straubing Tigers. Ihren Halbfinalgegner Adler Mannheim fegten sie in beeindruckender Manier in vier Partien aus dem Wettbewerb. Mit drei starken Sturmreihen, zu denen der Kanadier Ty Ronning gehört, der in 22 Spielen nacheinander punktete und damit den 30 Jahre alten Rekord von Peter Draisaitl verbesserte.
Die Rolle des Außenseiters nehmen die Haie sehr gern an und glauben an ihre Chance – Schütz sagte: „Wir sind der Underdog, aber wenn wir so spielen, dann können wir jeden schlagen, auch viermal.“ Für die Liga könnte es keine attraktivere Endspiel-Serie geben als das Duell zwischen diesen beiden Vereinen. Die Haie und Eisbären sind die deutschen Klubs mit den meisten Fans und Zuschauern. 14.200 Besucher passen in die Berliner Arena, die Haie werden im Finale mit 18.600 Zuschauern ausverkauft sein. Mehr Finale geht nicht.
Die Tickets für die Haie-Heimspiele am 19. April um 19 Uhr und am 23. April um 19.30 Uhr in der Lanxess-Arena waren so heiß begehrt, dass sie binnen weniger Minuten vergriffen waren. Zu Beginn des Ticketverkaufs am Dienstagmorgen um 10 Uhr waren, wie die Haie berichteten, gut 30.000 Interessenten in der Online-Warteschlange. In der analogen Welt bildete sich vor dem Fanshop im Deutzer Haie-Trainingszentrum ebenfalls eine lange Schlange. Laut KEC-Geschäftsführer Philipp Walter hätte der Verein theoretisch so viele Tickets verkaufen können wie fürs RheinEnergie-Stadion – also 50.000 pro Partie. Und das bedeutet, dass der KEC in den Playoffs auf eine fast hundertprozentige Auslastung in der Lanxess-Arena kommt – so etwas gab es noch nie.
Die Termine in Berlin sind der 17. April (19.30 Uhr) und der 21. April (16.30 Uhr). Sollte es weitere Spiele in der „Serie of 7“ geben (wer viermal gewinnt, ist deutscher Meister), dann würden die Begegnungen am 25. April in Berlin, am 27. April in Köln – und schließlich am 29. April bei den Eisbären ausgetragen werden. Verlängerungen werden in den Playoffs wie üblich mit Sudden Death gespielt, aber anders als in der Hauptrunde in kompletten Dritteln und mit fünf gegen fünf. Im TV sind alle Finalpartien in voller Länge bei MagentaSport zu sehen – in einem Abonnement, das monatlich abgeschlossen werden kann.