Matthias Matschke im Interview„Man kann Köln gegenüber nicht gefühllos sein“
Köln – Herr Matschke, bei Ihren vielen Drehs in Köln: Bedeutet Ihnen die Stadt etwas, oder ist sie ein Arbeitsplatz wie jeder andere auch?
Wenn man hier so oft und lange arbeitet wie ich, kann man Köln gegenüber nicht gefühllos sein. Ich habe eine große Zuneigung zur Stadt entwickelt, weil man hier sehr gut Mensch sein kann und ein Lebensgefühl jenseits von „Wir sind alle Freunde und betrinken uns zusammen“ herrscht. Es herrscht hier diese große Qualität und Gelassenheit, die sich durch das lange Bestehen Kölns entwickelt haben, da spielte selbst die Zerbombung im Zweiten Weltkrieg keine Rolle. Die Kölner sind immer aufgestanden und haben weitergemacht.
Zur Person
Matthias Matschke (49) lebt in Berlin und wurde unter anderem als Kommissar Köhler im „Polizeiruf 110“ sowie neben Anke Engelke in „Ladykracher“ bekannt. Derzeit ist er in der neunten Staffel „Pastewka“ sowie seit vergangenen Freitag auch wieder als geachteter, cleverer, sozial allerdings nicht ganz kompetenter Professor Jasper Thalheim in der ZDF-Serie „Professor T.“ zu sehen. (kle)
Wann waren Sie erstmals in Köln?
Ich bin in Südhessen aufgewachsen und als Kind unzählige Male hierhergeschleppt worden, dank meines Vaters, der gern Auto-Wochenend-Ausflüge gemacht hat. Weil wir samstags noch Schule hatten, war Köln gerade richtig, es war nicht zu weit entfernt. Es war eine Art Kurzurlaub, immer am Rhein entlang, erst Bonn, dann der Dom, dann die Museen, erst das Römisch-Germanische, später das Ludwig.
Waren das Zwangs-Besuche für Sie als Kind?
Nein, nie. Das war für mich immer sehr schön. Die Liebe zu den Museen ist geblieben. Immer, wenn ich drehfrei habe, bin ich da zu finden. Wenn man in die Museen geht, lernt man am meisten über die Stadt. Ich habe gerade das wunderbare Museum Schnütgen für mich entdeckt, das mir bisher nicht so vertraut war, mit tollen Stücken aus dem Mittelalter und Interessantem aus den Benediktiner-Abteien rund um Köln.
Worauf können Sie in Köln verzichten?
Auf den irren Verkehr. Das ist in Berlin doch anders. Komischerweise behaupten die meisten Kölner immer noch, dass man hier mit einem Auto klar kommen kann. Ich behaupte das Gegenteil und würde die ganze Innenstadt radikal von Autos befreien. Dann hätten sicher viele einen Grund zu meckern, und das sollte man den Kölnern auch nicht verwehren, aber es würde ihnen nicht nur gesundheitlich und von der Ruhe her guttun. Zur Bewältigung der Wege würde ich ein Fahrrad vorschlagen.
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Bei so viel Interesse an Köln und der vielen Arbeit in der Stadt – schon mal dran gedacht hierherzuziehen?
Das wird wohl nie kommen, dazu bin ich Berlin zu sehr verbunden. Da findet – zumindest gedachtermaßen – mein Leben statt. Interessanterweise kommen viele Freunde, die ich in Berlin habe, aus Köln und nicht wenige davon aus der Familie Pastewka, und das ist ja die kölscheste Familie, die nicht in Köln lebt.
Sie sind mit zwei Serien im TV präsent, die beide in Köln spielen – mit „Professor T.“ im ZDF und dazu „Pastewka“ bei Amazon. Woran hängt Ihr Herz mehr?
Gäbe es Lebewesen mit zwei Herzen, dann wäre ich gerne eins, ein Herz könnte dann für „T.“, eines für „Pastewka“ schlagen. Bei „Pastewka“, das ja leider zu Ende geht, ist viel Stolz dabei, es ist schon die neunte Staffel, das hat „Seinfeld“-Größe. Und bei „T.“ ist es diese faszinierende Aufgeregtheit. Es ist ein tolles Projekt, ich fühle mich extrem geschmeichelt, dabei sein und es sogar mitgestalten zu dürfen.
„Pastewka“ war immer kölsch, „Professor T.“ ist dazu geworden. Bewusst passiert?
Ja, wir haben das belgische Konzept, dass Prof. T aus Antwerpen kommt, geändert und gesagt, dass er Kölner ist. Das war erst nur eine Behauptung, aber inzwischen ist er das. Er ist durch die Fälle an die Stadt angebunden – ein großer Fall spielte zum Beispiel im Karneval, und damit ist man mitten in der Stadt und bei dem, was die Menschen in Köln umtreibt. Das sind nicht nur Kölner Kulissen, die Kulissen werden mit Leben erfüllt.
Ihr weiteres Standbein in Köln war „Sketch-History“ und ist die „heute-show“. Was bedeuten die für Sie?
Beides war und ist für mich ein bisschen der Inbegriff von Köln. Man fährt hierher, macht Quatsch, hat unheimlich viel Spaß, oftmals ist dann auch Anke Engelke irgendwo in der Nähe, und dann geht es wieder nach Hause, und man sagt sich: „Was habe ich doch für einen geilen Beruf.“
Bei der „heute show“ gehören Sie zur Stamm-Besetzung. Wie prägt das Ihr Leben?
Wenn ich weiß, Freitag muss ich nach Köln, bin ich schon montags ganz aufgeregt. Denn dann geht alles auf Zuruf. Mittwochs oder donnerstags kommt der Text, freitags muss er stehen. Dann gibt es keinen Platz und keine Zeit mehr für langes Nachdenken und Ängste. Ich kann mir den Text gerade noch ordentlich durchlesen, die nicht verstandenen Fremdwörter googeln und beginne dann, ihn mit deutlicher Stimme vorzutragen. Ich mache es, ehe die eigenen Gedanken mich erwischen. Zack!, zack!, zack! – und los geht’s.
Ernst und Klamauk – Sie können beides. Wie passt das zusammen?
Meine ersten großen Vorbilder kamen aus dem Klamauk, waren im TV „Väter der Klamotte“, die Marx Brothers und Monty Python. Eines Tages wurde mir klar: Klamauk ist eine ernsthafte Sache, für die man sich nicht schämen muss. Und ich habe es gemacht. Jetzt ist die „heute-show“ die intelligente Form von Klamauk und ein ganz großer Bestandteil von mir.
Ihr Hobby ist die Fotografie. Wo kann man Sie in Köln mit der Kamera finden?
Es gibt auf der Deutzer Seite wunderschöne Orte, von denen aus man über den Rhein fotografieren kann. Man muss sich dafür nicht zwingend vors Hyatt stellen, zwei Kilometer rauf oder runter ist es viel besser. Allerdings fotografiere ich zurzeit gar nicht.