Am Freitag diskutierten Medienprofis und Wissenschaftler über die Gefahren von KI. Eins stand schnell fest: Die Herausforderungen sind groß.
Mediakompetent-Barcamp in KölnWie behält man den Überblick im Fake-News-Dschungel?
Spätestens mit dem Papst im Daunenmantel wurde klar, welche Gefahr von künstlicher Intelligenz ausgeht. Als im März ein Foto von Franziskus viral ging, das den Pontifex in einem stylisch-glänzenden Mantel zeigte, und einem Blick, als würde er gleich für Balenciaga oder Gucci über den Laufsteg schreiten, war das zunächst vor allem lustig.
Als sich allerdings herausstellte, dass das täuschend echt aussehende Foto ein Fake war, erstellt von einer künstlichen Intelligenz, kam man dann doch ins Grübeln. Das Beispiel vom Hipster-Papst mag zwar harmlos sein, aber es verdeutlichte das enorme Potenzial für Missbrauch und die Verbreitung von Fake-News durch den Durchbruch der künstlichen Intelligenz.
Barcamp in Köln: Wie unterscheiden zwischen Fake und Wahrheit?
Das Bild war am Freitagnachmittag beim „Mediakompetent Barcamp“ auch der Aufhänger für die Diskussion über Chancen, Risiken und Gefahren von künstlicher Intelligenz für die Medienöffentlichkeit. Ins Leben gerufen wurde die Veranstaltung mit dem Titel „Aufklärung statt Überforderung – Warum Medienkompetenz unverzichtbar ist“ vom „Journalismus 3000“-Verlag in Kooperation mit dem Tabakkonzern „Japan Tobacco International“, der seine Deutschlandzentrale im Kölner Mediapark hat.
Sylvia Muschalski, Projektleiterin von „Mediakompetent“, betonte in ihrer Einführungsrede: „Klar ist: ChatGPT und ähnliche Programme markieren den Beginn einer neuen Welle technologischer Entwicklungen, die uns vor große Herausforderungen stellen werden.“
Und der Horizont dieser Herausforderungen ist erschlagend groß: Wie gehen Journalistinnen und Journalisten mit den Entwicklungssprüngen bei der KI um? Wie können Leserinnen und Leser künftig im Dschungel aus Social-Media-Bots, KI-generierten Fotos und algorithmusgesteuerten Timelines den Überblick über Fake und Wahrheit bewahren?
KI-Führerschein für Kinder und Senioren ist keine Lösung
Mathias Daniel, Chefredakteur von „Journalist“, appellierte: „Auch wenn es immer etwas pathetisch klingt, wenn man das sagt, aber: Ohne seriösen Journalismus funktioniert unser Zusammenleben, funktioniert unsere Wirtschaft, funktioniert im Endeffekt unsere Demokratie nicht.“
Nur wie sieht die Zukunft dieses Journalismus aus? Und wie behält die Öffentlichkeit den Überblick darüber, was vertrauenswürdiger Journalismus ist, und was nicht? Mit einfachen Antworten wollten sich die etwa 30 Diskutanten aus Wissenschaft und Medien nicht zufriedengeben. So etwas wie ein KI-Führerschein etwa, analog zu dem immer wieder geforderten Internet-Führerschein für Kinder und Senioren, könne es nicht sein.
Vielmehr suchten die Teilnehmer innerhalb spontan zusammengestellter Diskussionsrunden nach Lösungsansätzen, die bei den Medien selbst ansetzten. So wurde etwa unter der Fragestellung „Wie Medienkompetent sind eigentlich die Medien“ die Frage gestellt, wie gut sich Zeitungs- und Funkhäuser unter den beschleunigten Bedingungen der digitalen Öffentlichkeit überhaupt selbst in der neuen Social-Media-Welt zurechtfinden – und wo sie Nachholbedarf haben.
Kurz darauf hielt der Wissenschaftler und Experte für künstliche Intelligenz, Dennis Klinkhammer, einen Vortrag über den Maschinenraum hinter den großen KI-Modellen wie ChatGPT. Er stellte dabei Alternativen zu den großen KI-Modellen von Konzernen wie Microsoft und Google vor. So wie GPT4All, das in der medialen Berichterstattung bisher kaum Beachtung fand und das nach Klinkhammers Ansicht die Möglichkeit bietet, Kontrolle und Souveränität über die Fähigkeiten von künstlicher Intelligenz zu behalten.
Die Veranstaltung diente als Selbstreflexion der Medien über sich selbst. Zwar fehlte es an eindeutigen Antworten auf die Fragen, wie man mit den Gefahren von KI umgehen kann. Angesichts der enormen Herausforderungen ist das jedoch wenig überraschend. Immerhin wurden Wege aufgezeigt, wie man zu diesen Antworten gelangen könnte. Und das ist ja schon etwas.