Deutlich mehr Senioren und Fußgänger waren in Unfälle verwickelt, bei den Radfahrern gab es einen leichten Rückgang.
Verkehrsstatistik für KölnErster tödlicher Unfall mit E-Scooter – Tempoverstöße auf Zehn-Jahres-Hoch
Es sei zwar nicht der „klassische“ E-Scooter-Unfall gewesen, also nicht die Art von Unfällen, die die Polizei mit ihren Präventionsaktionen zu verhindern versuche, sagt Frank Wißbaum, Leitender Polizeidirektor. Dennoch war es in Köln der erste tödliche Unfall mit einem E-Scooter überhaupt, der sich voriges Jahr in Meschenich ereignet hat. Mit einem gestohlenen Elektroroller war ein Mann mittags auf dem Weg zum Einkaufen gegen einen Bordstein geprallt, gestürzt und zwei Tage später im Krankenhaus an seinen schweren Kopfverletzungen gestorben.
Bei ihren Aufklärungskampagnen – zum Beispiel auf Bierdeckeln in Kneipen – hat die Polizei es eher auf junge Menschen in den innerstädtischen Partyzonen abgesehen, die alkoholisiert auf einen Leih-Scooter steigen, die Kontrolle über die Lenkung verlieren und verunglücken. 86-mal waren E-Scooter-Fahrer im Vorjahr in Köln bei insgesamt 386 Unfällen alkoholisiert, es ist die Ursache Nummer 1 bei Unfällen mit E-Rollern. 59 E-Scooter-Fahrerinnen oder -fahrer wurden schwer verletzt. Grund genug für die Polizei, ihre Präventionsbemühungen weiter aufrechtzuerhalten. „Manche glauben immer noch, E-Scooter seien ein Spaßfahrzeug“, sagt Wißbaum. „Sind sie aber nicht.“
Köln: Unfallzahlen wieder auf demselben Niveau wie vor Corona – teils höher
In nahezu allen Bereichen sind die Zahlen der Verkehrsunfallstatistik im vergangenen Jahr gestiegen. Damit befinden sich die Werte inzwischen wieder auf dem Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019. Insgesamt zählte die Polizei 36.833 Unfälle, das sind 100 pro Tag.
„Das Leben ist zurück auf der Straße“, sagt Wißbaum, und man muss hinzufügen: Der Tod ist es auch. 25 tödliche verunglückte Verkehrsteilnehmer im Vorjahr waren so viele wie seit Jahren nicht. 17 der Opfer waren älter als 60 Jahre. 14 waren zu Fuß unterwegs. „Statistisch gesehen war Zu-Fuß-Gehen in Köln für ältere Menschen voriges Jahr gefährlich“, sagt Wißbaum. „Das bereitet uns Sorgen.“ Bei acht tödlichen Unfällen hätten die Opfer selbst die Ursache gesetzt, in drei Fällen etwa, weil sie bei Rotlicht eine Ampel überquert haben.
„Jeder verletzte Mensch im Verkehr löst eine Tragödie aus“, sagt Kölns Polizeipräsident Johannes Hermanns. Es sei inzwischen „richtig eng“ auf den Straßen in und den Autobahnen um Köln. Er appellierte an alle, gegenseitig Rücksicht zu nehmen. Als „besonders bedrückend“ bezeichnete Hermanns, dass 16 von 25 tödlich verunglückten Verkehrsopfern „ungeschützt“ gewesen seien, also zu Fuß, auf dem Rad oder einem E-Scooter unterwegs waren.
Köln: Polizei kündigt verstärkte Geschwindigkeitskontrollen an
Die Zahl der Unfälle, in die Radfahrer verwickelt waren, ist fast als einzige im Vorjahr leicht gesunken: um fast drei Prozent auf 2065. In 56 Prozent aller Fälle hätten die Radler selbst die Ursache gesetzt, sagt Wißbaum. 68 Männer oder Frauen etwa seien betrunken gewesen und ohne Fremdeinwirkung gestürzt.
Auf ein negatives 10-Jahres-Hoch stieg im Vorjahr die Zahl der Autounfälle, die auf „nicht angepasste Geschwindigkeit“ eines Autofahrers zurückzuführen sei, so Wißbaum – oft, aber längst nicht immer, wurde das Tempolimit überschritten. 383 Unfälle mit neun Toten entstanden daraus. Das sind 50 Prozent mehr als 2022 und mehr als doppelt so viele wie im letzten Vor-Corona-Jahr 2019. Als Konsequenz daraus will die Polizei in der nächsten Zeit ihre Geschwindigkeitskontrollen „nochmals verstärken“, kündigte Wißbaum an.
Nicht müde wird die Polizei zudem, mit ihrem „Crash-Kurs“ Schülerinnen und Schüler besonders emotional für die Gefahren von Alkohol und Geschwindigkeit am Steuer zu sensibilisieren. Mehr als 40 Prozent der Erwachsenen zwischen 18 und 24 Jahren hätten den „Crash Kurs“ inzwischen schon durchlaufen, insgesamt fast 13.000 junge Menschen in Köln. Und dennoch stieg im Vorjahr neben der Zahl der Geschwindigkeitsunfälle auch die Zahl der verbotenen Autorennen auf Kölner Straßen im Jahresvergleich erneut an: um elf Prozent auf 241. Er glaube weiter fest daran, dass man die Schüler mit dem „Crash Kurs“ erreiche, betont Wißbaum. „Die Frage ist, wie nachhaltig das funktioniert.“
Illegale Rennen dagegen seien vor allem mit repressiven Mitteln zu bekämpfen, sagte Polizeipräsident Hermanns – also mit Kontrollen und Strafen. Daher wolle die Polizei auch künftig mit dem Einsatztrupp Verkehr und an bestimmten Schwerpunkttagen besonders intensiv Autotuner, Poser und Raser kontrollieren.